Duisburg. Die Hinterbliebenen und Verletzten der Loveparade-Katastrophe sind entsetzt: Vandalen haben die provisorische Gedenkstätte am Unglückstunnel aufgesucht und zerstört. Bilder von Verstorbenen wurden von den Unbekannten angemalt. Die Polizei sucht jetzt nach Zeugen.

In wenigen Wochen jährt sich zum zweiten Mal der Jahrestag der Loveparade-Katastrophe. Um so schlimmer ist es für die Hinterbliebenen und die vielen Verletzten, dass es in den letzten Tagen zu Vandalismusschäden an der provisorischen Gedenkstätte am Tunnel kam.

Der Polizei liegen bereits zwei Anzeigen vor, wie Sprecher Stefan Hausch bestätigte.

„Wir können nichts tun außer an die Menschen zu appellieren, die Gedenkstätte zu respektieren“, sagte Jörn Teich, der sich gemeinsam mit anderen um die Pflege der provisorischen Gedenkstätte kümmert. Nach seinen Angaben wurden in den vergangenen Tagen Bilder von Verstorbenen von den Unbekannten angemalt, verschwanden Kerzen und andere Gegenstände, die dort zur Erinnerung hingestellt worden waren.

Mehrere Flaggen verschwunden

Mehrere Flaggen aus den Ländern, aus denen einige der Toten stammen, wurde abgerissen und sind verschwunden. „Anfangs haben wir gedacht, dass es Kinder waren, die die Schäden verursacht haben. Mittlerweile gehen wir aber davon aus, dass es bewusste Zerstörungen sind“, so Jörn Teich.

Die Polizei wird nach Angaben von Stefan Hausch die Unglücksstelle im Blick halten. Zumal die Stelle zumindest tagsüber oft von Polizeifahrzeugen frequentiert wird: Die Fahrzeuge des Präsidiums fahren über die Karl-Lehr-Straße zur Tankstelle der Polizei auf dem Gelände an der Fraunhofer Straße. „Wir nehmen das ernst. Gerade vor dem Jahrestag hat die provisorische Gedenkstätte für Angehörige eine große Bedeutung. Für sie ist der Vandalismus ein Schlag ins Gesicht.“ Sollte es Zeugen geben, die möglicherweise die Vandalen beobachtet haben, nimmt die Polizei Hinweise unter 0203-280-0 entgegen.

Gedenkfeier

In diesem Jahr wird die öffentliche Gedenkfeier am Jahrestag in der Innenstadt stattfinden. Zuvor werden Hinterbliebene und Opfer an dem Unglücksort eine Trauerfeier abhalten. Erwartet werden dazu auch Hinterbliebene aus Italien und den Niederlanden. Die Teilnahme an der Gedenkfeier dürfte einer der ersten Pflichttermine des neuen Oberbürgermeisters sein, der in der Stichwahl am 1. Juli gewählt wird.

Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 waren an der Rampe in einer Massenpanik 21 junge Menschen ums Leben gekommen, über 500 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Bis heute ermittelt die Staatsanwaltschaft seit nunmehr fast zwei Jahren gegen 17 Beschuldigte aus den Reihen der Stadtverwaltung, des Veranstalters und der Polizei. Bislang ist aber noch keine Anklage erhoben worden.