Duisburg. Markus Giesler tritt für die FDP im Wahlkreis II in Duisburg an. Von den Potenzialen dieser Stadt, dem Zugpferd Lindner und Bonsaibäumchen.
Markus Giesler muss irgendwo noch einen Zweit-Akku eingebaut haben. Denn der Bundestagskandidat für die FDP in Duisburg im Wahlkreis II (Nord) ist neben seinem Vollzeitjob im Marketing eines Chemie-Unternehmens auch noch in den letzten Zügen seiner Dissertation – und natürlich aktiv im Wahlkampfgeschehen.
Dabei hat er „keine guten Chancen auf einen Platz in Berlin“, sagt er realistisch, als Direktkandidat nicht, aber auch nicht „52 Plätze hinter Lindner“. Sein Ziel daher: „Ich möchte lernen, wie Politik funktioniert“, außerdem „braucht unsere Gesellschaft Leute, die sich engagieren“.
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Markus Giesler (FDP) lobt konstruktive Gespräche in den Sozialen Netzwerken
Jetzt steht Selbstmarketing auf dem persönlichen Stundenplan und die Frage, welche Inhalte auf den Accounts in den sozialen Medien funktionieren. „Eigentlich bin ich nicht so der Mensch, der da aktiv ist“, aber es sei spannend, weil auch dort Diskurs möglich sei, der Nähe schaffe. So sei er darüber mit Aktivistinnen von Fridays for Future ins Gespräch gekommen. Instagram schätzt er, weil es jünger, konstruktiver sei, offener für neue Themen und vor allem weniger beleidigend.
In der Politik ist Giesler erst seit fünf Jahren aktiv, als ihn „ein leichtes Bauchgrummeln“ beschlich angesichts der AfD, die die politische Atmosphäre aufgeladen habe. Auf der Suche nach Menschen, die seine Sprache sprechen und auf den Rat seiner Schwester, die bei den JuLis war, landete er bei der FDP.
Die Politik habe beim Ankommen geholfen, „auch wenn Duisburg ein hartes Pflaster ist“, glaubt der gebürtige Düsseldorfer, der erst seit sechs Jahren hier lebt. „Die FDP wird hier als Arbeitgeber-Partei verschrieen. Uns wird nicht abgenommen, dass wir auch für Arbeitnehmer aktiv sind.“
„Inhalte sind wichtiger als Posten“
Nord-Wahlkreis Duisburg II (116): Kurzfragebogen
Ein Duisburg-Selfie und 16 Antworten der Direktkandidaten in je unter 161 Zeichen:> Mahmut Özdemir, SPD> Volker Mosblech, CDU> Rainer Holfeld, AfD> Christian Leye, Die Linke> Markus Giesler, FDP> Felix Banaszak, B90/Die Grünen> Peter Römmele, MLPD> Beate Buchta, Die Basis
Schon bei den letzten Bundestagswahlen hat er geholfen, da war die Enttäuschung, nicht in der Regierung zu landen, groß. „Christian Lindner wäre damals gern Wirtschaftsminister geworden, aber es ging nicht um Posten, sondern um Inhalte, und von unseren Positionen wäre im Koalitionsvertrag nichts drin gewesen“, resümiert Giesler: „Wir machen es nicht um jeden Preis.“
Dass der Fokus bei seiner Partei so stark auf Lindner gerichtet ist, sei nicht ideal, aber ohne ihn wäre die FDP weniger präsent. Es sei an der Zeit, zu zeigen, dass die Partei vielfältig ist und nicht nur ein Zugpferd habe. „Streng genommen ist das die einzig konsequente Partei, die wirtschaftsliberal und sozialliberal ist.“ Eine Jamaika-Koalition hält er im Bund für möglich.
„Wir sind zu dezent und nicht frech genug“
Und wie sieht es in Duisburg aus? „Rein aus Investorensicht hat Duisburg viele Chancen“, sagt Giesler. Es gebe freie Flächen, günstiges Bauland, günstige Mieten. Was fehle, sei eine zentrale Stelle, die Investoren und Unternehmen zusammenführe, deshalb würde er nach erfolgreicher Wahl mit einer Veranstaltungsreihe „Chancen in Duisburg“ an den Start gehen. Allein das Thema Wasserstoffwirtschaft könnte eine Keimzelle für Wachstum werden.
Da der Hafen manchen Anwohnern Probleme bereite, sei es wichtig, dass ihnen ein Informations- und Mitspracherecht gewährt werde, „damit Bürger auch berechtigte Kritik äußern können“. Beim Thema Verkehr teilt Giesler gleich in Richtung Bundesverkehrsministerium aus: Das Geld, das in den Wahlkreis von Andreas Scheuer geflossen sei, fehle hier überall. Duisburg müsse deutlich sagen, wo es schiefläuft, „da sind wir zu dezent und nicht frech genug“, glaubt er.
„Ich bin schon ein bisschen nerdig“
Privat entspannt sich Giesler beim Zocken, gern online mit Freunden, aber auch klassisch bei Brettspielen. „Ich bin schon ein bisschen nerdig“, gesteht er. Hobbymäßig spielt er gern Fußball und Basketball, bis zu einer Schulterverletzung war er auch im Judo bis auf Landesliganiveau aktiv.
Auf dem Balkon zieht der Lokalpolitiker außerdem Bonsaibäumchen, „semiprofessionell“, allerdings bräuchte er mehr Platz dafür. In Duissern lebt er gern, „superviele schöne Ecken“ gebe es in ganz Duisburg, angefangen von der Rheinaue in Alt-Walsum bis zu den Wiesen im Garten der Erinnerung.
Nach der Wahl und der Abgabe seiner Dissertation steht erst mal Urlaub an, „ich hoffe auf Strand“. Aber auch Freunden und Familie will er dann wieder mehr Zeit widmen, „die sind gerade sehr geduldig“. Ideen hat er auch schon, etwa eine Unternehmensgründung, mit der er berufsbegleitend Umweltprobleme lösen könnte. „Ich will beruflich weiter kommen, aber ich kann nicht nur eine Sache machen.“
>> ZUR PERSON:
• Markus Giesler ist 30 Jahre alt, ledig und seit fünf Jahren in der FDP aktiv.
• Im Hauptberuf ist er als Chemiker in Marketing und Vertrieb tätig.
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• In seiner Promotion beschäftigt er sich mit Grundlagenforschung an der Schnittstelle zwischen Kunststoff und Biochemie. Eine mögliche Anwendung sieht er in der Basisarbeit für einen Krebswirkstoff, der gegen Gebärmutterhalskrebs helfen könne. Den Forschungspart hat er während seiner Anstellung an der Uni abgearbeitet, berufsbegleitend geht es nun um die Ausarbeitung.