Duisburg.

Die Ortsgruppe Homberg des „Vereins für deutsche Schäferhunde“ kämpft um ihre Heimat. Seit über 60 Jahren ist der Klub auf dem 6800-Quadratmeter-Areal an der Rheinpreußenstraße zu Hause. Grundstückseigentümer ist die RWE Dea mit Sitz in Hamburg.

Sie überließ den Hundefreunden diese Grünfläche für eine Jahrespacht von 540 Euro. Seit längerem versucht das Unternehmen aber, dieses Gelände aus seinem Bestand abzustoßen. Die bisherigen Verkaufsgespräche mit dem Hundeverein scheiterten an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Dafür ist der Besitzer des Nachbargrundstücks in Verhandlungen getreten. Und der liegt seit Jahren juristisch mit dem Hundeverein über Kreuz.

„Erstmals ist RWE Dea im Jahr 2006 an uns herangetreten“, sagt Heinz Hummel. Der 59-Jährige ist der 1. Vorsitzende des 16 Mitglieder zählenden Hundevereins. „70.000 Euro sollte das damals kosten. Das konnten wir zum einen nicht aufbringen und zum anderen erschien uns die Summe für dieses Grünland nicht angemessen“, so Hummel weiter. 30.000 habe man geben wollen. Das sei RWE Dea aber zu wenig gewesen. Die Verhandlungen stockten, der Verein durfte aber vorerst als Pächter weiter dort bleiben.

Kaufpreis stieg auf 100.000 Euro an

Im Oktober 2011 folgte eine weitere Verhandlung. „Wir haben ein mündliches Angebot bekommen. Der Kaufpreis war aber auf 100.000 Euro gestiegen.“ Weil diese Forderung für den Klub erst recht unbezahlbar war, flatterte kurz darauf die schriftliche Kündigung des Eigentümers ins Haus. Der wollte sich trotz mehrmaliger Nachfrage der WAZ nicht zu laufenden Vertragsverhandlungen äußern. Pressesprecher Derek Mösche erklärte lediglich, dass nichts unterschrieben sei, in der nächste Woche aber eine Entscheidung über die Zukunft des Grundstücks fallen soll.

Dann könnte Familie Özdemir der Nutznießer sein. Die wohnt seit Jahren auf dem Nachbargrundstück, ist auch dessen Besitzer. Zwischen den Özdemirs und dem Verein schwelt seit langem ein hartnäckiger Streit, der in mehreren Gerichtsverfahren gipfelte, die letztinstanzlich alle zu Gunsten des Hundevereins endeten. Nach WAZ-Informationen ist Familie Özdemir daraufhin auf RWE Dea zugegangen, um ihrerseits in Kaufverhandlungen zu treten. Der Verein vermutet, weil sich die Familie auf diesem Wege eines ungeliebten Nachbarn entledigen wolle.

"Opfer einer Immobilienspekulation"

Der Rechtsbeistand des Ehepaares Zeki und Aynur Özdemir ist deren Sohn Mahmut, ein ausgebildeter Jurist. Der 24-Jährige lebt selbst auch im Haus der Eltern und sitzt für die SPD in der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl. Nun kommt eine politische Komponente ins Spiel: Denn in einer Pressemitteilung mutmaßte der CDU-Ratsherr Thomas Susen, dass der Hundeverein „Opfer einer Immobilienspekulation“ werden soll. Susen schreibt: „Was jedoch auffällt, ist der Umstand, dass hier anscheinend ein Grundstück in der Hoffnung erworben werden soll, dass sich der Grundstückswert schon in Kürze um ein Vielfaches erhöhen könnte.“

Soll heißen: Wird das Grünland irgendwann zu Bauland deklariert, könnten die Özdemirs bei einem Weiterverkauf einen Riesengewinn erzielen. Susen forderte daher die Stadtverwaltung auf, „die konkreten planerischen Absichten hinsichtlich der Fläche offenzulegen und die Möglichkeiten einer zukünftigen Wohnbebauung darzustellen“. Es müsse in jedem Fall der Anschein eines „Insidergeschäftes“ vermieden werden.

"Wir möchten unbedingt hier bleiben"

Mahmut Özdemir erklärte auf WAZ-Anfrage, dass seine Eltern sich nicht öffentlich zum Fall äußern wollen. „Die Vertragsverhandlungen laufen. Mein Vater will das Grundstück als Grünland belassen und für eine Erweiterung seiner bisherigen Gartenflächen nutzen.“ Susens Vermutungen bezeichnete er als „Märchen, die ich nicht weiter kommentieren mag – außer, dass sie unterhalb des politischen Anstandes liegen“.

Der Hundeverein hofft seinerseits auf eine Nachverhandlung zum Kaufpreis mit RWE Dea. „Denn wir möchten unbedingt hier bleiben“, so Vorsitzender Hummel.