Duisburg-Huckingen. Die Diagnose Krebs ist hart. Unterstützung bekommen Frauen in der Frauenselbsthilfe Krebs – seit zehn Jahren. Sie hilft nicht nur mit Zuspruch.

Als Karola Schmidt vor elf Jahren ihre Krebsdiagnose bekam, war das für sie ein großer Schock. Denn neben den medizinischen Fragen, die auf einen zukommen, ist auch die Seele durch so eine Diagnose oft schwer belastet. „Mir wurde dann der Gesprächskreis der Frauenselbsthilfe Krebs hier in Huckingen empfohlen“, erinnert sie sich. Heute ist sie die Leiterin der inzwischen zur Gruppe Huckingen gewachsenen Frauenselbsthilfe Krebs. Die feierte im St. Anna-Krankenhaus ihr zehnjähriges Bestehen mit einem kleinen Festakt.

Selbsthilfegruppe bietet Frauen Unterstützung nach der Krebs-Diagnose

„Ich konnte meine Ängste mit anderen Betroffenen teilen und wollte dann auch das zurückgeben, was ich selbst bekommen hatte“, erinnert sich Schmidt an ihre Entscheidung, selbst Teil der Gruppe und dann sogar ihre Leiterin zu werden. Das waren Anteilnahme, Trost und Unterstützung in der schweren Zeit nach der Diagnose und während der Behandlung.

Plötzlich an Krebs erkrankt zu sein, ist für die meisten Menschen ein Schock. Die Diagnose trifft sie unvorbereitet und löst häufig eine existenzielle Krise aus. Betroffene werden jäh aus ihrer Alltagsnormalität gerissen und sehen sich mit Angst, Leiden, Schmerzen und der Bedrohung des eigenen Lebens konfrontiert. Nichts ist mehr so, wie es vorher war. Die Erschütterung erstreckt sich auf alle Lebensbereiche. Hinzu kämen für viele die schwierige Welt des Medizinsystems mit ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten und ihrer eigenen Sprache, die das Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit verstärken.

Karola Schmidt, Petra Barthen und Isabell Ludwig-Holstein (von links) von der Regionalgruppe Huckingen.
Karola Schmidt, Petra Barthen und Isabell Ludwig-Holstein (von links) von der Regionalgruppe Huckingen. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

„Die Selbsthilfegruppen machen eine so wichtige und oft unterschätzte Arbeit. Ohne sie würden viel weniger Menschen als mündige Patienten in die Behandlung gehen und allein bleiben mit ihren Ängsten“, sagte Anja Hoppermann von der Selbsthilfekontaktstelle Duisburg des Paritätischen. Es sei eine offene Hilfsbereitschaft, die Neu-Mitgliedern entgegengebracht wird. „Sie bieten Menschen, die durch eine Krebserkrankung aus der Bahn geworfen wurden, Halt“, ließ auch der Bundesvorstand der Frauenselbsthilfe Krebs in einem Grußwort ausrichten.

Austausch mit Menschen, die dieselben Ängste und Fragen haben

Es gebe zwar Momente des Miteinanderweinens, aber auch des Lachens, von Kraft und Freude. Das Besondere an den Selbsthilfegruppen sei, dass Betroffene dort auf Menschen treffen, die dasselbe Schicksal teilen, die dieselben Ängste und Fragen haben. So sei eine Verständigung auf einem ganz anderen Niveau möglich.

Seit der Gründung verbunden: Krankenhausseelsorger Ludger Kamp und die Frauenselbsthilfe nach Krebs.
Seit der Gründung verbunden: Krankenhausseelsorger Ludger Kamp und die Frauenselbsthilfe nach Krebs. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Auch der Krankenhausseelsorger war gekommen. Denn Dr. Ludger Kamp und die Frauenselbsthilfe Krebs sind seit ihrer Gründung verbunden. „Sie haben Gemeinschaft untereinander erfahren“, sagte Kamp. Auch bestimmte Türen, zu Erfahrungen, öffne nur eine Krankheit. „Natürlich würden sie alle sagen, dass sie die Krankheit lieber nicht haben würden.“ Dennoch würde sie sie zu anderen Menschen, zu empfindsameren Menschen machen, so Kamp.

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Rund 25 Mitglieder hat die Gruppe in Huckingen. Zum Festakt am Freitag waren auch viele aktuelle und ehemalige Wegbegleiter aus dem Krankenhaus und den zugehörigen Einrichtungen gekommen. Für den kurzweiligen Teil des Programms sorgte der theologische Kabarettist Okko Herlyn.

Brustkrebs- Eine junge Frau erzählt von Horror und HoffnungDie Huckinger Gruppe trifft sich jeden dritten Donnerstag im Monat von 16 bis 18 Uhr in der Cafeteria des Helios-St.-Anna-Krankenhauses. Dort gibt es Vorträge von Fachleuten, aber auch offene Gesprächsrunden. Teilnehmen kann jede, vorherige Anmeldungen sind aber erwünscht. Außerdem gibt es jeden Mittwoch um 10 Uhr ein Walking-Treffen an der Regattabahn, Treffpunkt: Seehaus Duisburg.

>> ÄLTESTE SELBSTHILFEORGANISATION

  • Die Frauenselbsthilfe Krebs (FSH) ist eine der größten und ältesten Krebs-Selbsthilfeorganisation Deutschlands. Sie verfügt bundesweit über ein dichtes Netz an regionalen Gruppen, über ein Forum im Internet, eine Telefonberatung und über Netzwerkangebote für Männer mit Brustkrebs sowie junge, an Krebs erkrankte Menschen.
  • Die Gruppentreffen stehen allen Menschen offen, die an Krebs erkrankt sind, und auch deren Angehörigen. Die Teilnahme an den Treffen ist unverbindlich und kostenfrei. Mehr Informationen gibt es im Internet unter: www.frauenselbsthilfe.de/gruppen/duisburg-huckingen.html