Duisburg-Rheinhausen/Homberg/Walsum. 2022 wird der neue Landtag gewählt. Im Duisburger Wahlkreis 2 haben sieben Genossen Interesse an einer Kandidatur. Entschieden wird am 3. Juli.
2022 wird der neue Landtag für Nordrhein Westfalen gewählt. Ein Votum mit langem Vorlauf. Noch während bei der Duisburger SPD um den künftigen Parteivorsitz gerungen wird, stellen die Genossen ihre Landeskandidaten vor. Nachdem Rainer Bischoff nicht mehr antreten will, bekunden im Wahlbezirk II (aus dem Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl die Ortsteile Alt-Homberg, Hochheide, Baerl sowie die Bezirke Rheinhausen und Walsum) gleich sieben Politiker Interesse. Wer das Rennen macht, entscheidet sich auf einem Parteitag am 3. Juli. Die Nachfolge dürfte keine leichte sein. Der beliebte Bischoff vertrat den Duisburger Westen in Düsseldorf über 20 Jahre.
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Es fällt auf, dass der Andrang im Wahlbezirk 2 groß ist. Neben dem Rheinhauser BV-Fraktionsvorsitzenden Mehmet Aslan zählen die West-Ratsherrn Rainer Schütten und Ersin Erdal zu den Interessenten. Außerdem der politische Neuling Nils Petersen (Rheinhausen) und Marcus Mellenthin, Rumeln-Kaldenhausen, vor der letzten Kommunalwahl SPD-Sprecher in der BV. Ratsherr und Vize-Fraktionsvorsitzender Benedikt Falszewski, Mitarbeiter von MdB Bärbel Bas, vertritt Walsum, das 2022 neu zum Wahlkreis des Westens hinzukommt. Ins Rennen geht aber auch Angelika Wagner, Geschäftsführerin beim DGB, Region Niederrhein und Ratsfrau bis 2020. Die engagierte Gewerkschafterin gehört dem Ortsverein Meiderich an.
DGB-Chefin Angelika Wagner wohnt seit 27 Jahren in Duisburg-Friemersheim
Das mag erstaunlich klingen. Aber Wagner winkt ab. Mit dem Duisburger Westen ist sie eng verbunden. Seit 27 Jahren lebt Wagner in Friemersheim und kennt die Probleme vor Ort. „Hier liegt mein privater Lebensmittelpunkt.“ Den Ortsverein Meiderich, in dem die 53-Jährige Mitglied ist und für den sie bis 2020 im Rat saß, bezeichnet sie als „meine jugendpolitische Heimat.“ Nun reize sie die Herausforderung, sich für die Belange ihres West-Bezirks einzusetzen. Aufs Thema Verkehr sei sie jedenfalls bestens vorbereitet, „klar, als Friemersheimerin.“
Über die Gründe für das breitgefächerte Interesse an der Vertretung des Westens kann dabei durchaus spekuliert werden. Auf konkrete Nachfrage klingt dann einiges doch nach parteiinternen Querelen. Hat man sich bei der SPD nicht einigen können? „Niemand wird ihnen dazu etwas sagen“, hört der, der nachfragt: Sich jetzt dazu zu äußern, wäre schlichtweg „Wahnsinn“.
SPD Duisburg: Vielen wollen die Nachfolge von Rainer Bischoff antreten
„Das Interesse am Westen ist sehr groß“, weiß DGB-Chefin Wagner. Obwohl sie zumindest einräumt, „dass es diesmal schon viele sind.“ „Es ist eben alles offen, seit Rainer erklärt hat, dass er nicht mehr antritt“, sagt auch Marcus Mellenthin. In seinem Fall habe er seine Kandidatur bereits vor einiger Zeit angekündigt, „weil man auf Einiges auf Landesebene besser einwirken kann.“
Als Beispiele nennt er Energiewende und Umweltschutz. Und beim Verkehr müsse dringend eine Lösung her. Wichtige Brücken müssen saniert, Straßen gebaut werden, hierfür sei eine Förderung durch Landesmittel essenziell. Und überhaupt: „Wieso nicht die Osttangente als Landesstraße bauen?“ Bereits als SPD-Fraktionsvorsitzender in der BV hat Mellenthin auf eine befürchtete Verdoppelung des Lkw-Verkehrs innerhalb der nächsten zehn Jahre hingewiesen.
SPD-Fraktionssprecher Mehmet Aslan: „Der Wähler will keine Querelen“
Diese Probleme kennt auch sein Nachfolger, SPD-Fraktionssprecher Mehmet Aslan. Auch der 53-Jährige will in Düsseldorf für den Westen kämpfen – und sieht in der Kandidaten-Fülle keine große Sache: Jeder habe das Recht, ein demokratisches Amt wahrzunehmen. Ihm persönlich sei es ohnehin recht egal, ob eine Parteispitze ein-, zwei- oder gar noch mehrköpfiger sei. „Wichtig ist doch, dass wir als SPD unsere Werte beibehalten und vermitteln können.“ Mit politischen Führungsstreitigkeiten könnten Außenstehende wenig anfangen: „Der Wähler will keine Querelen. Er will verstanden werden.“ Es dürfe nicht darum gehen, sich in den Vordergrund zu spielen.
Aslan, ebenfalls engagierter Gewerkschafter, fühlt sich für die Landespolitik bestens gewappnet. Allein durch seine Tätigkeit als Betriebsratschef der Krefelder Versorgungsbetriebe EGK, aber auch als Konzernbetriebsratsvorsitzender und Aufsichtsratsmitglied der Stadtwerke Krefeld kenne er die Arbeit im Landtag. Was alles andere betrifft, verweist er auf den 3. Juli. „Entscheidend ist der Wahltag.“
SPD-Ratsherr Ersin Erdal war lange Zeit in der BV Rheinhausen
Ratsherr Ersin Erdal sieht mit der Wahl einen Neustart des Wahlkreises. Nicht nur durch den Neuzu schnitt, durch den ein kompletter Wahlkreis für Duisburg weggefallen ist. „Herr Bischoff hört nach 22 Jahren auf. Hätte er weiter kandidiert, wäre es eine einfache Wahl gewesen“, sagt er. Als feststand, dass Bischoff nicht noch mal antreten würde, wurde Erdal von vielen Genossen angesprochen. „Sie haben mir zugetraut, dass ich das kann.“ Auch er hat sich dominante Themen wie Schul- und Bildungspolitik sowie Stadtentwicklung, insbesondere die Verkehrs- und Lärmproblematik, auf die Fahne geschrieben. Erdal hat Erfahrung, war lange Zeit in der BV Rheinhausen aktiv, 2009 ist er in den Rat nachgerückt.
Bisher gänzlich ohne Amt ist Kandidat Nils Petersen. Der 40-Jährige Familienvater ist in Rheinhausen aufgewachsen, lebt mit wenigen Pausen schon sein ganzes Leben in Bergheim. „Mir war Verbundenheit zur Heimat immer wichtig“, sagt er. „Daraus ziehe ich meine Motivation.“ Der Westen Duisburgs habe sich sehr „dynamisch verändert“. Nun stehe er vor dem nächsten großen Schritt. Digitalisierung, Veränderung von Arbeit unter Bedingung der Nachhaltigkeit – „Es gibt noch viel mehr zu gestalten, um die Klimakatastrophe zu stoppen“, sagt er. „Da bin ich nicht der Typ, der sagt, das sollte man machen, sondern: Ich mache das.“ Obwohl er noch kein politisches Amt innehatte, arbeitet Petersen seit elf Jahren in Brüssel im „politischen Umfeld.“
SPD-Ratsherr Rainer Schütten: „Ich werde noch gebraucht“
Eine andere Motivation hat Ratsherr Rainer Schütten. Warum es so viele Kandidaten gibt, darüber mag auch er nicht urteilen. „Jeder darf sich zu jedem Mandat melden.“ Es sei nicht ungewöhnlich, dass sich viele Bewerber aufstellen. Voriges Jahr hatte Schütten einen schweren Unfall, den er nur knapp überlebt hat, begründet er seine eigene Motivation. „Das war ein Zeichen“, sagt er. „Ich habe noch was vor, ich werde noch gebraucht.“ Schütten fühle sich der Aufgabe gewachsen. Seit 40 Jahren ist er Mitglied der SPD – „Das Vertrauen der Leute würde ich gerne weiterbringen.“
Duisburger Wahlkreis 2: Ein Mann aus Walsum
- Benedikt Falszewski ist der Kandidat aus Walsum, das 2022 zum Wahlbezirk II zählt. Er ist Ratsherr und Vize-Fraktionsvorsitzender. Der 39-Jährige arbeitet im Wahlkreisbüro der Bundestagsabgeordneten Bärbel Bas.
- Als schulpolitischer Sprecher setzt er sich für die Modernisierung der Schulgebäude und der IT-Ausstattung ein.