Duisburg. Unter dem Titel „Full House“ zeigt die Sommerausstellung im Museum Küppersmühle ausschließlich Werke der Sammlung Ströher: große Künstlernamen.
Zum ersten Mal sind im Museum Küppersmühle am Duisburger Innenhafen ausschließlich Werke der Sammlung Ströher zu sehen. Unter dem Titel „Full House“ gibt es bis Oktober zusätzliche Einblicke in die deutsche Kunst seit den 1960er Jahren – mit einem Abstecher ins Heute.
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Nachdem bereits seit September 2021 der Erweiterungsbau 320 Werken der Privatsammlung eine Bühne gibt, erweitert die Sommerausstellung im Altbau den Einblick um weitere 70 Werke von acht Künstlern. Nur das aktuelle Bild „Gas“ von Rissa, mit dem die 84-jährige Künstlerin und Witwe von Karl Otto Götz eines der plötzlich drängenden Themen aufgreift, ist als Leihgabe zu sehen: die Gasflamme eines Küchenherds, flächig aufgelöst in starken Farbkontrasten.
Elektrische Herdplatten montierte Rosemarie Trockel in den 90er Jahren auf weiß lackiertem Untergrund. Bereits zuvor hatte sie mit ihren Strickbildern Alltagsgegenstände in die Kunst geholt. In der beeindruckenden „Rorschach-Serie zeigt sich aber, dass sie mit ihrer Kunst nicht nur Geschlechterrollen hinterfragt, sondern auch andere gesellschaftliche Themen – hier eine Methode der Psychologie – kritisch beleuchten will.
Die großformatigen, stets aus der Zentralperspektive aufgenommenen Fotografien von Candida Höfer, die sie 2005 in Brasilien gemacht hat, zeigen in üppigstem Barock ausgestattete Innenräume etwa vom städtischen Theater in Rio de Janeiro oder der Franziskus-Kirche in Salvador de Bahia, jedes Detail gestochen scharf, atmosphärisch dicht, fesselnd. In das Erstaunen darüber, was Menschen schaffen können, mischt sich allerdings das Unbehagen, wie europäische Kolonisatoren ihre Kultur einem Kontinent aufgedrückt und dessen Bewohner dafür einen hohen Preis gezahlt haben.
Fotokünstlerin Katharina Sieverding macht in ihren großen Wandbildern einerseits das Medium Fotografie zum Thema; in vielfachen Überblendungen, Veränderungen in den Farben und Größen werden die Ausgangsmotive wie ein Pressebild von Mao Zedongs Beerdigung mit einem der Physik-Nobelpreisträgerin Marie Curie assoziativ verbunden.
Der kämpfende Künstler Jörg Immendorf
Fotokünstler Thomas Florschuetz ist mit der 1997 entstandenen Serie „Ricochet“ vertreten. Orchideen dienten ihm für zarte Farb- und Lichtstudien. Auch der 2016 verstorbene Rolf-Gunther Dienst widmet sich in seinen Gemälden und Zeichnungen der Farbe. Und bei aller Intensität ist es auch eine eher leise Sprache, in die man sich vertiefen kann.
Empfangen wird der Besucher allerdings mit den überbordenden Bilderzählungen von Jörg Immendorf, der ja auch im Leben kein Blatt vor den Mund nahm. In den zwei großen Bildern geht es um seine Rolle als Künstler. In „Rühmen“ setzt er die Kollegen an einen Tisch, die für ihn besonders wichtig waren, darunter Joseph Beuys und Giorgio de Chirico. In „Adlerpartitur“ zeigt sich Immendorff auf einem Sofa liegend, an der schwarzen Wand hinter ihm angepinnt sind Bilder von Malern der Vergangenheit und Gegenwart. Stehen sie dem, der immer ganz vorn kämpft, bei?
Hölzerne Männer blicken ins Irgendwo
Eine ganz starke Arbeit des Bildhauers Stephan Balkenhol aus den 80er Jahren komplettiert die illustre Künstlerrunde. In der Installation „Hexagon und Fries“ stehen sechs seiner bekannten, grob aus dem Holz geschlagenen Männerfiguren – schwarze Hose, weißes Hemd, Blick ins Irgendwo – unterschiedlicher Größe, Rücken an Rücken in der Mitte des Raums. Über ihnen ein mehrteiliges Wandfries aus Brettern, in die Tierfiguren, Musiker oder ein Mann mit einer Leiter geschnitzt worden sind. Balkenhol erzählt keine Geschichten, er lässt sie allenfalls erahnen, indem er uns mit Männern und Frauen zusammenbringt, die uns bekannt und fremd zugleich vorkommen.
Museumsdirektor Walter Smerling wird nicht müde, eine der Stärken des Museums Küppersmühle hervorzuheben, in dem Künstler nicht mit einzelnen Werken präsentiert werden, sondern Ausschnitte ihres Schaffens in eigenen Räumen. Über 42 solcher Räume, in denen auch Großformatiges problemlos gezeigt werden kann, gibt es jetzt im erweiterten Gebäudekomplex, dessen Architektur eine zusätzliche Attraktion ist. Ein Museum, das Besucher weit über Duisburg hinaus anzieht. 100.000 sollen es bis zum Jahresende werden, so Smerling.
>>> Sommerausstellung „Full House“ bleibt bis 9. Oktober
- Die Ausstellung „Full House“ wird am 15. Juli im Museum Küppersmühle am Philosophenweg 55 in Duisburg eröffnet; sie bleibt bis zum 9. Oktober; geöffnet mittwochs 14 bis 18, donnerstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr. Eintritt ab 6 Euro. Der Katalog kostet 17 Euro.
- Mittwochs und sonntags beginnen um 15 Uhr einstündige Führungen durch die Ausstellung, die Teilnahme ist im Eintrittspreis enthalten. Info: www.museum-kueppersmuehle.de