Duisburg.. Bei „Nomanslanding“ im Ruhrorter Eisenbahnhafen wird Sicherheit groß geschrieben. Bei der Generalprobe fiel die Performance weniger überraschend aus als erwartet.
Der Aufbau war aufwendig, der Transport in den Eisenbahnhafen kompliziert, und auch bei der Generalprobe der begehbaren Installation „Nomanslanding“ am Donnerstag, die Urbane Künste Ruhr im Rahmen der Ruhrtriennale in Ruhrort zeigt, war Geduld gefragt.
Sicherheit geht vor, das gilt auch für die Besucher, die diesen „Flüsterdom“ über zwei Stege erreichen. Sie müssen zuvor Schwimmwesten (rot oder blau) anlegen, eine Einverständniserklärung unterschreiben, werden angewiesen, hintereinander und ruhig über den Steg zu gehen, bevor sie schließlich auf den weißen Bänken auf den Plattformen Platz nehmen, die von den weißen Halbkugeln überspannt werden.
Ein künstlerisch-architektonisch-musikalisches Gesamtkunstwerk
Es ist ein technisch spektakuläres, schwimmendes Gebilde. Im Mittelpunkt aber steht das Totengedenken, ist „Nomanslanding“ doch anlässlich des Beginns des Ersten Weltkriegs als Ort des Trauerns für die Heutigen entstanden und arbeitet mit starken Symbolen. Das Wasser, das die Besucher auf den Stegen überwinden, wird zum Fluss Styx, der in der griechischen Mythologie die Grenze zwischen dem Reich der Lebenden und der Toten bildet.
Der Techniker, der das Geschehen lenkt, wird zum Fährmann. Die Kuppelhälften, die aufeinander zufahren bis sie sich schließen, deuten die Künstler als Schädel eines Soldaten, an dessen letzten Gedanken man teilnimmt. Ein „einmaliges Ereignis“ wird angekündigt: „Im allmählich sich verdunkelnden Raum ist eine Sound-Collage zu hören, die nach dem kompletten Zusammenschluss der beiden Teil im live gesungenen Beitrag eines Performers kulminiert.“
Die Erwartungen sind also hoch gesteckt an das künstlerisch-architektonisch-musikalische Gesamtkunstwerk von Robyn Backen, Andre Dekker, Graham Eatough, Nigel Helyer und Jennifer Turpin, das in Australien eröffnet worden ist und über Ruhrort weiterzieht nach Glasgow. Doch bei der Generalprobeschließen die Kuppeln nicht so nahtlos, dass den Besucher Dunkelheit umgibt und er sich ganz aufs Hören konzentriert.
Die Klang-Collage bietet die üblichen Kriegsgeräusche: Marschtritte, Explosionen, pfeifende Geschosse. Im Text wird zum Beispiel aufgezählt, was zur Ausrüstung jedes Soldaten gehörte. Zum intensiven Gesangssolo zündet die in Weiß gekleidete Sängerin eine Laterne an und konterkariert damit die klanglichen Überraschungen des Flüsterdoms, der das Ohr täuscht. Diesen Effekt kann das Publikum selbst testen, nachdem es hell geworden ist. Zum Abschied ein dramatischer Satz: „Die Zeit ist gekommen, ans andere Ufer zu gehen. Machen Sie sich auf den Weg.“