Duisburg. Zum 8. Kammerkonzert spielte das „Signum Saxophone Quartet“ mit Cellistin Tanja Tetzlaff auf – unkonventionell, aber nicht immer unproblematisch.
Für seinen letzten Auftritt in seiner Eigenschaft als „Artists in Residence“ der Duisburger Philharmoniker holte sich das „Signum Saxophone Quartet“ Verstärkung durch die Cellistin Tanja Tetzlaff. Die Besucher des 8. Kammerkonzerts in der sehr gut besuchten Mercatorhalle durften sich davon einen unkonventionellen Abend versprechen und wurden nicht enttäuscht.
Tanja Tetzlaff gehört nicht nur zu den besten Cellistinnen ihrer Generation, sondern auch zu den experimentierfreudigsten. Und so hörte man ihr am Sonntagabend in jedem Takt die Freude an, „mit den Jungs“ Neues ausprobieren zu dürfen, wie sie bekannte.
8. Kammerkonzert in der Mercatorhalle: Bei Bach war vom Streichinstrument nicht viel zu hören
Auch mit einem kraftvollen Strich hat es ein Violoncello allerdings nicht leicht, sich gegen vier Saxofone durchzusetzen. Ein Problem, das in einer Transkription des 3. Brandenburgischen Konzerts von Johann Sebastian Bach zum wirklichen Problem wurde. Viel war von dem Streichinstrument nicht zu hören.
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Unproblematischer ging es nach der Pause im lateinamerikanischen Teil des Programms zu. Angesichts der dezenten Begleitung konnte die Cellistin ihren substanzreichen Ton in der populären Canzone der „Bachianas Brasileiras Nr. 5“ von Heitor Villa-Lobos ungestört ausspielen. Über weite Strecken auch ihre virtuosen Fertigkeiten im „Grand Tango“ von Astor Piazzolla, einem Hexenritt für die Solistin, den Piazzolla niemand Geringerem als Mstislav Rostropovich in die Finger geschrieben hat.
Und ein Optimum an klanglicher Ausgewogenheit erzielte das Quintett mit einem sehr geschmackvollen Arrangement der berühmten „Air“ aus Bachs dritter Orchestersuite, mit dem sich die Künstler als Zugabe bedankten.
Vorzügliche klangliche Koordination, aber auch Hektik
Der Stern Johann Sebastian Bachs beschien den gesamten Abend. Im ersten Teil sogar mit dreien seiner Werke: einer Bearbeitung der ersten Orchestersuite für Saxofon-Quartett, der vierten Solo-Suite für Violoncello und dem besagten Dritten Brandenburgischen Konzert. Aufgrund der abstrakten Textur der meisten Kompositionen Bachs verliert seine Musik auch in den absurdesten Transkriptionen und Besetzungen nichts von ihrer Wirkung.
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So auch nicht, wenn sich ihr vier Saxofonisten widmen. Allerdings neigen auch die Bläser des Signum-Quartetts zu dem gegenwärtigen Trend, durchweg zu schnelle Tempi anzuschlagen und vor lauter Hektik eine nachvollziehbare Phrasierung der melodischen Linien zu vernachlässigen. Die Strukturen der vielen fugierten Teile lassen sich so nur noch erahnen, aber nicht mehr wahrnehmen. Eine Tendenz, von der auch Tanja Tetzlaffs Interpretation der vierten Cello-Suite nicht unberührt blieb. Und nicht nur in der rasanten finalen Gigue.
Nach der Pause konnte das Quartett mit den „Danzas argentinas“ op. 2 von Alberto Ginastera unbeschwert aufdrehen und die klangliche Koordination mit der Cellistin gelang in den bereits erwähnten Werken von Villa-Lobos und Piazzolla vorzüglich.
Das Publikum reagierte mit großer Begeisterung auf diese originelle Abschiedsvorstellung der „Artist in Residence“.
>> 9. KAMMERKONZERT MIT VIER KONZERTFLÜGELN AM 12. JUNI
- Zum neunten Kammerkonzert laden die Duisburger Philharmoniker am Sonntag, 12. Juni, in die Mercatorhalle. Ab 19 Uhr werden dann vier hochglanzpolierte Konzertflügel das Podium füllen.
- Dafür hat Konzertpianistin Anna Malikova, Duisburgs „Artist in Residence“ der Spielzeit 2019/2020, drei gute Freunde und langjährige Musizierpartner eingeladen. Sie spielen mit 40 Fingern und acht Füßen Werke von Bach, Carl Czerny und Peter Tschaikowsky.
- Karten gibt es an der Theaterkasse am Opernplatz, unter 0203 283 62 100 und auf duisburger-philharmoniker.de/tickets