Blaulicht und Blut auf der ersten Seite, ein Alkoholrausch auf der zweiten, ein zerfetzter Körper auf der dritten – und dann mag man sich allmählich fragen: Was geht im Kopf dieses Autors nur vor? Roland Herden bietet eine einleuchtende Antwort. „Man sagt ja oft: ,Stell dir vor, dieses oder jenes wäre noch passiert.’ Ich stelle es mir dann tatsächlich vor und schreibe es auf.“ Das hat der Duisburger nun zum sechsten Mal gemacht. Dieser Tage ist sein neuer Krimi „Hafenkinder“ erschienen.

„Harte Geschichten“ hieß sein letztes Buch, eine Sammlung von bizarren Episoden. Diese „Harten Geschichten“ erzählte er in einer harten Sprache, doch für „Hafenkinder“ hat er sich zurückgenommen. „Bisher habe ich jedes Buch jemandem gewidmet. Das neue meiner verstorbenen Mutter“, erzählt er. „Und es ist doch immer so: Wenn Mama zu Besuch kommt, muss man sich benehmen und ordentlich anziehen. Deshalb habe ich ordentlich geschrieben, keine harschen Anreden und Schimpfworte benutzt.“

Das schadet der Geschichte nicht, im Gegenteil: Die manchmal überdreht wirkende Handlung gewinnt durch den ruhigen Ton, in dem sie erzählt wird, wieder an Nüchternheit. „Hafenkinder“ erzählt aus dem verqueren Leben eines Mannes, der sich in einem Wohnwagen im Hafengebiet häuslich niedergelassen hat. Hier war er schon vor Jahrzehnten mit einer Jugendfreundin unterwegs, trieb sich mit ihr in den engen Gängen und verlassenen Tunneln herum. Nun ist aber noch jemand im Hafengebiet unterwegs, und eine Mordserie beginnt mit dem Bibelspruch: „Und Gott sah, dass es gut war...“

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„Ich halte mir immer vor Augen: Schreibe über Sachen, von denen du Ahnung hast“, sagt Roland Herden – meint damit aber nicht die blutigen Morde, sondern den Duisburger Hafen und seine besondere Atmosphäre. „Es ist mir bei Reisen immer wieder aufgefallen: Zuerst rümpfen die Leute die Nase, wenn man sagt, dass man aus Duisburg kommt. Aber dann haben sie doch Interesse und stellen Fragen. Wenn ich dann zum Beispiel vom Hafen erzählt habe, hörten sie immer ganz ruhig zu“, sagt Herden. Mit diesen Geschichten möchte er jetzt seine Leser fesseln und unterhalten. Denn „im Großen und Ganzen ist das Buch ein riesiger Spaß“, betont er, auch wenn es manchmal recht gewalttätig darin zugeht. Der Autor hat sich die Freiheit genommen, wenig Details aus der Polizeiarbeit zu schildern, Hintergründe ohne ausschweifende Erklärungen einzuführen. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, den Charme des Hafens, des Ruhrgebiets einfließen zu lassen. „Und diese herbe Menschlichkeit, die mir so gefällt.