Duisburg. Duisburg-Duissern hat zu wenige Supermärkte – darüber klagen die Bürger. Doch es tut sich bisher nichts. Was sie sich vom Protest erhoffen.

„Nahversorgung jetzt“ steht auf den Plakaten, mit denen der Bürgerverein Duisburg-Duissern am Mittwoch für eine verbesserte Nahversorgung protestierte. Neben zahlreichen Bürgern und Bezirkspolitikern waren auch Vertreter der Stadtverwaltung sowie von Edeka anwesend. Die obersten Etagen der Stadtverwaltung, darunter Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne, ließen sich allerdings entschuldigen. Dennoch hoffen die Duisserner, dass nun endlich Bewegung in die Sache kommt.

Seit Jahren wünschen sich die Duisburger für den Stadtteil Duissern einen neuen Supermarkt. Die Nahversorgungssituation hat sich zugespitzt, seitdem der Netto an der Felsenstraße und der kleine Rewe-Markt am Lutherplatz geschlossen haben.

Duisburg-Duisserner wollen einen Supermarkt, Edeka würde einen bauen – die Situation ist vertrackt

Manfred Willems (re.), Vorsitzender des Bürgervereins Duissern, übergibt Patrick Huhn, Leiter der Abteilung Stadtplanung bei der Stadt, eine Wunderlampe und 1001 Unterschrift.
Manfred Willems (re.), Vorsitzender des Bürgervereins Duissern, übergibt Patrick Huhn, Leiter der Abteilung Stadtplanung bei der Stadt, eine Wunderlampe und 1001 Unterschrift. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Eigentlich scheint die Sache klar: Die Bürger wünschen sich einen Vollsortimenter mit Wurst- und Fleischtheke sowie einen kleinen Bäcker. Auch die Politiker im Bezirk Mitte befürworten die Ansiedlung eines Supermarktes. Edeka ist interessiert, hat das Gelände sogar vor einigen Jahren gekauft. Doch an der Genehmigung für einen neuen Nahversorger an dieser Stelle hakt es.

Für Patrick Huhn, Abteilungsleiter bei der Stadt, hatten die engagierten Duisserner eine Überraschung vorbereitet: Er bekam nicht nur 1001 Unterschriften überreicht, sondern auch eine Wunderlampe – vielleicht hilft es ja was, so die Überlegung. Für Huhn, so sagt er, ist es jedenfalls die erste Wunderlampe, die ihm während seiner Laufbahn bei der Stadt überreicht wurde.

„Wer in der Ruhrau oder im Werthacker wohnt, ist eindeutig unterversorgt. Hier wohnen etwa 15.000 Menschen, die nicht zwei, drei Kilometer bis zum nächsten Supermarkt laufen wollen. Und wir sind ja bemüht, nicht für alles das Auto zu benutzen“, erklärt Manfred Willems, Vorsitzender des Bürgervereins. Die Duissernerin Gisela Streblow formuliert es so: „Hier gibt es keine Bude, kein nichts. Das ist eine absolute Tiefleistung.“ Grundsätzlich sei es ihr egal, in welchem Supermarkt sie einkaufen gehe, Hauptsache, es gebe ein Angebot.

Dennis Gotthardt, Expansionsleiter bei Edeka: „Es ist selten, dass sich Bürger so für einen Supermarkt einsetzen“

Dennis Gotthardt, Gebietsleiter für den Bereich Expansion bei Edeka, stammt selbst aus Duissern. Er ist überzeugt, dass sich ein Markt am Schnabelhuck rechnen würde.
Dennis Gotthardt, Gebietsleiter für den Bereich Expansion bei Edeka, stammt selbst aus Duissern. Er ist überzeugt, dass sich ein Markt am Schnabelhuck rechnen würde. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Dennis Gotthardt, Ansprechpartner für Expansion und Immobilien bei Edeka, freut sich über so viel Zuspruch. „Es ist selten, dass sich Bürger so für einen Supermarkt einsetzen.“ Grundsätzlich sei der Standort für einen Edeka geeignet. Allerdings brauche man eine größere Verkaufsfläche als 800 Quadratmeter. Zum Vergleich: Die beiden Filialen am Sternbuschweg sind etwa 1900 Quadratmeter groß. Das vor kurzem geschlossene Geschäft im Kaufhof zählte rund 1000 Quadratmeter. „Wir führen ungefähr doppelt so viele Artikel wie ein Discounter.”

Als man damals in die Planung eingestiegen sei, habe man zudem auch einen Kindergarten auf dem Gelände berücksichtigt. „Die Stadt hat uns seinerzeit bestätigt, dass der Bedarf in Duissern da ist.“ Zudem könnte im Erdgeschoss auch ein kleines Café entstehen. Über dem Einzelhändler könnten zudem Wohnungen für Senioren gebaut werden. „Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Supermärkte entlang des Sternbuschwegs in die Quere kommen. Hier wohnen kaufkräftige Leute“, weiß Gotthardt.

Stadt Duisburg: Momentan ist nur Einzelhandel bis 800 Quadratmeter möglich

Patrick Huhn, Abteilungsleiter im Stadtplanungsamt war bisher immer in der Rolle, den Supermarkt abzulehnen. Laut Regionalplanung sei am Schnabelhuck nur Einzelhandel bis 800 Quadratmeter möglich, weil das Areal außerhalb des zentralen Versorgungsbereiches liege. „Doch es ist das gute Recht von Bürgern, einen Antrag nach Paragraf 24 Gemeindeordnung zu stellen.“ Das Thema wird dann in einer der kommenden Ratssitzungen auf der Tagesordnung stehen und die Verwaltung zum Anliegen noch einmal Stellung nehmen.

Edeka-Expansionsplaner Gotthardt betont indes: „Wir sind Lebensmittelhändler, keine Immobilienhändler.“ Er könne nicht garantieren, wie lange das Unternehmen gewillt sei, den Standort zu behalten. Irgendwann müsse man schließlich auch in die Standsicherheit des ehemaligen Getränkemarktes investieren. Spätestens dann könnte sich die Frage nach einem neuen Supermarkt erneut stellen.

>>BAUDEZERNENT MARTIN LINNE: MIT DEM KOPF GEGEN DIE WAND

  • Die Planung am Schnabelhuck war auch Thema im Ausschusses für Stadtentwicklung. „Das wird nicht als großflächiger Einzelhandel laufen“, so Baudezernent Martin Linne.
  • Gegen den Bau eines Marktes mit bis zu 800 Quadratmeter Fläche spreche nichts, mehr widerspreche dem vom Rat beschlossenen Einzelhandels- und Zentrenkonzept für Duisburg und den Vorgaben der Regionalplanung, über die sich die Verwaltung nicht hinwegsetzen könne.
  • Das sei auch Edeka und dem Architekten seit langem bekannt, so Linne. „Sie sind ausführlich informiert worden. Auch wenn man dreimal mit dem Kopf gegen die Wand läuft, führt es immer noch zu einer Beule.“