Duisburg-Buchholz. Pfarrer Björn Hensel verabschiedet sich von Duisburg-Buchholz. 30 Jahre war er hier Pfarrer – dabei wurde er erst während des Studiums getauft.

Geboren wurde er in Frankfurt, aufgewachsen ist er in Langefeld. In die Wiege gelegt wurde Björn Hensel sein späterer Beruf nicht. „Kirche war bei uns in der Familie nie ein großes Thema“, erinnert er sich. Sein Elternhaus war durch ethische Werte, aber kaum religiös geprägt. Pfarrer wurde er trotzdem – am 31. Oktober wird er aus seinem Amt verabschiedet.

Im Religionsunterricht in der Oberstufe wuchs bei Björn Hensel das Interesse an theologischen und gesellschaftlichen Themen. Er redete mit, er wollte mehr wissen. Die an Bedeutung gewinnende Friedensdiskussion, Rassismus und Apartheid spielten da auch eine Rolle.

Duisburger Pfarrer Björn Hensel wurde erst während des Studiums getauft

Nach dem Abitur entschloss er sich bewusst, evangelische Theologie zu studieren. Wuppertal und Heidelberg waren seine Studienorte. Zunächst einmal standen Hebräisch und Altgriechisch an. „Das war ein richtiges Pauken.“ Anfangs stand für ihn noch nicht fest, dass der Studienabschluss im Pfarrerberuf enden würde. Da gab’s ja auch die Schule. Ungewöhnlich ist zudem, dass Björn Hensel erst während des Studiums getauft wurde. Er lächelt und meint augenzwinkernd: „Spätberufener.“

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In Essen ging es los, als er als junger Vikar in den kirchlichen Vorbereitungsdienst trat. Es folgten Saarbrücken, Königswinter und Ratingen. Dann ging es nach Duisburg, zuerst in die Gemeinde Neudorf-West, bis er 1997 in Buchholz seinen Platz zum Arbeiten und Leben gefunden hatte. Sein Leben, sein Pfarrer-Sein war wie eine Wanderschaft. Das Bild vom Wanderer gefällt ihm gut, denn das Wandern hat er auf zahlreichen Freizeiten der Buchholzer Trinitatis-Gemeinde wiederentdeckt. Im baldigen Ruhestand wird er gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin öfter als bisher die Wanderschuhe schnüren.

Duisburg- Pfarrerin schreibt Geschichten zum MutmachenEr hat als Pfarrer verschiedene Aufgaben übernommen, die in ausfüllten und erfüllten. „Wo immer immer ich hinkam, gab es eine große Konstante. Ich traf auf Menschen, die mich offen und herzlich aufgenommen haben, die an mir interessiert waren und an dem, was ich einbringen wollte“, blickt Hensel dankbar zurück. Was ihm an Kirche und Gemeinde wichtig ist, hat er gelebt und erlebt. Der Pfarrer wörtlich: „Wir leben nicht allein vom täglichen Brot, sondern auch von Freundschaft, Liebe, Anerkennung, Vergebung und Ermutigung.“

Pfarrer Björn Hensel nennt sich selbst „Ökumeniker aus Leidenschaft“

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All das hat Björn Hensel in Buchholz erfahren. Die Arbeit mit der Bibel, das gemeinsame Nachdenken über sie, nahm einen großen Raum in seinem Wirken ein. Von den Gemeindegliedern und den ökumenischen Bibelkreisen habe er viele Anstöße und Anregungen erhalten. Längst ist er ist „Ökumeniker aus Leidenschaft“.

Der Bald-Ruheständler betrachtet die Gemeinde gerne als Gemeinschaft der Feiernden, im Gottesdienst wie bei Festen. Das sei eine Stärke der hiesigen Gemeinde, meint er. Er hat dabei gerne mitgeholfen und mitgefeiert. „Besonders gerne werde ich mich an das Kirchencafé erinnern“, sagt der scheidende Pfarrer, „hier kommen Menschen aus unterschiedlichen Generationen zusammen. Hier erleben die einen, wie die Konfis sich um sie kümmern, und andere erfahren, dass Ältere dafür dankbar sind.“ Geben und Empfangen, das ist für ihn schon fast ein Alltagssakrament.

Bei den Theateraufführungen der Buchholzer Bühne hat Pfarrer Björn Hensel (vorne rechts) gerne mitgespielt, hier bei Proben 2016.
Bei den Theateraufführungen der Buchholzer Bühne hat Pfarrer Björn Hensel (vorne rechts) gerne mitgespielt, hier bei Proben 2016. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Durch Taufen, Konfirmanden- und Schulunterricht, Trauungen und Beerdigungen hat er zahlreiche Familien an wichtigen Lebensstationen begleitet. Das Miteinander war ihm immer wichtig. Seine humorvolle Seite zeigte er, wenn er an den Theateraufführungen der Gemeinde mitwirkte. Einen Neustart in der selbst verantworteten Seniorenarbeit initiierte er mit dem Netzwerk 55 plus, das im Jahr 2015 mithilfe vieler interessierter Menschen entstand.

Für Pfarrer Hensel ist das Netzwerk 55 plus eines der schönen „Geschenke“ während seiner Arbeit in Buchholz: „Mit zehn Gemeindegliedern haben wir überlegt und vorbereitet. Dann ging es los, und gegen manche Befürchtung ist dieses Projekt mit vielen Angeboten und Interessierten durchgestartet. Das freut mich sehr.“

Künftig wird er seinen Lebensmittelpunkt in Neuss haben. „Aber ich bin ja nicht aus der Welt und werde ganz sicher noch öfter in Buchholz auftauchen.“ Diesen Worten will er Taten folgen lassen. Björn Hensel hat in Buchholz Spuren hinterlassen, denen viele gerne folgen.

>> PFARRER BJÖRN HENSEL: ABSCHIEDSGOTTESDIENST AM 31. OKTOBER

  • Pfarrer Björn Hensel nimmt am Reformationssonntag, 31. Oktober, um 15 Uhr in der Buchholzer Jesus-Christus-Kirche offiziell Abschied von der Evangelischen Kirchengemeinde Trinitatis und wechselt dann in den Ruhestand.
  • Seine Nachfolgerin steht bereits fest. Pfarrerin Sara Randow wird am Sonntag, 7. November, um 10.30 Uhr in der Jesus-Christus-Kirche in ihr Amt eingeführt.
  • Für beide Gottesdienste gilt die 2G-Regel. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich, entweder über die Webseite www.trinitatis-duisburg.de oder über das Gemeindebüro unter 0203 738 26 93