Duisburg. Die Hard-Rock-Band Axxis war nach ihrem bewegenden Auftritt bei der Loveparade-Gedenkfeier in Duisburg selbst emotional völlig aufgewühlt. Sänger Bernhard Weiß erzählte im Interview mit der WAZ, wie er diese Momente auf der Bühne erlebt hat.

Als die Zeremonie vorüber war, stand Bernhard Weiß hinter der Bühne und rauchte. „Das ist meine erste Zigarette seit fünf Jahren“, sagte der Sänger der Hard-Rock-Formation Axxis hörbar aufgewühlt. Ein einziges Lied hatten sie bei der Gedenkfeier zum vierten Jahrestag der Katastrophe am Donnerstagabend gespielt: „21 Crosses“ – gewidmet allen Opfern der Loveparade. Doch dieser knapp vierminütige Auftritt reichte aus, um die Gemüter zu bewegen. Die der Zuhörer. Aber auch die der fünfköpfigen Band.

„Es war so emotional. Vor allem, als sich plötzlich alle von ihren Plätzen erhoben haben, als wir loslegten“, schildert der 49-jährige Sänger im WAZ-Gespräch seine Eindrücke. „Ich war so gerührt, dass meine Mundwinkel zu zittern begannen. Ich konnte zunächst fast gar nicht mehr richtig singen. Mir ist beinahe das Herz in die Hose gerutscht.“ Und das sagt jemand, dessen Band in 2014 ihr 25-jähriges Bestehen feiert und der schon vor Tausenden Besuchern beim Rock-am-Ring-Festival spielen durfte. „Dies war aber unser erster Auftritt bei einer Trauer- und Gedenkfeier überhaupt. Und es war eine ganz besondere, einzigartige Atmosphäre“, so Weiß.

Die Ungerechtigkeit als Song-Inspiration

Vor allem die Reaktionen der Betroffenen und Hinterbliebenen rührten die Bandmitglieder. Viele von ihnen kamen nachher zum Bandbus, bedankten sich, lobten die Musiker für ihr Werk. „Das haben wir im Vorjahr aufgenommen und dann im Februar 2014 veröffentlicht. Seitdem haben wir es bei jedem Konzert unserer Tour live gespielt“, so Sänger Weiß. Die Musik sei damals bereits fertig gewesen, es sollte eine normale Rock-Ballade werden. „Doch dann haben wir im Fernsehen einen Bericht über die Nacht der 1000 Lichter gesehen. Darin wurde auch das lange Warten der Hinterbliebenen und Betroffenen auf den Beginn des Strafprozesses geschildert und andere Ungerechtigkeiten, die sie erdulden mussten. Das war für uns der Auslöser, um zu sagen: Wir machen einen Loveparade-Song.“

Weiß erinnert sich noch genau an den 24. Juli 2010. „Meine Tochter war damals 14, die wollte auch zur Loveparade. Glücklicherweise hatte ich es ihr verboten, dorthin zu gehen.“ Sein Cousin war aber da, kehrte jedoch unversehrt nach Hause zurück. Die Stadt Duisburg kennt der Axxis-Sänger noch gut aus seiner Studentenzeit: „Ich habe vier Semester Gießereitechnik an der Uni Duisburg studiert. Damals habe ich in einer kleinen Bude auf der Moltkestraße in Duissern gelebt.“ Und dann? „Dann hatten wir als Band die Chance auf einen Plattenvertrag. Und haben zugegriffen.“