Duisburg-Rheinhausen. Familie Harms hat was gegen Corona-Langeweile. Papa Alexander hat Metalldetektoren besorgt und geht mit seinen Kindern auf Schatzsuche.
Langeweile ist, was du draus machst. Dieser Spruch ist umso wahrer, je länger man Eric und seiner Schwester Lena zuschaut, wie sie aufgeregt und mit roten Wangen auf dem Spielplatz neben ihrem Zuhause spielen. Klar klettern die Achtjährige und ihr drei Jahre jüngerer Bruder zwischendurch auch auf die Spielgeräte. Aber hauptsächlich laufen sie langsam und konzentriert mit seltsamen am Boden tellerartig auslaufenden Metallstangen samt Haltegriff über Sand und Rasen. Alle paar Meter fangen die Geräte tatsächlich an zu piepen – und Eric ruft aufgeregt: „Papaaa, hier ist was!“ Nun muss Vater Alexander mit ran und die vermeintliche Fundstelle wird genauer untersucht.
„Hier unter dem Rasen ist ein Gegenstand aus Metall“, erklärt er, zückt einen kleinen Kinderspaten und sticht vorsichtig ein ganz kleines Stück Rasen aus dem Boden. „Nicht zu viel, denn wir wollen den Spielplatz ja nicht zerstören“, erklärt er. Danach kommt Gerät Nummer zwei zum Einsatz: Es ist knallorange und hat erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Tiptoi-Stift, mit dem kleinere Kinder heutzutage die akustische Bilderbuchwelt erkunden. Allerdings heißt das Ding hier offiziell Pinpointer und hat an der Spitze einen kleinen 360 Grad Sensor, der die Lage auch kleiner Fundstücke ganz präzise anzeigt. Akustisch durch erneutes Piepsen. Wenn es richtig laut wird, ist der Schatz nicht mehr weit.
Ein kleiner Dreh mit dem Spaten und – Schwupps – schon hat Eric die schon lang verschollene Aufreißlasche einer Dose in der Hand. Bei dem Lärm, den die beiden Geräte verursacht haben, hätte man auch einen vergrabenen Motorroller vermuten können oder Außenwände der Titanic, aber die Technik ist halt sehr sensibel (Gibt’s auch mit Kopfhörern). Eric betrachtet seinen Fund abschätzend einen Moment lang, reicht ihn achselzuckend an seinen Vater weiter und geht erst einmal eine Runde klettern. Okay, gibt wirklich Spannenderes.
Ein Centstück ausgegraben
Alexander steckt das winzige Stück in seine Tasche. „Wir sammeln alles, was wir finden und schmeißen es nachher vernünftig in den Müll“, erklärt er. Den Kindern kommt es nicht auf den archäologischen Jahrhundertfund an. Für sie ist der spannendste Moment, wenn das Gerät ausschlägt und es überhaupt irgendetwas zu finden gibt.
Kurze Zeit später gräbt Lena tatsächlich ein Centstück aus. Schon besser. Die Münze steckt die Kleine schnell in die eigene Tasche. Es ist ein üblicher Fund auf einem gut besuchten Spielplatz. Die Sondenempfindlichkeit kann man einstellen. Jedes Metall gibt einen anderen Ton ab und man kann vieles ausschließen, dann schlägt der Sensor gar nicht erst an“, erklärt Alexander Harms ein wenig die vielen Raffinessen der Geräte.
Anfängergeräte gibt es ab 29,90 Euro
„Wir haben immer mit Oma zusammen die Sendung die Schatzsucher im Fernsehen geguckt und irgendwann wollten wir das selbst mal machen“, erklärt Lena auf die Frage, wie man darauf kommt, mit Metalldetektoren über Spielplätze zu laufen. Papa Alexander fand die Idee dann auch super und hat sich erst einmal schlau gemacht, was diese Geräte überhaupt können und was sie kosten. „Wir haben zuerst ein absolutes Anfängergerät gekauft, um zu schauen, ob uns das überhaupt Spaß macht“, erzählt der Buchhalter, der qua Job nun so gar nichts mit dem Sondeln oder Sondengehen zu tun hat, wie dieses Hobby offiziell heißt.
Ein Anfängergerät gibt es schon für 29,90 Euro im Internet. Das Ende ist natürlich wie bei allen elektronischen Gerätschaften offen. Man kann auch mehrere Tausend Euro anlegen. Das ist aber dann eher für Profis und nicht für Hobbysondler, die am Wochenende die Spielplätze aufräumen.
Auf archäologischem Terrain ist Sondeln verboten
Wirklich Spannendes und Sensationelles haben die drei bisher noch nicht gefunden, aber darum geht es wie gesagt auch nicht. Es ist eine wunderbare Abwechslung, sich die Zeit zu vertreiben. „Natürlich haben wir uns vorher erkundigt, ob und wo wir das dürfen“, sagt Alexander, denn auch wenn ihm das Ganze ebenfalls viel Freude macht, möchte er sich nicht mit dem Ordnungsamt oder einem wütenden Landwirt anlegen, dessen frisch gesätes Feld er gerade auf der Suche nach Kronkorken verwüstet hat.
Aber die Stadt gibt ganz offiziell Entwarnung: Auf Spielplätzen und öffentlichen Geländen ist das erlaubt, wenn das Grundstück in Privatbesitz ist, muss natürlich der Eigentümer vorher gefragt werden. Auf archäologisch relevantem Terrain ist das Privatsondeln natürlich verboten.
Wer aber im letzten Sommer einen Ring oder eine Kette im Garten verloren hat, der geht vielleicht in den nächsten Tagen mal in unmittelbarer Umgebung der Hochfeldstraße in Rumeln-Kaldenhausen spazieren und falls er auf Lena und Eric trifft, kann er sie gerne fragen, ob sie mal auf eine „echte“ Schatzsuche gehen wollen. Familie Harms ist da gerne behilflich.