Duisburg. Das Loch in der A40-Rheinbrücke wird immer größer. Jetzt werden die ersten Schrägseile abgerissen. Warum dafür neue Technik entwickelt wurde.

Der Abriss der alten A40-Rheinbrücke in Duisburg macht sichtbar Fortschritte: Die einstmals größte Schrägseilbrücke der Welt hängt sichtlich in den Seilen.

Inzwischen klafft ein großes Loch in der rund 800 Meter langen Brücke, ans andere Rheinufer kommt man über sie nicht mehr. Die mit dem Abbruch beauftragten Unternehmen haben neue Kappen auf die Pylone montiert, berichtet die Projektgesellschaft Deges. An ihnen sind Hilfsseile befestigt, die die Brückenspitzen während des Abbruchs anheben und halten. Projektleiter Knut Ewald erklärt, dass so die alten Seile entlastet werden.

Die armdicken Seile der alten A40-Rheinbrücke in Duisburg werden jetzt nach und nach abgetrennt.
Die armdicken Seile der alten A40-Rheinbrücke in Duisburg werden jetzt nach und nach abgetrennt. © Deges | Take it Media GmbH

A40-Rheinbrücke in Duisburg: Schrägseile werden paarweise abgetrennt

Durchsägen kann man die armdicken Seilbündel, die so markant gelb leuchten, aber nicht ohne weiteres. An jedem Pylon sind drei Bestandsseilebenen zu sehen, an denen die Brücke aufgehängt ist – die neue Brücke hat fünf Seilebenen, die von den Pylonen schräg zur Brückenfahrbahn führen.

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An der alten Brücke besteht jedes einzelne Seil aus 18 Stahlkabeln. Beim Abbruch werden nun immer zwei dieser Seile von einem Gerät gehalten, das eigens für dieses Projekt entwickelt wurde, eine Art Hydraulikzylinder-Konstruktion.

Innovative Technik soll die Spannung auf den Seilen aufnehmen

Hat sie einen Namen? Da gucken sich die Ingenieure etwas ratlos an, taufen sie dann spontan „Seilentspannungssystem“. Die Schnitte sollen damit kontrolliert durchgeführt werden können. Spannung ist auf dieser Baustelle das große Thema, das trotz der Hilfsseile noch bestehen kann.

Die Sorge, dass etwas unkontrolliert durch die Gegend fitschen könnte, schwindet mit der neuen Technik. Sie greift und hält an zwei Stellen das Seil, damit dazwischen „im Bereich des Schnitts eine Nullspannung hergestellt wird“, erklärt Ewald. „In dieser Größenordnung wurde das noch nie gemacht.“ Totale Entspannung also.

Jedes Schrägseil der A40-Rheinbrücke besteht aus 18 Stahlseilen.
Jedes Schrägseil der A40-Rheinbrücke besteht aus 18 Stahlseilen. © Deges | Take it Media GmbH

Damit das Gerät besser haftet, wird rund um die Schnittstelle die gelbe Korrosionsschicht abgetragen. Gut drei Tage dauert es, bis eine Seilebene komplett durchtrennt ist.

Bei einer Gesamt-Abrisszeit von rund neun Monaten ist das nicht viel, „aber es ist ein bedeutender Moment und hoch aufwändig“, verdeutlicht Ewald. Schon allein die Vorarbeiten mit dem Einbau der Hilfsseile seien zeitaufwändig und komplex. Dafür seien nicht viele Handwerker da, im Schnitt 20 pro Brückenhälfte, „aber dafür richtig gute“.

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Schrägseile bis Oktober verschwunden

Wenn die erste Seilebene durchtrennt ist, kann der Brückenkörper wieder ein Stück zurückgebaut werden, bis die Monteure an den Aufnahmestellen für die nächsten Seile ankommen. Dann beginnt der Prozess von vorne: Neue Hilfsseile spannen, Korrosionsschicht entfernen, das Seilentspannungssystem montieren. Spätestens Ende September/Anfang Oktober ist die Brücke keine Schrägseilbrücke mehr. Dann sind die Hilfsseile, die Pylone und ein großes Stück der alten Brücke abgerissen und der Restabbruch beginnt.

>>BAUMASSNAHMEN AN DER ANSCHLUSSSTELLE HOMBERG

  • Die Anschlussstelle Duisburg-Homberg ist seit Anfang Mai gesperrt. Autofahrer können hier in Fahrtrichtung Dortmund weder auf- noch abfahren.
  • Hier entsteht eine neue Auf- und Abfahrt mit einer 388 Meter langen und fast 12 Meter hohen Böschungswand. Die Erdhügel, die man dort zurzeit sieht, gehören zu den 40.000 Tonnen Aushub, die mit 1400 Lkws abgefahren werden müssen, bevor der eigentliche Bau beginnen kann.
  • Die Bauarbeiten werden laut Projektleiter Deges noch bis zum Ende des Jahres dauern.

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