Duisburg. Für das alte C&A-Gebäude in der Duisburger Altstadt gibt es große Pläne. Ist das Millionenprojekt gescheitert – oder stockt es? Eine Spurensuche.

Für das ehemalige C&A-Gebäude in der Altstadt gibt es große Pläne: Mit Gastronomie, Freizeitangeboten und einer Dachterrasse mit einem Blick über Duisburg soll der fünfgeschossige Koloss zu einem neuen Anziehungspunkt werden. Doch die Fertigstellung war bis Ende 2021 vorgesehen. Mehr als zwei Jahre später ist eine umfassende Revitalisierung des Gebäudes noch immer weit entfernt. Entpuppt sich das Millionenprojekt als Luftschloss? Eine Spurensuche – und ein Schweigen.

Rückblick: Im Sommer 2020 stellten Vertreter der ehemaligen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Duisburg, die heute mit neuer Leitung unter dem Namen Duisburg Business & Innovation firmiert, das Projekt der Presse vor. Das einstige Bekleidungsgeschäft sollte das „neue Herz der Altstadt“ werden. Mit der Umgestaltung der Immobilie hoffte man auf einen Impulsgeber für die sonst recht trostlose Nachbarschaft.

Der Geldgeber, der eine Investitionssumme von bis zu 15 Millionen Euro vorgesehen hatte, wollte zu diesem Zeitpunkt nicht in Erscheinung treten. Laut Auskunft des Amtsgerichts Duisburg und der Eintragung im Grundbuch gilt seit 2020 ein Geschäftsmann aus Berlin als Eigentümer des Komplexes. Dem 36-Jährigen sollen auch weitere Immobilien in Duisburg gehören.

So soll das „Kubikk“ einmal aussehen: Bei der Realisierung des Mehrzweckgebäudes gibt es Probleme. 
So soll das „Kubikk“ einmal aussehen: Bei der Realisierung des Mehrzweckgebäudes gibt es Probleme.  © Bernd-Claas Gesterkamp Immobilien Marketing | Bernd-Claas Gesterkamp Immobilien Marketing

„Kubikk“ in Duisburg: Bisher sind zwei Mieter eingezogen

Doch was ist seit der Präsentation der Pläne passiert? Die gläsernen Türen, die mit einem Fahrradschloss zusätzlich gesichert sind, gewähren einen Blick auf die Verkaufsfläche im Erdgeschoss. Sie ist leer gezogen, doch keine Spur von Bauarbeiten. Die Realität ist 2024 noch weit von den Hochglanz-Visualisierungen der potenziellen Zukunft entfernt.

Die Glastüren ermöglichen einen Einblick: So sieht es im Erdgeschoss aus.
Die Glastüren ermöglichen einen Einblick: So sieht es im Erdgeschoss aus. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Zwei Einzüge hat es im „Kubikk“ gegeben, weitere Mieter wurden zumindest angekündigt: So hat 2023 ein Plasma-Center eröffnet. Der Zugang erfolgt über die Schwanenstraße, ein Frequenzbringer für die Altstadt ist dieses Angebot aber beileibe nicht.

Anders der private Spa-Anbieter „MyWellness“ – doch geräuschlos fand dieser Einzug nicht statt. Im Januar 2022 eröffnet, wurde der Betrieb nur wenige Tage später gestoppt: Da es durch die Umgestaltung des Gebäudes noch brandschutzrechtliche Fragen gab, hatte die Bauaufsicht der Stadt Duisburg die Nutzung des Objektes untersagt. Erst sieben Monate später durfte im Keller des Gebäudes wieder sauniert werden.

„MyWellnes“ gehört zu den Mietern im „Kubikk“. Das Angebot ist ein Mehrwert für die Altstadt.
„MyWellnes“ gehört zu den Mietern im „Kubikk“. Das Angebot ist ein Mehrwert für die Altstadt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Probleme bei der Baugenehmigung: Das sagt die Stadt

Womöglich offenbaren die Probleme auch die Gründe für das Stocken des Projektes. Wie die Stadtverwaltung auf Nachfrage mitteilt, wurden verschiedene Bauanträge bei der Unteren Bauaufsicht eingereicht. So etwa im April 2021 für den Verkauf von Backwaren (Copenhagen Coffee Lab wollte eine Filiale eröffnen) sowie im August 2022 für die Umnutzung eines Teils der Einzelhandelsfläche in 32 Miniappartements. Hinter diesem Antrag verbirgt sich der Anbieter Limehome, der Reisenden eine hochwertige Hotel-Alternative bieten möchte.

Eine Baugenehmigung gibt es aber noch nicht: Bisher wurde den Bauanträgen zu den Nutzungsänderungen für das Gebäude nicht zugestimmt, erklärt ein Sprecher der Stadt. „Es gibt einen erhöhten Abstimmungsbedarf aus der Teilung des ehemals zusammenhängenden Verkaufsraums in mehrere Nutzungseinheiten“, heißt es weiter. Das betrifft verschiedene brandschutzrechtliche Aspekte sowie Fragen im Hinblick auf die Barrierefreiheit.

Das Gebäude wurde seinerzeit als Warenhaus mit einem einheitlichen Brandschutzkonzept entwickelt. „Wenn zukünftig nun mehrere Mieter das Objekt nutzen, müssen verschiedene Konzepte aufeinander abgestimmt werden“, informiert die Verwaltung. Das Gebäude müsse einheitlich betrachtet werden und die Brandschutzkonzepte müssen daher allen geplanten Nutzungen im Gebäude gerecht werden.

Eigentümer lässt Anfrage der Redaktion unbeantwortet

„Aktuell kann somit noch keine Aussage getroffen werden, wann die notwendigen Baugenehmigungen erteilt werden können“, informiert ein Stadtsprecher. Wann und wie es mit dem Projekt weitergeht, ist unklar. Antworten dazu lieferte auch der Eigentümer der Immobilie nicht: Eine Anfrage der Redaktion blieb unbeantwortet.

Auf Anfrage bestätigte im Februar aber das Unternehmen Limehome als einer der geplanten Mieter, dass weiterhin an einem Einzug festgehalten wird. „Das Projekt in der Duisburger Münzstraße hat für Limehome weiterhin große Bedeutung.“ Es komme zu Verzögerungen, auf die das Unternehmen als künftiger Betreiber keinen Einfluss habe, heißt es weiter. Ursprünglich war eine Eröffnung Ende 2023 geplant.

Was einen Funken Hoffnung auf eine Vitalisierung des Gebäudes macht: Noch immer wird in einschlägigen Immobilienportalen nach Mietern für die Immobilie gesucht, die „Teil des Transformations-Prozesses“ sein wollen.

>> MÜNZSTRAßE IN DER ALTSTADT

  • Schon lange ist die Münzstraße kein Pflaster mehr für Flaneure. Einst mit C&A, Sinn-Leffers und P&C als Textilboulevard bekannt, hat die Altstadt ihre Anziehungskraft als Handelsstandort eingebüßt. Einzig der Knüllermarkt gilt noch als Magnet. 2023 machte die Altstadt zudem mit zwei Messerangriffen deutschlandweit negative Schlagzeilen.
  • Generell hat die Straße aber ein ungemeines Potenzial: Sie verbindet die Duisburger City mit dem Innenhafen. Auch der neugestaltete Calais-Platz trägt zur Standortaufwertung bei. Die Zukunft der Altstadt beschäftigt auch Politik und Stadtplaner.