Duisburg-Rheinhausen. Die baufällige Kirche St. Marien Schwarzenberg in Rheinhausen muss abgerissen werden. Warum die Profanierung am Sonntag etwas Tröstliches hatte.

Es war ein Abschied, der vielen sehr schwer fiel. Am Sonntag feierte Weihbischof Rolf Lohmann mit über 80 Gläubigen um 10 Uhr in St. Marien-Schwarzenberg in Rheinhausen den letzten Gottesdienst. Anschließend wurde das Gotteshaus profaniert, also entweiht. Der Grund ist die marode Bausubstanz, denn für eine Sanierung hätte das Bistum enorme Gelder ausgeben müssen. Das sei finanziell nicht zu stemmen gewesen, erklärte das Bistum.

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Dennoch fand Bischof Lohmann sehr tröstliche Worte, machte Hoffnung und richtete den Blick auf die Zukunft. „Gestalten Sie in Gruppen und Kreisen weiterhin Kirche mit, damit das Evangelium lebendig bleibt.“ Der Entschluss, die Kirche nicht mehr zu erhalten, sei niemandem leichtgefallen. Man habe gemeinsam mit vielen Gremien den Dialog geführt, es seien viele Briefe geschrieben worden, viele hätten ihre Stimme erhoben, das sei auch richtig gewesen. Der Schmerz sei groß. „Aber wir müssen uns leider der Wahrheit stellen, dass wir in der heutigen Zeit nicht mehr in der Lage sind, alles zu erhalten, was wir über die Jahre in unsere Herzen geschlossen haben. Und ich verstehe, dass das viele Menschen traurig macht.“

Kirche in Rheinhausen wird abgerissen: „Die Menschen entfremden sich“

Bischof Lohmann sprach aber auch viele Wahrheiten aus, über die man nicht mehr hinwegsehen kann. Die Gesellschaft verändere sich, das müsse man zur Kenntnis nehmen. „Es ist ein starker Transformationsprozess im Gange, die Menschen entfremden sich von der Kirche.“ Finanziell könne man nicht mehr alles stemmen. Diese Einsicht werde das Bistum auch in den nächsten Jahren weiter begleiten.

Viele Gemeinden am Niederrhein, aber auch anderswo im Bistum würden darüber nachdenken, wie man mit den vorhandenen Immobilien umgehe. Klar benannte Rolf Lohmann die kritischen Punkte, die die Kirche zum Handeln zwingen. Man trenne sich nicht nur von vielen Gebäuden, weil man diese aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht mehr halten könne. „Es sind auch die Menschen einfach nicht mehr da. Da ist der demografische Wandel zu nennen, genauso wie die Austrittszahlen und auch die Entfernung und Entfremdung von der Kirche.“

St. Marien Rheinhausen: Gemeinschaft in Duisburg soll erhalten bleiben

Aber die Profanierung sei ja nicht das Ende des gemeinschaftlichen Lebens in dem Duisburger Stadtteil. „Wichtig ist mir, dass mit dem Turm der Kirche ein weithin sichtbares und das Bild von Schwarzenberg prägendes Bauwerk erhalten bleibt. Ebenso wie das Pfarrheim und der Kindergarten. Wir ziehen uns hier nicht zurück, sondern bleiben pastoral, seelsorglich und auch von den Gebäuden her präsent.“ Ein neuer Aufbruch gelinge nur dann, wenn die Kirche bereit sei, in die Welt hinauszugehen und Abschiede vom Liebgewonnenen auszuhalten. „Dies alles erfordert den Geist der Versöhnung“, betonte der Weihbischof.

Am 27. März fand der letzte Gottesdienst in St. Marien Schwarzenberg in Duisburg-Rheinhausen statt. Das baufällige Kirchengebäude muss abgerissen werden, der Glockenturm soll aber erhalten bleiben.
Am 27. März fand der letzte Gottesdienst in St. Marien Schwarzenberg in Duisburg-Rheinhausen statt. Das baufällige Kirchengebäude muss abgerissen werden, der Glockenturm soll aber erhalten bleiben. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

„Wir brauchen eine Erneuerung im Sinne des Evangeliums. Wir brauchen eine Botschaft: Gott ist immer da. Er ist der Vater mit weit ausgestreckten Armen, der uns Zukunft verheißt. An dieser Zukunft lasst uns weiter gestalten hier in Rheinhausen-Schwarzenberg und überall in der Kirche.“ Diese Botschaft stieß bei vielen Gläubigen auf offene Ohren und Herzen – trotz der Wehmut und Trauer. Paul Schoofs, der ursprünglich aus Rumeln kommt und seit zehn Jahren zur Gemeinde St. Marien gehört, ist sich sicher: „Das Kirchengebäude ist irgendwann weg, aber die Menschen sind ja hier.“

Vor Abriss der Kirche in Duisburg: „Es fühlt sich unwirklich an“

Und um die kümmert sich der 79-Jährige immer noch. In seiner alten Gemeinde ist er nach wie vor Ministrant und im Bereich St. Marien ist er Rentenberater. „Wenn jemand verstorben ist, dann geh’ ich zu den Hinterbliebenen und hör mir natürlich auch die Sorgen und Nöte an“, sagt er. Außerdem ist er überzeugt: „Pfarrer Andreas König wird die Zukunft hier mit den Kirchenmitgliedern schon gut hinbekommen, es gibt ja auch noch das Pfarrheim.“

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Für die junge Familie Bode, die mit ihrem achtjährigen Sohn am Gottesdienst teilnahm, fühlt sich „alles so unwirklich an.“ Auch sie haben unterschrieben und gehofft, dass das Kirchengebäude erhalten bleiben kann. Denn ein Pfarrheim sei für sie tatsächlich kein Ersatz für eine Kirche. Aber, es würde ja vom Bistum offensichtlich nur nach rein wirtschaftlichen Aspekten entschieden, vermutet das Ehepaar und ist traurig darüber. Zumindest hätten die Menschen in dem Stadtteil ja von der Entfernung her die Möglichkeit, andere Kirchen des Verbundes aufzusuchen. Das sei wirklich sehr tröstlich.

>>> St. Marien in Rheinhausen: Das Ewige Licht wurde hinausgetragen

  • Zum Schluss des letzten Gottesdienstes in St. Marien Schwarzenberg wurde der Altar abgedeckt, löschten die Messdiener die Kerzen, das Ewige Licht wurde hinausgetragen. „Aber die Osterkerze bleibt“, versprach Weihbischof Rolf Lohmann. Zum Schluss wurde zusammen mit den Gläubigen das Lied von St. Marien angestimmt: „Die Schönste von allen.“
  • In der letzten Strophe heißt es: „Die Sterne verlöschen, die Sonn, die jetzt brennt, wird einstens verdunkeln und alles sich endt. Du aber wirst strahlen noch lang nach der Zeit, in himmlischer Glorie durch all Ewigkeit.“