Duisburg. Christian Leye (Linke) wird Duisburgs 5. Bundestagsabgeordneter. Er und Charline Kappes (FDP) berichten, wie sie ihre Zitterpartien erlebt haben.
Duisburg wird in der neuen Legislaturperiode sogar von fünf Bundestagsabgeordneten aus Duisburg vertreten: Nachdem Bärbel Bas (SPD) und Mahmut Özdemir (SPD) ihre Direktmandate verteidigt haben und die Grünen Felix Banaszak und Lamya Kaddor wie erwartet über ihre aussichtsreichen Reservelistenplätze ins Parlament eingezogen sind, schaffte es nach einer langen Zitterpartie auch Christian Leye (Die Linke) in den Bundestag.
Als Leye in der Nacht auf Montag ins Bett ging, war er nach eigenen Angaben „davon ausgegangen, dass es nach unseren deutlichen Verlusten nicht mehr klappt. Ich hatte die Info, dass in NRW nur der fünfte Listenplatz zieht“.
Christian Leye (Die Linke) beklagt „fehlende Solidarität“
Am Montagmorgen weckte den 40-Jährigen dann das Dauerklingeln seines Telefons: Sein Listenplatz sechs hat überraschend doch für einen Sitz im Bundestag gereicht. Obwohl die Linke unter der Fünf-Prozent-Hürde blieb, wird sie dort mit 39 Sitzen vertreten sein: Da die Partei drei Direktmandate erringen konnte, hebelt die „Grundmandatsklausel“ die Sperrklausel aus.
Leye, der in Neudorf lebt, aber im Nord-Wahlkreis 116 angetreten war (Erstimmenergebnis: 5,05 %; - 3,8), kann sich trotz seines Erfolges nicht freuen, sagt er: „Unsere Partei hat eine zu bittere Niederlage erlitten. Das war in dieser Deutlichkeit dann doch unerwartet.“ Zu einer schnellen Ursachenanalyse lässt sich Leye nicht hinreißen, der wissenschaftlicher Mitarbeiter der parteiintern umstrittenen Sahra Wagenknecht nennt jedoch auch „fehlende Solidarität“ der Partei mit Wagenknecht als einen Knackpunkt im Wahlkampf.
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Leye, Vater eines achtjährigen Sohnes, will auch als MdB in Duisburg wohnen und seinen „Lebensmittelpunkt nicht nach Berlin verlegen“. Eine Bleibe für die Sitzungswochen in der Hauptstadt sucht er dann ab Mittwoch.
Charline Kappes (FDP): „Da freut sich meine Firma“
Charline Kappes, Direktkandidatin der FDP im Süd-Wahlkreis 115, wird dagegen künftig nicht zwischen Duisburg und Berlin pendeln. Gegen 4 Uhr in der Nacht auf Montag erst wurde deutlich, dass das NRW-Ergebnis der Liberalen (11,4 %, - 1,7) deren Landespartei nur 19 Listenmandate beschert. Die 27-Jährige kandidierte auf Platz 24. Im Vorfeld der Wahl gab es wegen besserer Umfragewerte Hoffnung auf deutlich mehr Mandate.
„Schade“, sagt Kappes denn auch etwas enttäuscht. Scherzen kann sie aber noch: „Da freut sich meine Firma, dass ich ab Dienstag wieder zur Arbeit komme.“ Mit ihrem Erststimmenergebnis im Wahlkreis sei sie zufrieden. 6,99 Prozent – das seien schließlich nur 0,01 Prozentpunkte weniger als 2017, als Carlos Gebauer für die FDP zur Wahl stand. „Ich bin noch unbekannt und war die jüngste Kandidatin, da gibt es immer Vorbehalte. Aber ich habe noch viel Zeit, es später nochmal zu probieren.“