Duisburg.. Die laut Betreiber einst erste Soccerhalle in Deutschland schließt und wird umfunktioniert. Über die Anfänge, Entwicklung und Pläne am Haferacker.
Werner Dehnen stellt sich nur für den Fotografen mit einem Ball aufs Feld. Gekickt hat er in seiner Halle selbst nie. Dafür sind hier viele andere junge und alte Fußball-Begeisterte auf Torejagd gegangen. „Vom Arbeiter bis zum Spitzenmanager“, erzählt der 65-Jährige, der das Projekt „Planet Soccer“ mit seiner Familie lange Jahre erfolgreich umgesetzt hat. Doch nun ist endgültig Schluss. Dann geht am Haferacker in Meiderich eine besondere Ära zu Ende, wie Werner Dehnen versichert: „Das war mal die allererste Soccerhalle in Deutschland.“
Aber nicht nur das – Rückblick: 1980 erbt Werner Dehnen das Grundstück von seinen Eltern, die dort eine Gärtnerei betrieben haben und die der damalige Lehrer am Sophie-Scholl-Berufskolleg in Hamborn nicht weiterführen kann und will. „Das Grundstück ging zunächst per Erbpacht an den Meidericher TC 1903“, erzählt Dehnen. „Der Verein hat dort 1983 eine Tennishalle gebaut.“
Aus Tennis- wurden Soccerhallen
Es ist die Zeit des aufkommenden großen Tennis-Booms rund um Steffi Graf und Boris Becker. Überall in Deutschland werden Hallen gebaut. Doch Mitte der 90er ebbt die große Begeisterung ab. Betreiber von Tennishallen bekommen zunehmend Probleme. Es müssen Alternativen her. Im Ruhrgebiet sollen laut Medienberichten dann Anfang des Jahrtausends die ersten Soccerhallen entstanden sein – größtenteils aus umfunktionierten Tennishallen.
Und Werner Dehnen ist sich sicher, dass im Jahr 2000 der Startschuss in Meiderich fiel. „Damals hatte der Tennisverein das Erbpachtrecht an die Planet Soccer GmbH verkauft, die dann in der Halle die ersten zwei Kleinfeldplätze angeboten hat – allerdings ohne großen Erfolg“, sagt der 65-Jährige, der sich 2002 entschließt, mit seiner Familie das Heft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen. „Wir haben erstmal einen dritten Platz gebaut.“
So rentiert sich die Halle. Die kleinen Tore und die Torlinientechnik mit dem Jubel vom Band bei jedem Treffer gehören zu den Besonderheiten. Es wird fleißig über Bande gekickt – und auch gefeiert. „Wir hatten hier sicher rund 5000 Kindergeburtstage und unzählige Weihnachtsfeiern von Jugendmannschaften“, erzählt Werner Dehnen, der sich zudem sozial engagiert. „Jugendzentren haben bei uns zum Beispiel immer einen Rabatt bekommen“, sagt der 65-Jährige. In seiner Halle wird Fußball gegen Rechts und für Afrika gespielt – mit prominenter Unterstützung wie von den Musikern Gentleman und Wolfgang Niedecken (BAP). „Wir haben auch mit zwei Turnieren Geld dafür gesammelt, damit Ärzte vom Herzentrum Meiderich in ihrer Freizeit Kinder mit Herzfehlern in Eritrea operieren konnten.“
Sehr hoher Kostendruck
Der Entschluss, die Soccerhalle nun nicht länger zu betreiben, hat zwei Gründe. „Einerseits ist der Kostendruck mit Licht, Heizung und Raum ist sehr hoch“, sagt Dehnen. „Andererseits haben sich die Familienmitglieder immer stärker auf ihre ursprünglichen Berufe konzentriert.“ Bereits vor zweieinhalb Jahren wurde ein Teil der Halle umgebaut, ein Platz fiel wieder weg, um Kindertagespflege anzubieten. Die soll künftig noch mehr Raum bekommen. Die restlichen rund 800 Quadratmeter sollen als Abstellfläche für Wohnwagen, Oldtimer oder andere Fahrzeuge dienen.
Auch für die beiden übriggebliebenen Kleinfeldplätze gibt es Verwendung. Ein Platz übernimmt das Schifferkinderheim in Ruhrort, den anderen verwertet die Familie Dehnen für eine Dachterrasse. Dann ist „Planet Soccer“ in Meiderich endgültig Geschichte.
Nur noch zwei Soccerhallen in Duisburg
Mit dem Wegfall von "Planet Soccer" gibt es im gesamten Duisburger Stadtgebiet nach Informationen dieser Zeitung nur noch zwei Soccerhallen – eine in Neudorf und eine in Hamborn.