DUISBURG-KASSLERFELD. Die Kreativen im Kunsthaus in Kaßlerfeld freuen sich, dass beim Adventsmarkt Leben in die Bude kommt. Die Einnahmen können sie gut gebrauchen.

Mit einem weihnachtlichen Markt im Haus des Kunstvereins haben sich viele Künstler der Ateliergemeinschaft im Kaßlerfelder Weidenweg gegen die pandemische Ereignislosigkeit gestemmt.

Mit einer heißen Kanne Tee auf dem Stövchen sitzt der Kunstvereinsvorsitzende Herbert Gorba am Empfangstresen des Atelierhauses und macht die 2G-Kontrolle. Inzwischen ist ihm wieder warm, die neue Heizanlage läuft. Der Gründer des Kunstvereins, der auch im Haus wohnt, hat sechs Wochen ohne Heizung hinter sich.

Die Feuertonne zeigt ein freundliches Gesicht

Leider war die Kälte in dem 3500 Quadratmeterbau mit den 26 Künstlerwerkstätten in Kaßlerfeld nicht das einzige Problem des Kunstvereins. „Seit wir im März 2020 die große Udo-Scheel-Ausstellung stilllegen mussten, durfte ja quasi nichts mehr stattfinden“, erinnert Groba. Deshalb freut ihn der Weihnachtsmarkt besonders, der wieder etwas Leben in die Buden bringen soll.

Die Kreativen vom Kunsthaus versammeln sich mit ihren Arbeiten um die Feuertonne. Jemand hat ein freundliches Gesicht in das Metall der Tonne geschnitten.
Die Kreativen vom Kunsthaus versammeln sich mit ihren Arbeiten um die Feuertonne. Jemand hat ein freundliches Gesicht in das Metall der Tonne geschnitten. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Auf dem Hof gibt es russische Gitarrenmusik mit Gesang. Viele Künstler drücken sich nicht nur auf eine Art aus, sondern wechseln gerne zwischen Pinsel und Musikinstrument. Der Hof ist stilvoll und unkonventionell beleuchtet und geschmückt. Jemand hat ein freundliches Gesicht in das Metall einer der Feuertonnen geschnitten. Das Fallrohr der Regenrinne ist über und über mit gehäkelten Tannenbäumen umwickelt.

Kunstwerke aus Holz und Papier gibt’s in allen Formaten

Georg Overkamp druckt an seinem Stand kleine Holzschnitte. Das Märchenmotiv „Des Kaisers neue Kleider“ wird aufs Papier gedrückt. Der blasiert vor seinem Hofstaat paradierende dickliche Monarch erscheint noch etwas blass. Das liegt nicht nur daran, dass er nackt ist. „Mehr Farbe“, befindet Overkamp nach einem kritischen Blick aufs Motiv, „das Holz muss sich erst vollsaugen“. Eigentlich macht er eher große Skulpturen, aber im Moment freut er sich an der kleinen Form und erobert sich die schwarz-weiße Technik des Holzschnitts ganz neu.

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Auch für die Papierkünstlerin Silvia Remmer sind neue Zeiten angebrochen. Sie hat noch nicht lange eins der Hofateliers gemietet. Nun genießt sie den Luxus, nach einer intensiven Schaffensphase, kurze Besuche in anderen Werkstätten machen zu können. Bei solchen Treffen kommt man auf Ideen. „Und als wir wussten, unser geplanter Weihnachtsmarkt kann stattfinden, da haben wir alle Vollgas gegeben,“ freut sie sich.

Wenn die Kettensäge sägt, horchen die Besucher auf

Apropos Vollgas, der Künstlerkollege Arno Bortz wirft gerade die Kettensäge an und demonstriert mit lautem Röhren seine Arbeitsweise an einem eingespannten Baumstamm. Viele Besucher und Künstlerkollegen folgen dem Lockruf der Kettensäge gerne und schauen zu. Da hat jedes Klingglöckchen Pause.

Im Haus in Kaßlerfeld sind etliche Ateliers offen für Besucher. Dorothe Impelmann hat großformatige Feuerbilder vom Abstich im Hüttenwerk an die frisch geweißten Wände gelehnt. Sie ist schon lange im Kunstverein aktiv, aber auch gerade erst in ein neues Atelier im Haus gezogen und zeigt sich gespannt, ob die neuen Räume ihr auch künstlerisch eine veränderte Arbeitsweise bescheren werden.

Künstler zeigt Aquarelle aus Venedig

Eine Etage höher blättert Udo Peters in seinem Reich gern mit interessierten Besucherinnen durch die leuchtenden Aquarelle aus einer intensiven Arbeitswoche in Venedig. Im Hof ist indessen die Kettensäge zu Gunsten des Akkordeons verstummt, bei der Auswahl gibt es für jeden etwas nach seinem Geschmack.

>>> Eine Neuauflage im kommenden Jahr ist denkbar

Der Weihnachtliche Kunstmarkt am Weidenweg fand an diesem vierten Adventswochenende zum ersten Mal statt. Wenn er gut ankommt, soll es im nächsten Jahr damit weiter gehen.

Am Samstag waren zum Auftakt die Besucherzahlen noch überschaubar. Dabei lohnt sich ein Besuch bei Kunst, Kettensäge, Kaffee und Kuchen auf jeden Fall.