Duisburg. Nach fast neun Jahren wird der Schienenersatzverkehr auf der Linie 901 in Duisburg endlich enden. Die DVG nennt Details. Was ein Experte sagt.
Seit dem 12. August 2015 fahren auf der Straßenbahnlinie 901 zwischen den Haltestellen „Scholtenhofstraße“ in Laar und „Obermarxloh Schleife“ nur Busse. Montags bis freitags sind sie von 6 bis 20 Uhr wegen des Fahrzeugmangels bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) damit auch während der Stoßzeiten unterwegs. Nur abends und an den Wochenenden setzt die DVG dort Bahnen ein. Dieser ärgerliche und Nerven raubende Schienenersatzverkehr (SEV), ein Armutszeugnis über viele Jahre für den ÖPNV in Duisburg, soll aber bald beendet werden. Die DVG nennt einen Termin: ab Montag, 15. Juli.
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Dann sollen auf der Linie 901 zwischen den Haltestellen „Obermarxloh Schleife“ und „Mülheim Hauptbahnhof“ wieder zu allen Betriebszeiten durchgängig Bahnen fahren. Der Grund: Duisburg bekommt immer mehr neue Fahrzeuge, die die alten, maroden und störanfälligen ersetzen. Jetzt seien absehbar ausreichend neue Bahnen für den Einsatz auf der 901 vorhanden, um den SEV bald nach fast neun Jahren zu beenden.
901: Schienenersatzverkehr in Duisburg endet bald – DVG nennt Details
Den hatte die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Katrin Weiner (Grüne) mal als „den absoluten Wahnsinn“ bezeichnet (wir berichteten). Jahrelang seien die Probleme der DVG auf dem Rücken der Leute ausgetragen worden, die auf den ÖPNV angewiesen sind. Dies seien im Stadtnorden nicht wenige, da dort viele ärmere Familien leben.
Jetzt freut sich die Politikerin, dass sie und die anderen Menschen in Beeck mit dem Ende des Schienenersatzverkehrs wieder eine direkte Verbindung mit der 901 zum Duisburger Hauptbahnhof und in die Innenstadt haben. „Dann ist die Linie attraktiv.“
Die reine Ersparnis im Fahrplan wird laut DVG drei Minuten betragen. Hinzu kommen aber noch die Umstiege, die künftig zwischen Bus und Bahn im Stadtteil Laar wegfallen, und die Tatsache, „dass Busse gegebenenfalls eher im Stau stehen als Bahnen“, so DVG-Sprecherin Kathrin Naß.
Lange Busse statt Bahnen: Experte sieht fatale Fehleinschätzungen in der Vergangenheit
Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn NRW, hatte den SEV einst als Trauerspiel bezeichnet. Dass überhaupt so lange Busse statt Bahnen auf dem Abschnitt fahren, habe mehrere Gründe. Begonnen habe alles mit der fatalen Fehleinschätzung, dass die alten Fahrzeuge noch länger halten.
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Vor rund zwölf Jahren sei die Entscheidung für eine Sanierungsrunde gefallen. Dann haben die Verantwortlichen laut Ebbers allerdings festgestellt, dass einige Bahnen irreparabel sind und man musste sich plötzlich schon viel früher – 2015, 2016 – mit neuen Fahrzeugen auseinandersetzen, so der Experte. Dies sei eigentlich erst ab 2025 geplant gewesen.
Nach der entsprechend zu späten Bestellung haben dann, so der Pro-Bahn-Sprecher, die massiven Lieferprobleme beim Hersteller Alstom, früher Bombardier, die Situation zusätzlich verschärft. „Schließlich hat es“, so Ebbers, „auch noch Verzögerungen bei der Zulassung der neuen Bahnen gegeben.“
Davon sind laut DVG inzwischen 18 in Duisburg angekommen. Sie sorgen auf der 903 und auch auf der 901 für Entspannung. Das angekündigte Ende des Schienenersatzverkehrs auf der Linie ist für Pro-Bahn-Sprecher Ebbers eine gute Nachricht. Er fragt sich aber, ob damit auch die sogenannten Verstärkerfahrten zu den Stoßzeiten von 7 bis 9 Uhr und 13 bis 17 Uhr auf dem Abschnitt zwischen Scholtenhofstraße in Laar und Duisburg Zoo zurückkehren. „Das wären vier Bahnen pro Stunde mehr“, so Ebbers.
DVG plant auch wieder mit Verstärkerfahrten
Auf Nachfrage der Redaktion teilt DVG-Sprecherin Naß mit, dass solche Fahren wieder geplant seien. Pierre Hilbig, Hauptabteilungsleiter Betriebsmanagement, betont: „Wir freuen uns, den Fahrgästen endlich wieder das planmäßige Angebot mit mehr Komfort und Zuverlässigkeit auf der Linie 901 zur Verfügung stellen zu können.“ Stand jetzt stehe auch genügend Fahrpersonal für die Aufhebung des SEV zur Verfügung, ergänzt Naß.