Duisburg-Rheinhausen. Der Musiker aus Duisburg-Rheinhausen hat in der Corona-Krise ein sehr nachdenkliches Album vorgelegt. Für ihn wirkt Lyrik wie eine Therapie.
Das Schreiben von Songs sieht er als „therapeutischen Prozess“. Eben, um sich bewusst zu werden, was einen umfängt, was einen bewegt, was einen ausmacht – das schreibt er gerne in seiner Lyrik auf.
Der Rheinhauser Sänger Wolfspelz hat schon einige solcher Therapiestunden hinter sich gebracht. Am Ende sind viele lyrische Songs dabei herausgekommen, manchmal melancholisch, manchmal anklagend, manchmal selbstvergessen, aber immer rätselhaft. Je nachdem, in welcher Stimmung der Wolfspelz, der bürgerlich Tobias Rotsch heißt, sich gerade befindet. „Ich habe mich immer als künstlerisch Kreativer gesehen“, sagt er. „Und als ein Typ, der musikalisch gerne sein eigenes Ding macht.“
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Dabei schreibt er weniger Songs, wenn es ihm gut geht. „Ich habe nicht den Anspruch, gute Laune in meinen Liedern zu verbreiten“, sagt der 41-Jährige. Authentizität, die aus seinen akribisch-kritischen Beobachtungen aus dem Alltag resultiert, kann man vielmehr in den wie schwebenden Liedern finden.
Tom Liwa und Bands wie Tocotronic und Blumfeld haben Wolfspelz beeinflusst
Herausgekommen ist in der Corona-Zeit ein sehr melancholisches Album: „Geliebt und zerrissen“, so der Titel, und man weiß nicht, ob dieser Name schon mit Blick auf mögliche Kritiken gewählt wurde. Ein bisschen Traumhaftigkeit des Duisburger Songwriters Tom Liwa schwingt in seinen Stücken mit. „Er hat mich eine Zeit sehr beeinflusst“, sagt Rotsch. „Und die Hamburger Schule mit Bands wie Tocotronic, Blumfeld oder Kettcar.“
Das vorweg: Es ist auch ein sehr hörenswertes Album. Bei seinem einfühlsamen Gesang begleitet sich Wolfspelz wie lautmalerisch selbst auf dem Klavier oder E-Piano, teils sind die Songs mit Streichern arrangiert, mal wurden sie mit Band eingespielt und haben einen poppigen Charakter. Titel wie „Furchtbares Jahr“ und „Unersetzlich“ stechen beim ersten Hören heraus.
Ein Song über Leute, die nicht mehr sie selbst sind
Ein Ohrwurm ist irgendwie „Gold mit der Band“, der nicht nur mit Ironie in den Lyrics, sondern auch mit Witz in den Streicherarrangements glänzt. Tobias Rotsch erklärt: „Es ist ein Song über Leute, wie sie sich verändern können, sobald sie in den Medien auftauchen, ja gar nicht mehr sie selbst sind.“ Einiges an dem Song habe autobiografische Züge, verrät der Musiker.
Am Ende eines durch die unterschiedlichen Moll-Färbungen und Brüche in den Songs aufwühlenden Albums steht das Lied „Unersetzlich“. Und Tobias Rotsch stellt darin die Frage, nur mit ruhiger E-Piano-Begleitung: „Wer nimmt uns weg, was einst unersetzlich war?“ Eine Frage, über die es sich lohnt, vielleicht in einer stillen Stunde nachzudenken.
Der Musiker Wolfspelz wuchs im Duisburger Norden auf
Im Duisburger Norden ist der Musiker aufgewachsen, bevor er vor elf Jahren nach Rheinhausen zog. Als Siebenjähriger hat er klassischen Klavierunterricht erhalten, dann hat der jetzige Dozent an der Münsteraner Musikhochschule sich autodidaktisch weitergebildet.. „Ich habe später viele Beatles-Stücke nach Gehör gespielt“, erzählt er. „Und in mehreren Bands in Duisburg mitgemischt.“ Vor sechs Jahren startete er sein Projekt als Wolfspelz und brachte eine gleichnamige EP heraus.
Das Album „Geliebt und zerrissen“ wurde zusammen mit dem Rheinhauser Beray Harip produziert. Es enthält zwölf Eigenkompositionen des Musikers. Zu beziehen über: www.wolfspelz.org