Duisburg.. Die Kindernothilfe stellt ihre Jahresbilanz für 2016 vor. Zunehmende Gewalt und Arbeitsverbote für Organisationen erschweren Helfern die Arbeit.
Die Mitarbeiter der Kindernothilfe beklagen, dass ihr Einsatz in vielen Ländern dieser Erde immer schwieriger wird. Zwar konnte das Duisburger Hilfswerk mit Sitz am Sittardsberg mit seiner Arbeit im vergangenen Jahr rund 60,5 Millionen Euro einnehmen und damit fast zwei Millionen Kinder weltweit erreichen – „doch werden die Voraussetzungen dafür immer schwieriger“, weiß Vorstandsvorsitzende Katrin Weidemann, die nun die Jahresbilanz für 2016 vorstellte.
Spenden für Patenschaften blieben konstant
Mit rund 52 Millionen Euro förderte die Kindernothilfe 2016 Kinder in Afrika, Asien und Lateinamerika in über 740 Projekten. Das sind 2,3 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Ein Großteil der Einnahmen stammt aus Spenden für Patenschaften, die sich mit rund 75 000 konstant halten – trotz Beitragserhöhung von 31 auf 39 Euro pro Monat. „Alle Paten sind bei uns geblieben“, freut sich Katrin Weidemann.
Anlass zur Sorge bereiten ihr jedoch die zunehmend schwierigen Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter in den Projektländern. Arbeitsverbote für Organisationen, Verweigerung von Visa und die zunehmende Gewalt – „vor allem in Lateinamerika, hervorgerufen durch gezielten Abbau staatlicher Sozialprogramme“, so Weidemann.
Wettbewerb bleibt stark
Der Arbeitsschwerpunkt lag in 2016 klar beim Thema Flucht. Neben den Projekten in anderen Ländern, bot die Flüchtlingshilfe zum ersten Mal Schulungen für ehrenamtliche Flüchtlingshelfer zum Thema Kindesschutz. Vor Ort in Duisburg spürten die rund 160 Mitarbeiter Veränderungen: Die Flüchtlingskrise band viele Ehrenamtliche, die sich in lokaler Flüchtlingsarbeit engagierten, und weniger für Aktivitäten der Kindernothilfe. „Dennoch gibt es rund 10 660 Unterstützer in Duisburg und der näheren Umgebung“, weiß Pressesprecherin Angelika Böhling.
Eine Herausforderung für die Zukunft des Duisburger Hilfswerks bleibt der Wettbewerb. Zahlreiche Projekte und Hilfsorganisationen werben um Aufmerksamkeit und Spendengelder. „Hier wollen wir uns intern neu aufstellen.“ Mit neuen, flexibleren Modellen sollen vor allem jüngere Menschen erreicht werden. „Wir merken nämlich klar den Trend, dass vorrangig ältere Menschen Patenschaften übernehmen“, sagt Böhling.
Fokus liegt in diesem Jahr auf Ostafrika
In diesem Jahr legt die Kindernothilfe den Fokus auf Ostafrika. Dort verursacht eine lang anhaltende Dürre eine der größten humanitären Katastrophen seit 1945. Asia Abdulkadir ist Länderkoordinatorin der Kindernothilfe für Somaliland und berichtet von der dramatischen Lage vor Ort: „Die Menschen lassen alles zurück und laufen zum Teil hunderte Kilometer auf der Suche nach Nahrung.“ Allein in Somaliland, in dem vier Millionen Einwohner leben, seien 440 000 Menschen auf der Flucht. Da die Region offiziell zu Somalia gehört, werden humanitäre Hilfsmittel über die Regierung verteilt. „Es kommt aber nicht ausreichend in diesem Teil des Landes an“, weiß Abdulkadir. „Daher ist es wichtig, dass Nichtregierungsorganisationen wie die Kindernothilfe eingreifen und helfen.“
Verein ist seit 1959 fest in Duisburg verankert
Die Patenschaft für ein Kind kostet 39 Euro im Monat, Projektpatenschaften liegen bei 15 Euro. Seit 1959 ist der Verein in Duisburg fest verwurzelt und „wird auch in Zukunft hier bleiben“, sagt Angelika Böhling.
In Somaliland und Äthiopien hilft die Kindernothilfe über ihre lokalen Partnerorganisationen. Informationen zu der Lage vor Ort und Spendenmöglichkeiten gibt es unter www.kindernothilfe.de, Telefon: 0203-77 89 111.