Duisburg. Ein Einbruch bei der Zahl der Gottesdienstbesucher und weniger Priester – Duisburgs Katholiken beschreiben eine Kirche „im Umbruch“.

Analog statt digital hat die Katholische Stadtkirche Duisburg zum Jahresempfang in die frisch umgestaltete Kirche St. Joseph am Dellplatz eingeladen. Dabei ging es vor geladenen Gästen aus Politik und Kultur nicht nur um den Rückblick auf ein weiteres schwieriges Kirchenjahr, sondern vor allem um die Vorstellung katholischer Akteure in der Duisburger Stadtgesellschaft.

„Die Kirche ist im Umbruch“, stellte Stadtdechant Roland Winkelmann fest, „das hat Corona nicht bewirkt, aber Corona hat den Prozess beschleunigt.“ Die Zahl der Besucher in den Gottesdiensten sei deutlich eingebrochen und mit der bevorstehenden Entpflichtung des Pfarrers Christian Schulte verringere sich auch die Zahl der Priester in Duisburg weiter.

Um so erfreulicher sei die neue Möglichkeit persönlicher Zusammenkünfte. „Wie sehr wir Menschen auf Gemeinschaft und Begegnungen angewiesen sind, auch das haben wir durch Corona gemerkt“, sagte Winkelmann. Ihm habe die Zusammenarbeit mit den Kirchen in der Krise persönlich viel Kraft und Zuversicht gegeben betonte der Oberbürgermeister Sören Link in seinem Grußwort. Eine intensivierte Bindung an die Kirche sei ihm auch von anderen Menschen zurückgespiegelt worden.

Für die Jugendkirche ist Einzugsgebiet im Duisburger Dellviertel ideal

Daniel Wörmann, der Vorsitzende des Stadtkatholikenrates, stellte sieben Impulsgeber vor. Die zeigten in Wort und Bild, wo sich katholische Kirche in der Stadtgesellschaft besonders positiv bemerkbar macht.

Den Anfang machte Pastor Stephan Markgraf, der mit der Jugendkirche Tabgha junges christliches Leben in St. Joseph mitten im Szeneviertel entwickeln will. Der Ort im Einzugsbereich etlicher weiterführender Schulen könnte nicht geeigneter sein.

Ebenfalls um die Jugendlichen kümmert sich der Bund der katholischen Jugend (BDKJ). Dort werden nicht nur die Interessen Jugendlicher gegenüber Staat und Kirche vertreten, es gibt auch außerschulische Bildungsangebote, von Rettungsschwimmkursen bis zu politischer Bildung. Junge Erwachsene, die an einem Übergang zwischen Schule und Beruf gescheitert sind, werden von der Werkkiste aufgefangen. Seit Anfang der achtziger Jahre bemüht man sich dort um Zugänge zur Bildung und um Integration in und durch Arbeit in den besonders abgehängten Stadtteilen des Duisburger Nordens.

Seit Corona: Malteser bieten zwei Sprechtage pro Woche an

Für die Caritas stehen Projekte wie die Cafés Klamotte und das Sozialzentrum St. Peter im Blickpunkt. Die Seelsorge, wie die Caritas sie versteht, fragt nicht nach dem katholischen Profil und stellt keine Bedingungen. Sie erreicht dadurch Menschen vieler Nationen und Religionen.

In der katholischen Erwachsenen- und Familienbildung (KEFB) gibt es Angebote für alle Altersgruppen von den Pekip-Kursen für Babys bis zur Seniorenakademie. Sie sind für jede und jeden offen, der Spaß an Bildung entwickeln möchte.

Angebote für Menschen ohne Krankenversicherung macht die Malteser Medizin für Menschen (MMM). Seit Corona gibt es zwei Sprechtage in der Woche. Neun Ärzte kümmern sich um Schwangere, Kinder und Erwachsene ohne Zugang zu medizinischer Versorgung. Die Praxis existiert von Spenden und erhält keine Zuschüsse der Krankenkassen. Eine Initiative christlicher und muslimischer Frauen stellte die katholische Frauengemeinschaft (kfd) vor. Ehrenamtlich engagierte Frauen unterschiedlicher Nationalitäten und Religionen laden gemeinsam ein, sich als Nachbarinnen besser kennen zu lernen und gemeinsam Toleranz und Verständnis zu wecken.

>>Zahl der Gottesdienstbesucher 2020 noch einmal gesunken

  • Nach Angaben der Bistümer Münster und Essen ist die Zahl der Katholiken, die sonntags einen Gottesdienst besuchen, im Jahr 2020 noch einmal gesunken.
  • Die Zahl der Taufen und Erstkommunionen ist – auch bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie – ebenfalls zurückgegangen.