Duisburg. Elf Furry-Fans aus ganz Europa stürzen sich in ihren Ganzkörperkostümen beim Bungee-Jumping im Sportpark Wedau in die Tiefe. Ein Duisburger organisierte das Treffen der Furrs, die als Wölfe verkleidet aus 60 Metern von einem Kran sprangen. Ein echter Hingucker für die zahlreichen Zuschauer am Boden.

Ein lauter Schrei hallt über die Dreieckswiese am Sportpark Wedau. Dort steht ein Kran. An ihm befestigt hängt in etwa 60 Metern Höhe eine kleine Plattform. Unter der Plattform dehnt sich ein Bungee-Seil. Und der Schrei kommt vom Ende des Seils. Sich aus schwindelerregender Höhe an einem elastischen Gummiseil in die Tiefe zu stürzen, ist heutzutage nichts Besonderes mehr. Doch auf den zweiten Blick stutzt der interessierte Zuschauer am Boden. Denn am Ende des Bungee-Seils hängt ein bunter Plüsch-Wolf.

Der Wolf, der vor lauter Adrenalin seine Freude über den Rausch des freien Falls hinausschreit, heißt im menschlichen Leben Patrick. Er kommt aus Linz in Österreich. Und er ist ein Furry (englisch: pelzartig, mit Pelz besetzt oder mit Pelz bekleidet). Er gehört einer weltweiten Gruppe von Menschen an, die in ihrer Freizeit in bunte Kostüme und in die Rolle einer Fantasiefigur schlüpfen. Sie alle sind an anthropomorphen Tieren interessiert – das heißt: Figuren mit tierisch-menschlichen Eigenschaften.

Wölfe, Streifenhörnchen und Meerkatzen

Elf Wölfe, Streifenhörnchen und Meerkatzen haben sich am Wochenende in Duisburg getroffen, um gemeinsam Bungee zu springen – in ihren Kostümen. Die Furrys sind aus ganz Europa zu dem Event gekommen. Norweger, Österreicher, Holländer, ein Schwede und ein Pole sind da. Nicolas hat seine Freunde diesmal in Duisburg zusammengetrommelt. Er steckt in einem Wolfsanzug in Blau und Lila. „Er hat uns den Vorschlag gemacht. Ich wollte schon immer mal Bungee springen und war sofort dabei“, erzählt der 25-jährige Patrick aus Österreich.

Die Gemeinschaft kennt sich. Regelmäßige Treffen bringen die Gleichgesinnten aus aller Welt zusammen. In dem, was ihr Hobby ausmacht, sind sie sich einig: „Es geht darum, ein wenig dem Alltag zu entfliehen, die Leute und sich selbst zu unterhalten“, geben Patrick und auch Nicolas zu Protokoll.

Für die Meisten der erste Sprung

Normalerweise machen sie das in Fußgängerzonen. Sie gehen aber auch in Zoos oder auf Kinderkrankenstationen, um die kleinen Patienten zu belustigen. Heute also Bungee-Jumping. „Ich bin mit dem Anzug schon Fallschirm gesprungen und habe auch schon Paragliding gemacht“, erzählt Ideengeber Nicolas. „Das Kostüm hält das alles aus.“ Zu hoffen ist es. Die Maßanfertigungen kosten um die 2500 Euro.

Der Kopf sitze so fest und gut, meint Nicolas, dass keine weitere Befestigung für den Sprung nötig sei. Er spricht als Einziger aus Erfahrung: Der Rest springt heute zum ersten Mal mit dem Gummiseil an den Füßen in Richtung Boden. Vielleicht halten auch deswegen alle vorsichtshalber den Kopf des Ganzkörperkostüms beim Sprung fest.

Andi Weber ist der Leiter vor Ort. „Ich wusste dass sie kommen“, sagt er. Bedenken wegen der Kostüme hat er keine: „Nicolas ist schon mal bei mir gesprungen. Und im schlimmsten Fall fällt ein Kopf halt ins Wasser.“ Über das Hobby seiner Kunden kann Weber nur grinsen. „Die sind alle super drauf und verbreiten richtig gute Stimmung“, sagt er und schmunzelt über seine speziellen Gäste.

Auch Ben Kohnen (26) aus Aachen steht an. Er wird sich in wenigen Minuten das erste Mal im Bungee-Jumping versuchen. Er ist sichtlich nervös. „Was ich davon halten soll, weiß ich noch nicht. Zuerst dachte ich, die sind zur Animation hier.“ Zumindest lenkt es ihn ein wenig ab.