Duisburg-Rheinhausen. Eine Light-Version ersetzt das große Folkfestival in Rheinhausen. Umsonst und draußen: „Betrayers of Babylon eröffnen die Folkfestspiele.
Das Orga-Team der Folkfestspiele Open Air checkte bis kurz vor dem Konzert ständig die aktuellen Wetter-Apps. Ausgerechnet an dem Wochenende, bei dem mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in der Region angesagt waren, hatte man das Konzert mit den Betrayers of Babylon aus Neuss geplant. „Wir haben uns überlegt, wir wagen den Sommer“, so Cheforganisator Volker Hanke bei seiner knappen Ansprache.
Und er sollte recht behalten, es regnete abends keinen Tropfen – und fast sommerliches Feeling breitete sich unter etwa 80 nach der 3-G-Regel zugelassenen Gästen bei groovender Reggaemusik aus. Die Veranstalter hatten extra eine Bühne aus vier Holzpfeilern und einer darüber geschwungenen Kunststoffplane für die sechsköpfige Ska-Band aufgebaut. „Die Idee dazu haben wir der Open-Air-Bühne vom Moers Festival im Schlosspark entlehnt“, verrät Helferin Anna Krause. Genauso stimmungsvoll war die Beleuchtung, die professionelle Baumkletterer an den Ästen darüber befestigt hatten.
„Welt ohne Spülmaschine“
Für die Betrayers of Babylon war klar: „Es geht um jeden, der mit dem Kopf wippt“, johlte Chef-“Verräter“ und Gründer der Babylonier, Lukas. Und alle Gäste, die an den Biergarnituren mit Mindestabstand und Masken saßen, wippten fortan zum Rhythmus der Band. Texte aus dem bewegten Leben der Musiker sorgten für Schmunzeln im Publikum: „Herzlich Willkommen bei den Refugees“, „Kauf dir keinen SUV, kauf dir lieber einen ICE“, oder sie nahmen die Zuhörer mit in eine „Welt ohne Spülmaschine“. „Studentenbude“ war der dazu passende Song.
Ausgegorene Bläsersätze von Trompeter Noah und Posaunist Simon füllten die Harmonien, die die Rhythmusgruppe um Schlagzeuger Marvin und Bassist Leon mit dem charismatischen Sänger und Gitarristen Lukas durch alle angesagten Stilrichtungen trieb. Dabei wechselte die Ex-Studenten-Combo vom Reggae, über Punk- und Rockelemente, bis zu treibenden Ska-Passagen.
In dem Lied „Kilele“, was aus dem Afrikanischen übersetzt so viel wie „Getöse“ bedeutet, besangen sie das Nachtleben: „Menschen brauchen Megaphon – keine Ohropax“. Doch alle Ideen der jungen Musiker gipfelten sinnbildlich in dem Song „Filmriss in der Wildnis“, was Veranstalter Volker Hanke anfangs als Motto des Abends ausgerufen hatte. Und tatsächlich stand das Publikum und bildete den Chor.