Hocjhfeld. Weil der Marktplatz in Duisburg-Hochfeld umgebaut wird, mussten die Händler ausweichen. So zufrieden sind die Marktbeschicker und Kunden.
Eine Schale Erdbeeren „ein Euro, ein Euro, ein Euro.“ Auf dem Hochfelder Wochenmarkt preisen die türkischen Händler ihre Waren an. Tomaten sind im Angebot – „ein Euro, ein Euro, ein Euro.“ Seit März wird der zentrale Marktplatz in Duisburg-Hochfeld umgebaut. Für 100 Händler musste ein Ausweichquartier gefunden werden, das war gar nicht so einfach. „Duisburg Kontor“ hat den Markt schließlich geteilt. Einige Stände sind auf einem kleinen Parkplatz an der Gitschiner Straße/Ecke Karl-Jarres-Straße aufgebaut. Weitere an der Wörthstraße. Allerdings: An diesem Wochenende bleibt der Platz gegenüber vom Rheinpark leer. An der Gitschiner Straße ist etwas los, auch wenn die Auswahl kleiner ist. Die Kunden, die sich hier eindecken, sind froh, dass der Markt überhaupt erhalten bleibt.
„Am Markt hängt unser Leben. Die Sachen im Supermarkt kann man ja kaum noch bezahlen“, sagt Remziye Coskun. „Eine Schachtel Frischkäse hat man früher für etwa einen Euro bekommen. Jetzt werden jede Woche 30 Cent mehr aufgeschlagen“, rechnet sie vor. Auf dem Markt gibt’s einen Händler, der Joghurt, Käse und andere frische Ware von Paletten verkauft. Angeschlagen sind Sonderpreise. Die Kunden greifen gerne zu. „Wir haben Glück und müssen keine Miete zahlen, weil wir vor ein paar Jahren ein Haus gekauft haben. Das war viel Geld, aber es war die richtige Entscheidung“, erklärt Remziye Coskun. Sie arbeitet wenige Stunden pro Woche, ihr Mann ist bereits in Rente, da ist sie froh über die Angebote. „Die Auswahl ist ausreichend. Dann gibt man auch nicht so viel aus.“
Am Stand nebenan verkauft Armin Schlichting Schreibwaren, Malkästen, Rucksäcke sowie Tornister. Das Sortiment führt er das ganze Jahr, „geschrieben wird immer“. Seit acht Jahren steht er regelmäßig auf Duisburger Märkten, neben Hochfeld macht er auch in Rheinhausen und Alt-Hamborn mit. „Die Märkte haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Aber das liegt auch daran, dass wir keine Lobby haben.“ Seine Erfahrung macht ihm nicht gerade Hoffnung: „Immer, wenn am Markt etwas verändert wird, geht er ein paar Jahre später den Bach runter.“ Er findet: Ein bisschen neuer Straßenbelag hätte es in dem Hochfelder Fall auch getan. Mit der umgestalteten Situation müssten sich die Bürger erst einmal wieder identifizieren.
Immerhin: Der Standort an der Gitschiner Straße wird von den Kunden gut angenommen. An der Wörthstraße, dem zweiten Ausweichquartier in Hochfeld, steht am Samstag kein einziger Händler. Ab und zu kommen ein paar Ortskundige, weil sie gehört haben, dass hier eigentlich noch mehr Stände aufgebaut sein sollen. Doch der Platz bleibt leer. Angesprochen auf die Situation, erklärt „Duisburg Kontor“-Sprecher Alexander Klomparend: „Die beiden Standorte wurden uns von der Stadt vorgeschlagen und erwiesen sich als einzige sinnvolle Möglichkeiten, den Markt in Hochfeld für die Dauer der Bauarbeiten zu erhalten. Von vornherein war dabei klar, dass nicht alle angestammten Händler des Hochfelder Markts auf den Ausweichflächen zum Zuge kommen könnten.“ In Gesprächen habe man versucht, ihnen Alternativen anzubieten, zum Beispiel in Rheinhausen oder Vierlinden.
Im Laufe der vergangenen Monate stellte sich heraus, dass die Gitschiner Straße von den Händlern bevorzugt werde. „Der Standort an der Wörthstraße wird nur noch von wenigen Händlern genutzt.“ Dass am Samstag auch an der Gitschiner Straße weniger Stände waren, hänge mit dem Opferfest zusammen – eine kurze Umfrage unter den Marktmeistern nach dem Wochenende habe ergeben, dass auch auf anderen Märkten im Stadtgebiet Händler gefehlt hätten. „An einem normalen Samstag sind an der Gitschiner Straße zwischen zehn und 13 Händlern aus dem Food-Bereich, ergänzt jeweils um einige wenige Non-Food-Händler.“
Das wiederum, so Klomparend, sei nur deshalb möglich, weil Duisburg Kontor inzwischen wieder mit weniger Abständen und schmaleren Gängen bauen könne. „Das war bis zum Ende der letzten Corona-Schutzverordnung nicht zulässig. Dadurch lassen sich insgesamt mehr Händler auf der Fläche unterbringen.“ Die Marktbeschicker, die regelmäßig zur Gitschiner Straße kommen, seien mit Umsatz und Frequenz „unter den gegebenen Umständen“ zufrieden. Neben der Standort-Verlagerung mache sich momentan eine allgemeine Kaufzurückhaltung, auch auf anderen Märkten, bemerkbar.
Maria Ottmann hat Äpfel und ein Stück Melone in ihren Rollator gepackt. Seit über 60 Jahren wohnt sie in Hochfeld. Der Gang zum Wochenmarkt, meistens samstags, gehört für sie dazu. „Die Melone schnibbel’ ich mir klein, wenn ich abends vor dem Fernseher sitze. Lecker.“ Auch sie ist froh, dass es den Markt noch gibt. „Die Qualität ist hier auch hervorragend. Immer frisch. Und die Leute sind freundlich.“
>> Umbauarbeiten auf dem Marktplatz in Hochfeld laufen derzeit
Aktuell wird der 8600 Quadratmeter große Marktplatz saniert. Die Asphaltdecke ist teilweise abgetragen, an einigen Stellen liegen Steinhaufen. Investiert werden rund 2,1 Millionen Euro. „Ziel ist es, die Aufenthaltsqualität zu verbessern und die Platzoberfläche nachhaltig zu sanieren. Der Wochenmarktstandort soll barrierefrei gesichert, die Nutzungsverknüpfung Schule – Marktplatz verbessert und die Platzfläche durch neue Aufenthaltsflächen belebt werden“, heißt es in der Beschlussvorlage aus dem Jahr 2017. Und obwohl die Planungen schon so lange her sind, sollen sie nicht teurer werden. „Der Kostenrahmen wird nach derzeitigem Stand nicht nur eingehalten, sondern sogar leicht unterboten“, erklärt Stadtsprecherin Gabi Priem.
Das Zentrum des neuen Marktplatzes bildet ein sogenannter „roter Hochfelder Teppich“, der den Kindern, die die Grundschule Hochfelder Markt besuchen, ausgerollt wird. Der wird derzeit vorbereitet. Der Platz rückt bis an das Schulgelände heran, bisher führt noch die Sankt-Johann-Straße dort vorbei. Die Trautenaustraße wird zu einem verkehrsberuhigten Bereich umgebaut. Zum Schulstart sollen die Arbeiten soweit sein, dass die Grundschule wieder ohne Probleme erreichbar ist.
„Durch die Umgestaltung der Straße wird die Geschwindigkeit reduziert und das Parken neu geordnet“, nennt die Stadtverwaltung den Vorteil dieses Umbaus. Die künftig nutzbare Fläche für die Marktstände wird etwa 5200 Quadratmeter groß sein. Nach dem Umbau sollen die Händler wieder zurück ziehen.