Duisburg. Im Kunstraum SG1 in der Duisburger Altstadt heißt die neue Ausstellung „Farbe gut, alles gut“. Mit Uwe Siemens ist ein Maler aus Bochum zu Gast.
Gibt es gute und schlechte Farben? Schöne und hässliche? Mit Uwe Siemens ist ein Künstler im Kunstraum SG1 in der Altstadt zu Gast, mit dem man sehr schnell ins Gespräch kommt über eines der großen Themen der Malerei. Seine Ausstellung hat den Titel „Farbe gut, alles gut“.
In seinen Bildern dreht sich tatsächlich alles um Farbe. Farbeindrücke sammelt er, wenn er spazieren geht. Zur Zeit erforscht er gerade die Farben Bochums, wo er auch sein Atelier hat. Damit folgt er den künstlerischen Spuren etwa des 1940 in Düsseldorf geborenen Ulrich Erben, der von 1987 bis 1992 ein Atelier in Wanheimerort hatte und dem Stadtteil eine Serie gewidmet hat.
Der Künstler mischt die Farben selbst
Die Farben für seine Bilder mischt Uwe Siemens (bis auf die Ölfarben) selbst, etwa aus Bienenwachs und Pigmenten, er rührt auch die traditionelle die Eitempera selbst an. Es sei dann geradezu ein meditativer Prozess, die Farbe auf die Leinwand zu bringen, schildert der 1973 im westfälischen Wadersloh geborene Künstler. Dass er oft 40, 50 oder 60 Schichten aufträgt, sieht man den Bildern kaum an, denn die unteren Schichten sind extrem dünn und durchscheinend so dass sich eine Farbmischung ergibt, die sich der Eindeutigkeit entzieht.
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Oft trägt er dann die obere Farbschicht mit einem Spachtel so auf, dass darunter fast alles verschwindet. Dann ist das Material Farbe auch nicht mehr dünn und fließend, sondern so fest, dass die Farbe den Rahmen überlappt. Stets sind diese Übermalungen matt, stets bilden sie Zwischentöne: rotorange, gelbgrün, blaugrün – mehrdeutig eben. Eine Wasseroberfläche, eine Landschaft, Erde: Raum frei für Assoziationen.
Leuchtkästen überwinden Grenzen
Für die psychologische Wirkung von Farben interessiert sich Uwe Siemens bei seiner Malerei nicht. Aber er berichtet, dass die australische Regierung mal eine besonders hässliche Farbe für Zigarettenpackungen gesucht, um Raucher abzuschrecken. Gefunden wurde ein schlammiges Braungrün. Angesprochen auf den Titel „Warmes Mausgrau“ einer früheren Ausstellung, weiß Uwe Siemens durchaus um den humoristischen Aspekt, schließlich hat Loriot dem „lebhaften Mausgrau“ in einem Sketch ein sprachliches Denkmal gesetzt.
Mit drei Leuchtkästen von 2017 zeigt die Ausstellung, was Uwe Siemens außerhalb der Farbforschung bewegt. Entstanden sind sie für eine Ausstellung im polnischen Kattowitz, bei der er zum Thema Grenzen gearbeitet hat. Siemens hat die Legenden aus historische Landbodenkarten digitalisiert, also Karten, auf denen die geologische Struktur des Bodens aufgezeichnet wurde, mit kleinen „Störungen“ versehen und auf Leuchtkästen gebracht. Und siehe da: Der Boden in Kattowitz ist wie der beschaffen, auf dem das Ruhrgebiet steht. Es ging ihm darum, gedanklich Grenzen zu öffnen.
>>AUSSTELLUNG BIS 6. SEPTEMBER
- Uwe Siemens lebt in Bochum und Braunschweig, wo er seit 2017 die Werkstatt für Maltechnik und Materialkunde an der Kunsthochschule leitet.
- Die Ausstellung „Farbe gut, alles gut“ bleibt bis zum 6. September im Kunstraum SG1 an der Schmalen Gasse 1, geöffnet montags 17 bis 20 Uhr, www.sg1-kunstraum.de