Duisburg.. Im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt im früheren Ruhrorter Hallenband lässt sich die Entwicklung vom Einbaum bis zum modernen Schubverband nachverfolgen.
Ob Duisburg den größten Binnenhafen der Welt hat, ist strittig. Unstrittig ist dagegen, dass das schönste Binnenschifffahrtsmuseum der Welt an der Apostelstraße liegt. In einem Gebäude, dessen wichtigstes Element immer das Wasser war – und das schon lange vor dem Einzug der ersten Museums-Exponate.
Türmchen, Giebelchen, Bogenfenster, mit hellen Steinen gegliedertes rotes Backsteinmauerwerk – „zeittypische Bauformen des Späthistorismus, die durch den Einfluss des Jugendstils abgewandelt und neu gestaltet sind“, heißt es in den Denkmalunterlagen zu der 1910 eröffneten Hallenbad Ruhrort, dessen größtes Schimmbecken immer noch genutzt wird: Wo einst die Herren schwammen, liegt jetzt der unbestrittene Blickfang des Museums vor Anker, der 1913 erbaute Lastensegler „Goede Verwachting“ (Gute Hoffnung). Brause- und Wannenbäder, unverzichtbar in Zeiten, die das Badezimmer als Standardausstattung von Wohnungen noch nicht kannten, sind indes verschwunden mit der neuen Nutzung des alten Gebäudes nahe Rhein und Ruhrorter Eisenbahnhafen.
Dornröschenschlaf bis zur IBA
Bis 1986 war das Hallenbad an der Grenze von Ruhrort und Laar in Betrieb, dann schlossen sich die Jugendstiltüren hinter dem letzten Besucher und das Gebäudeensemble verfiel in eine Art Dornröschenschlaf. Bis die Internationale Bauausstellung IBA Emscherpark ausgerufen wurde, die die Neunutzung alter Gebäude an vielen Stellen des Ruhrgebietes auf die Agenda brachte. 1998 öffneten sich an der Apostelstraße wieder die Türen für Publikum: Die Geschichte der Binnenschifffahrt vom Einbaum bis zum Schubverband, Hafenbetrieb wie Alltag an Bord stehen seither im Mittelpunkt eines einzigartigen Museums, das immer wieder auch zu Aktivitäten einlädt vom Knoten-Workshop bis zum Schiffsmodellbasteln.
Modelle bilden einen Schwerpunkt unter den Exponaten, aber auch viele Originalteile von Schiffen oder aus Schifferhaushalten sind zu sehen, zudem erleichtern neue Medien den Einblick in die Welt der Menschen, die auf Flüssen und Kanälen unterwegs sind. Neben der historischen Tjalk ist „Bibo 2“ zu sehen, der 1937 in Dienst gestellte erste Bilgenentöler der Welt, ein früher Beitrag zum Umweltschutz in der Binnenschifffahrt.
Museums-Shop und Buchhandlung runden die Dauer- und Themenausstellungen ab, und zu den Museumsschiffen am Ruhrorter Leinpfad ist es nicht weit. Noch näher liegt der Schiffsanleger am Eisenbahnhafen, wo an Bord gehen kann, wem nach einer Hafenrundfahrt ist Und wer zur kulinarischen Entdeckungsfahrt an Bord gehen will, sollte das „Schiffchen“ ansteuern, das Restaurant am Museum. Häufig auf der Karte: das „leckerste Labskaus südlich von Hamburg“.