Duisburg. Als Sprecher des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage folgt Rainer Bischoff auf Armin Schneider. Das sind seine Pläne.
Rainer Bischoff wird neuer Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage. Der Landtagsabgeordnete (SPD) löst damit Dr. Armin Schneider ab, der bis Ende vergangenen Jahres Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Duisburg war. Die Gruppierung will künftig auch Bildungsarbeit in Schulen leisten.
Es ist ein wenig still geworden um das Bündnis. Das sei vor allem der Pandemie geschuldet, sagt der neue Sprecher Rainer Bischoff, der für die nächsten drei Jahre gewählt ist. „Wir agieren zumeist auf der Straße, was in den vergangenen anderthalb Jahren nicht möglich war“, sagt der 63-jährige. Bischoff ist erst der vierte Sprecher des Bündnisses, das im Jahr 2000 nach einem antisemitischen Anschlag in Düsseldorf-Wehrhahn gegründet wurde. Er gehörte als damaliger Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Duisburg zu den Gründungsmitgliedern.
Armin Schneider gibt das Sprecher-Amt nach zehn Jahren ab
Auch interessant
Sein Vorgänger im Amt hieß zehn Jahre lang Armin Schneider, der Ende vergangenen Jahres in Ruhestand ging. „Armin ist es wichtig, dass auch die evangelische Kirche Teil des Bündnisses ist. Allerdings ist er der Meinung, dass ihr Vertreter jemand sein sollte, der auch innerhalb der Kirche ein Mandat hat“, erklärt Bischoff. Er selbst tritt bei der Landtagswahl im kommenden Jahr aus Altersgründen aber nicht mehr an. In seiner Parteizugehörigkeit sieht er kein Problem: „Das Bündnis ist überparteilich.“
Wegen der Pandemie waren Aktionen auf der Straße kaum möglich
Dem Bündnis gehören unter anderem Gewerkschaften, die Kirchen, die jüdische Gemeinde, Vereine und kommunale Organisationen an, „aber auch einzelne Stadtgrößen“, wie Bischoff betont. Im Februar 2020 hatte das Bündnis noch zu Protesten gegen die AfD aufgerufen, als sich der Thüringer FDP-Vorsitzende mit den Stimmen der rechtspopulistischen Partei zum Ministerpräsidenten hatte wählen lassen. Dann kam die Pandemie.„Dadurch sind auch die Aktivitäten von Rechten auf der Straße zurückgegangen, weswegen das Bündnis weniger präsent war“, sagt er.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert:Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Nach den Sommerferien wollten die Aktiven den Fokus auf Antisemitismus und Rassismus in den „unsozialen Medien“, wie Bischoff sie nennt, legen. „Durch die Anonymität haben sich Positionen in die Gesellschaft eingegraben, die vor ein paar Jahren noch undenkbar waren“, sagt Bischoff auch mit Blick auf die AfD. „Darüber wollen wir sprechen und diskutieren.“
DGB-Sekretär Bulut Surat: Bildungsarbeit in Schulen leisten
Geplant seien Aktionen mit Geschäften, aber auch mit Schulen. „Es ist immer schwierig, die Menschen zu mobilisieren, weil die Betroffenheit fehlt, wenn nicht grade etwas Schlimmes passiert ist. Deswegen wollen wir in die Schulen gehen und Bildungsarbeit leisten. Wir wollen aufklären, was Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sind, wir wollen das Thema platzieren und voran gehen“, sagt Bulut Surat, Gewerkschaftssekretär des DGB und Geschäftsführer des Bündnisses.
Social Media werde künftig stärker als Werkzeug eingesetzt. „Wir haben den Kontakt zu vielen Leuten, die wir auf der Straße getroffen haben, verloren. Die wollen wir nun wieder einbinden“, ergänzt Bischoff. „Wir können viel Power auf die Straße bringen, in dem wir Aktionen anbieten, an denen viele Menschen teilnehmen können, denn sie sollen sich beteiligen, sei es bei an Wahlen oder am Diskurs“, glaubt Surat.
>> DUISBURGER BÜNDNIS VERLEIHT PREIS FÜR TOLERANZ UND ZIVILCOURAGE
- Das Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage besteht seit dem Jahr 2000. Anlass der Gründung war die Explosion einer Rohrbombe am Bahnhof Düsseldorf-Wehrhahn. Der Attentäter hatte Menschen jüdischen Glaubens als Ziel ausgemacht, die Tat gilt deshalb als antisemitisch motiviert.
- Jedes Jahr am 27. Januar, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, verleiht die Initiative den Preis für Toleranz und Zivilcourage. Ihn erhalten Menschen und Vereine, die sich in Duisburg im Kampf gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit besonders hervorgetan haben.