Duisburg.
Gestresste Studenten bescheren Christoph Steven aus Duisburg volle Auftragsbücher. Er ist Ghostwriter und schreibt wissenschaftliche Texte für andere. Sein Geschäft läuft gut - trotz Plagiat-Affäre.
Eigentlich gibt es Christoph Steven nicht. Er arbeitet leise und diskret im Hintergrund. Sein Name taucht offiziell auf keinem Schreiben auf, und doch hat er schon so manches Werk verfasst: Der Duisburger betreibt in Hochfeld eine Textagentur, Spezialgebiet Exposés und Abschlussarbeiten. Es läuft gut - trotz Plagiat-Affäre.
Angesprochen auf den Fall zu Guttenberg, findet der Fachmann deutliche Worte: „Bei Guttenbergs Arbeit handelt es sich um ein Plagiat, da in der Doktorarbeit eindeutig Passagen übernommen und diese nicht mit einer Quelle belegt hat.“ Steven und seine Kollegen garantieren den Kunden hingegen, dass bei ihnen wissenschaftlich sauber gearbeitet wird. Dies werde mit Hilfe einer Plagiatssoftware, die einzelne Sätze online abgleicht, geprüft.
Viele finden ihn über seine Internetseite. Seine Kunden kommen aus dem ganzen Bundesgebiet. Seit 1996 ist er im Geschäft. Bevor sich Steven selbstständig gemacht hat, studierte er Germanistik, Anglistik und Philosophie. Die Magisterarbeit ging ihm damals locker von der Hand. Seine Agentur bietet jedoch Texte für jeden Fachbereich an. „Wir überarbeiten Gliederungen, bieten Formulierungshilfen oder Textbausteine und lesen gegen“, beschreibt der Schreiber seinen geheimen Job. Verschwiegenheit gehört zum Berufsbild dazu.
Die Studenten kämen aus unterschiedlichen Gründen, etwa, weil Deutsch nicht ihre Muttersprache sei oder sie die Arbeit für einen wichtigen Karriereschritt brauchen, aber im Büro zu sehr eingespannt sind. Auch solche, die Schwierigkeiten mit dem Thema haben, lassen sich beraten. Zudem sei die Betreuung der Professoren nicht immer gut.
50 freie Mitarbeiter arbeiten fleißig im Hintergrund
Ein schlechtes Gewissen haben sie nicht – und lassen sich Stevens Dienste einiges kosten. Ab 2000 Euro aufwärts kostet eine 60 Seiten lange Arbeit. Der Preis variiert nach Aufwand. Außerdem kommt es darauf an, wie schnell die Seiten gefüllt werden müssen. Auch Internetplattformen wie Hausarbeiten.de verderben ihm nicht das Geschäft. Er bekommt sogar eher mehr Aufträge. „Seit der Umstellung auf den Bachelor sind Anforderungen an Studenten stark gestiegen. Von denen kommen einige zu uns.“ Wichtig ist, dass er das Abschluss-Thema ebenso versteht – und keine zusammenhanglosen Sätze zu Papier bringt. Und weil sich ein Ghostwriter nicht in allen Themen gut auskennen kann, schreiben rund 50 freie Mitarbeiter für den Agenturchef und bearbeiten die unterschiedlichen Bereiche.
Steven versteht sich als Wissenschaftsberater und Dienstleister. Anleitungen zum Schummeln gibt er nicht. „Wir weisen unsere Kunden darauf hin, dass unsere Texte nicht unverändert eingereicht werden dürfen“, betont er. Bei Vertragsabschluss nehmen sie diese Klausel zur Kenntnis. Was dann allerdings der Professor zu lesen bekommt, bleibt den Studenten selbst überlassen.
Irgendwann will Christoph Steven übrigens noch einmal zum Autor in eigener Sache werden – und einen Text unter seinem Namen veröffentlichen.