Duisburg-Rheinhausen. Manuela Kahlke und ihr Hund Tyson sind eine echte Institution am Duisburger Hafen. Denn „Manu’s Treff“ ist nicht nur für leckeres Essen bekannt.

Die Regenwolken hängen tief über dem Logport-Gelände, doch zwischen all den grauen Lagerhallen sorgt ein blauer Container mit dem roten Schriftzug „Manu’s Treff“ für einen aufmunternden Farbtupfer. Bei dem schmuddeligen Wetter wagt sich Manuela Kahlke, genannt Manu, mit ihrem Hund Tyson nur kurz raus aus ihrem Bistro. Und es dauert keine zehn Sekunden, bis sie dem ersten Lkw-Fahrer freudestrahlend zuwinkt. „Mich kennen schon viele, aber Tyson ist sicher das meistfotografierte Lebewesen am Logport“, erklärt sie und lacht.

Dann geht’s aber lieber wieder schnell rein in die gute Stube, wo es sich an einem der Tische bereits zwei Stammgäste bei einer Tasse Kaffee und einem belegten Brötchen gemütlich gemacht haben. „Morgens geht vor allem Rührei und mittags natürlich Currywurst mit Pommes“, weiß Manu. „Wir fragen aber auch regelmäßig unsere Kunden, was sie sich sonst noch so wünschen.“ So gibt’s beispielsweise für türkische Kunden Sucuk-Wurst, für Schleckermäulchen Eis oder Schokoriegel. Denn eines wollte die 38-Jährige nie sein: „Eine reine Pommesbude.“

Liebe auf den ersten Blick

Das war der kaufmännischen Angestellten aus Friemersheim bereits klar, als sie vor über 13 Jahren per Zufall auf das leerstehende Bistro stieß. „Das war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Manu heute. „Da wusste ich schon, hier kannste was raus machen.“ In erster Linie startete sie das Projekt für ihre Mutter, die zu diesem Zeitpunkt arbeitslos geworden war und mit Anfang 50 nicht so leicht einen neuen Job fand. Während Manu nebenbei noch in ihrem alten Beruf arbeitete, ging das Bistro mit drei Angestellten an den Start. Erst gab es nur Brötchen und Kaffee, später dann alles von Bockwurst über Schnitzel bis hin zu Krautsalat.

Doch „Manu’s Treff“ ist mehr als ein Ort zum Essen und Trinken. „Meine Mutti ist hier die Seelsorgerin“, erklärt Manu. „Das ist besonders für die Fahrer wichtig, die viel alleine unterwegs sind.“ Ob Scheidung, Verliebtheit oder neuer Hund – zu hören bekommt das Team so einiges. Die Gespräche verbinden, echte Freundschaften sind hier schon entstanden. Und wenn das Licht im Bistro mal ausnahmsweise nicht an ist, dann ruft mindestens ein besorgter Kunde an.

Spendensammeln mit den V8Amigos

Viele der Stammgäste kommen seit 13 Jahren regelmäßig vorbei. So wie die beiden am Tisch nebenan, die mittlerweile ihre Brötchen aufgegessen und ihren Kaffee ausgetrunken haben. „Manu, wir sind im Mai übrigens dabei“, ruft einer ihr beim Rausgehen noch schnell zu. „Das ist ja super“, freut die sich und erklärt: „Jetzt haben uns fünf Live-Bands für unser Duisburg Logport-Charity Event zugesagt.“ Denn die seit sieben Jahren stattfindende Wohltätigkeitsveranstaltung ist ihr zweites Projekt, an dem so richtig ihr „Herz hängt“.

Manuela Kahlke am Tresen in ihrem Bistro
Manuela Kahlke am Tresen in ihrem Bistro "Manus Treff". Durch die Luke schauen ihre Mutter Sigrid Siepmann (rechts) und Dagmar Kerzyce, die ihr seit über 10 Jahren zur Hand geht. © FUNKE Foto Services | Sivani Boxall


„Die V8Amigos haben schon früher Spenden gesammelt und nachdem 2014 ihre Location weggebrochen war, haben wir das Charity Event kurzerhand hierhin verlegt“, erinnert sich Manu. Wieder etwas, das sie vorher noch nie gemacht hat. Wieder etwas, das ein riesiger Erfolg wurde. Über 4300 Euro Spenden für lokale Projekte kamen direkt beim ersten Mal zusammen, mittlerweile sind es insgesamt über 23.000 Euro. In diesem Jahr soll das Geld unter anderem an die „Ruhrorter Hafenkids“ und „Zebras helfen Zebras“ gehen, damit sich die Kinder und Jugendlichen trotz vieler Probleme über etwas freuen können. Denn wie wichtig es ist, das Leben in vollen Zügen zu genießen, hat Manu schmerzhaft selbst erfahren müssen.

Mutter und Tochter im Geschäft

Zwei Krebserkrankungen hat die 38-Jährige mittlerweile hinter sich, ihren anderen Job hat sie aufgeben müssen. Doch die Verantwortung für ihr Bistro möchte sie ebenso wenig abgeben wie ihre Mutter, die in diesem Jahr in Rente geht. „Sie will dann noch regelmäßig vorbeikommen und ich will auch nicht darauf verzichten“, sagt Manu. Immerhin habe sich das Projekt über die Jahre zu einem richtigen „Familiending“ entwickelt.


Mit Kaffee für 1,50 Euro und ansonsten auch ziemlich fairen Preisen lasse sich zwar nicht viel Gewinn machen, aber eines haben die vergangenen Jahre Manu gelehrt: „Geld ist nicht alles.“ Und so tätschelt sie mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht ihren kleinen Logport-Star Tyson, der nicht minder glücklich über sein Leben im blauen Container zu sein scheint.

Corona und die Folgen

Diese Folge der Logport-Serie entstand, bevor die Corona-Krise das öffentliche Leben auf den Kopf stellte - und damit auch unsere Berichterstattung.


Eine Ausnahmesituation wie die aktuelle hat Vorrang. Zuerst müssen und wollen wir das große Interesse unserer Leser an Texten dazu, wie sich Corona auf ihr Leben und die Stadt auswirkt, bedienen.


Daher drucken wir den Text erst jetzt.