Duisburg. Beim Überfall auf eine Tankstelle in Duisburg ließ ihr Lebenspartner die 41-Jährige im Stich, weil nichts wie geplant lief. Nun fiel ihr Urteil.

Schon einmal war dieser geradezu skurrile Überfall auf eine Tankstelle an der Kaiser-Friedrich-Straße in Marxloh Gegenstand eines Strafverfahrens vor dem Duisburger Landgericht. Ein 52 Jahre alter Duisburger wurde bereits wegen Beihilfe zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte mitten im Raubüberfall, bei dem überhaupt nichts wie geplant lief, die Lust verloren und war einfach wieder gegangen. „Mir war das alles zu blöd“, begründete er bei seiner Verhandlung, warum er seine beiden Komplizen am 5. April 2020 einfach zurückgelassen hatte. Eine Beteiligte war seine Lebensgefährtin, sie stand jetzt vor Gericht.

Der 41-Jährigen wurde ein besonders schwerer Raub vorgeworfen. Sie habe sich absprachegemäß vor dem Verkaufsraum der Tankstelle aufgehalten. Einige Zeit später sei sie ihren beiden Komplizen hineingefolgt und habe geholfen, Zigaretten im Wert von rund 700 Euro einzupacken.

Die Angeklagte legt ein rückhaltloses Geständnis ab

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Sie habe sich nur zögerlich an dem Überfall beteiligt, führte die geständige 41-Jährige aus. Ein Freund ihres Lebenspartners habe die Idee gehabt und sie gefragt, ob sie auch mitmachen wolle. „Eigentlich wollte ich nicht. Aber auf den letzten Drücker habe ich gesagt: ,Dann komme ich halt auch mit’“, so die Angeklagte. Eine Tankstellen-Mitarbeiterin mit einem Messer zu bedrohen, davon sei jedoch vorher nie die Rede gewesen. „Ich dachte, das reicht, wenn zwei gestandene Männer die einschüchtern.“

Doch die Angestellte konnte nach der Bedrohung mit dem Messer durch die Hintertür eines Lagerraums entkommen, während der Haupttäter vergeblich versuchte, die Kasse zu öffnen. „Als ich dann in den Laden gegangen bin, um nachzusehen, was die da eigentlich treiben, kam mir mein Freund schon wieder entgegen“, schilderte die 41-Jährige, die zunächst beim mutmaßlichen Drahtzieher in der Tankstelle blieb. „Ich habe ihm dann noch beim Einpacken der Zigaretten geholfen“, gab sie zu.

Drogensucht bestimmt seit frühester Jugend das Leben der 41-Jährigen

Ihr Motiv für die Tat: Seit frühester Jugend konsumiere sie Drogen. „Deshalb habe ich schon die Schule nicht geschafft“, berichtete Tankstellenräuberin mit leiser Stimme. Seit über 20 Jahren ist sie demnach abhängig von Kokain und anderen Drogen. „Ab und zu habe ich als Kellnerin oder Verkäuferin gearbeitet“, so die Angeklagte. Ansonsten sei sie als Prostituierte tätig: „Auf dem Straßenstrich am Zoo.“ Ihr Leben drehe sich nur noch um die Drogen. „Ich habe nicht mal mehr Appetit.“ Aktuell wiege sie deshalb nur 40 Kilo.

Im Urteil ging die Strafkammer nicht mehr von einem besonders schweren, sondern nur noch von einem einfachen Raub aus. Es sei nicht zu widerlegen, dass die Frau nichts vom Einsatz einer Waffe gewusst habe. Und angesichts der Gesamtumstände wurde die Tat als minderschwerer Fall gewertet und eine 18-monatige Haftstrafe auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

Ausgerechnet der Drahtzieher kommt mit einer Geldstrafe davon

Was den dritten Täter anbelangt, so kam er auf schier unglaubliche Weise aus der Sache heraus: Ausgerechnet im Falle des Mannes, der die treibende Kraft des Raubes gewesen sein soll, kam die Staatsanwaltschaft zu dem Schluss, er habe sich lediglich eines Diebstahls schuldig gemacht. Gegen ihn erging ein Strafbefehl über die Zahlung einer Geldstrafe.