Duisburg. Eine Umfrage sieht die AfD seit Wochen im Duisburger Norden vorn. Könnte die Partei bei einer Bundestagswahl wirklich den Wahlkreis gewinnen?
Der Duisburger Norden gilt als AfD-Hochburg in Nordrhein-Westfalen. Kaum irgendwo konnte die in erheblichen Teilen rechtsextreme Partei bei vergangenen Wahlen so viele Stimmanteile holen wie hier. Stärkste Kraft wurde sie noch nie, auch nicht annähernd – laut einer aktuellen Analyse des Meinungsforschungsinstituts Insa könnte sich das aber ändern. Wäre heute Bundestagswahl, würde demnach die AfD den Wahlkreis 116 (Duisburg II) gewinnen.
Die sogenannte „Sonntagsfrage“ stellt Insa wöchentlich im Auftrag von Bild. An der bundesweiten Umfrage vom 10. Juli nahmen 2008 Menschen teil. Das Ergebnis weist die AfD mit 20,5 Prozent der Erststimmen als zweitstärkste Kraft aus, hinter der CDU (26 Prozent), vor SPD (19 Prozent) und Grünen (14 Prozent).
Laut Insa: Wahlkreise in Duisburg und Gelsenkirchen an die AfD
Anhand dieser Werte erstellt Insa – ebenfalls wöchentlich – eine Wahlkreiskarte. Diese gibt für alle Wahlkreise in Deutschland eine Prognose ab, welche Parteien diese zum Zeitpunkt der Umfrage gewinnen würden. In der dritten Woche in Folge seit dem 26. Juni kommen die Analysten zu dem Schluss: Mahmut Özdemir (SPD) würde im Duisburger Norden sein Direktmandat an die AfD verlieren.
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Insa weist keine genauen Ergebnisse für die Wahlkreise aus. Erkennbar ist stattdessen, ob der jeweils stärksten Partei eines Wahlkreises ein Vorsprung von weniger oder mehr als drei Prozent zugeschrieben wird. Den Wahlkreis Duisburg II würde die AfD demnach mit mehr als drei Prozent Vorsprung gewinnen, wie sonst in NRW nur noch den Wahlkreis Gelsenkirchen.
Der Duisburger Norden ist traditionell eine SPD-Hochburg; bis Ende Mai wurde auch von Insa regelmäßig ein deutliches Ergebnis zu Gunsten der Sozialdemokraten prognostiziert. Seit dem 5. Juni errechneten die Meinungsforscher nur noch einen knappen SPD-Vorsprung, dann zwei Mal in Folge einen knappen AfD-Sieg, am 10. Juli erstmals einen klareren.
Meinungsforschungsinstitut wurde Nähe zur AfD nachgesagt
Allzu große Schlüsse sollte man aus der Analyse zumindest im lokalen Kontext wohl nicht ziehen. Gut 2000 Teilnehmer an der Umfrage aus ganz Deutschland legen nah, das in den einzelnen Wahlkreisen kaum ausreichend Menschen befragt wurden. So wurde das deutschlandweite Ergebnis der Sonntagsfrage auf die Wahlkreise heruntergerechnet – „nach einer bewährten Modellrechnung“, schreibt Insa. Die individuelle Beliebtheit aktueller Mandatsträger beispielsweise bleibt so völlig unberücksichtigt.
Dass die AfD derzeit ein bundesweites Umfragehoch verzeichnet, ist dagegen unstrittig, dass die Partei es im Duisburger Norden mit vielen unzufriedenen Wählern und meist geringer Wahlbeteiligung leichter hat als anderswo, auch. Bei Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen konnte die Partei in einzelnen Stimmbezirken sogar Anteile bis zu 40 Prozent erreichen – immer dort, wo besonders wenig Menschen an der Wahl teilnahmen.
In der Vergangenheit wurden Zweifel an der Unabhängigkeit von Insa laut und dem Unternehmen Nähe zur AfD nachgesagt. Laut Medienberichten soll Gründer und Geschäftsführer Hermann Binkert der Partei in ihrer Gründungszeit Geld gespendet und eine Insa-Tochtergesellschaft diese beraten haben, auch die Thüringer Landtagsfraktion um den Rechtsextremen Björn Höcke.
Insa führt Umfragen vorwiegend im Auftrag konservativer Medien wie Bild oder Focus durch, aber auch der weiter rechts einzuordnenden Wochenzeitung Junge Freiheit. Damit verbunden sind oft auch Suggestivfragen, die nachweislich Einfluss auf die Beantwortung der Sonntagsfrage durch die Befragten haben können – „ich wünsche mir, dass die CDU wieder stärker als eine konservativ-christliche Partei auftritt“, lautet ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit.
>>SO SCHNITT DIE AFD 2017 UND 2021 IM DUISBURGER NORDEN AN
- Besonders erfolgreich war die AfD bei der Bundestagswahl 2017 im Wahlkreis Duisburg II. Mit 16,59 Prozent landete die Partei hinter SPD (34,69 Prozent) und CDU (26,44 Prozent).
- Vier Jahre später war der Wahlsieg für Mahmut Özdemir (SPD) deutlicher: Er holte das Direktmandat mit 39,42 Prozent der Stimmen. Die AfD wurde erneut drittstärkste Kraft – Kandidat Rainer Holfeld erhielt 13,80 Prozent.