Duisburg. Fünf junge Frauen haben Erfolgsgeschichte geschrieben. Vor acht Jahren sind sie als Flüchtlinge nach Duisburg gekommen. Jetzt feiern sie ihr Abi.

Vor rund acht Jahren sind die fünf jungen Frauen als Flüchtlingskinder ohne Deutschkenntnisse ans Bischöfliche Abtei-Gymnasium in Duisburg-Hamborn gekommen. Jetzt haben Vafa, Joudi, Melisa, Rakela und Yara ihr Abitur in der Tasche und schon Pläne für ihre Zukunft.

Bei ihrem Start in Duisburg waren die Abiturientinnen zwischen zehn und zwölf Jahre alt. Sie sind in eine der ersten Internationalen Vorbereitungsklassen gegangen, die das katholische Gymnasium als Reaktion auf die zahlreichen Geflüchteten eingerichtet hat. Hier werden die Kinder und Jugendliche, die ohne Deutschkenntnisse ans Abtei-Gymnasium kommen, zwei Jahre lang unterrichtet, bevor sie in eine Regelklasse kommen oder auf eine andere Schule wechseln.

Die fünf Duisburgerinnen haben Pläne, wie es nach dem Abitur weitergeht

Die fünf Abiturientinnen können echte Erfolge aufweisen: Melisa zum Beispiel hatte in ihrem Heimatland Türkei schon erfolgreich an Mathewettbewerben teilgenommen. Dann haben sich ihr türkischer Vater und ihre ukrainische Mutter aus politischen Gründen für die Ausreise nach Deutschland entschieden. Nun hat die junge Frau ihr Abi mit der Note 2,3 gebaut. Bei der Abitur-Feier wurde sie außerdem für das beste Chemie-Abi der Schule geehrt. Melisa möchte Chemie oder BWL studieren. „Ich muss mich für etwas einschreiben oder eine Ausbildung beginnen, sonst wird mir mein Aufenthaltstitel aberkannt“, beschreibt Melissa ihre Situation.

Rakela konnte dank ihrer Englisch-Kenntnisse schnell in eine Regelklasse wechseln. Denn wer in der Internationalen Klasse Fortschritte macht, wird bereits innerhalb der zwei Jahre „teilintegriert“ und nimmt in einzelnen Fächern in einer Regelklasse teil. Davon hat Rakela profitiert, die in Albanien geboren ist und mit ihrer Mutter und den beiden Brüdern nach Deutschland kam, weil ihr Bruder hier nach einem Unfall medizinisch besser betreut werden konnte. „Wir hatten hier nichts und mussten völlig neu anfangen, das war schon hart“, erinnert sich Rakela. Nun hat sie ein bilinguales Abitur abgelegt und hofft, dass nach erfolgreicher Eignungsprüfung die Note 1,9 für ein Architektur-Studium ausreicht.

Yara wollte schon als kleines Mädchen Medizin studieren: Jetzt könnte es bald endlich losgehen

Yara ist 2015 aus dem Irak nach Deutschland gekommen. Sie hat ihr Abi mit 2,0 bestanden und träumt wie schon als junges Mädchen „immer noch davon, Medizin zu studieren“, sagt sie. Dass der Numerus Clausus dafür höher ist, weiß sie. Und doch macht sie einen so entschiedenen Eindruck, dass man ziemlich sicher davon ausgehen darf, Yara in ein paar Jahren in einer Klinik oder einer Arztpraxis treffen zu können.

Joudis Familie kam 2017 wegen des syrischen Bürgerkriegs nach Deutschland – und Joudi nach zehn Monaten mit Deutsch-Lern-Videos auf Youtube endlich ans Abtei-Gymnasium. Jetzt hat sie das Abi mit 1,6 beendet und das beste Mathe-Abi der Schule hingelegt. Sie hofft auf einen Studienplatz für Pharmazie.

Vafa ist mit ihren Eltern aus Aserbaidschan geflohen. Nach drei Jahren in den Niederlanden und vielen Ortswechseln in Deutschland – „Flüchtlinge müssen viel umziehen“ – kam sie schließlich nach Duisburg und aufs Abtei-Gymnasium. Jetzt hat sie ihr Abi mit 2,3 bestanden. „Ich bin die erste in meiner Familie, die die Schule abgeschlossen hat“, sagt sie stolz. Nun würde sie gern Polizistin werden – und da wird’s bürokratisch. Die Ausbildung könne sie erst nach der Einbürgerung beginnen, sagt sie. Einen Termin dafür hat sie im kommenden Jahr – vereinbart bereits 2023, unter anderem wegen der langen Bearbeitungszeiten in der Ausländerbehörde.