Duisburg-Walsum. Die Stadt Duisburg hatte jahrelang Einsicht in Gutachten zur Hubbrücke Walsum. Doch erst nach dem Kauf hat sie Zweifel an der Standsicherheit.

Die Hubbrücke in Walsum bleibt weiter geschlossen. Auch nach den Ausführungen der Steag, wonach sich das Bauwerk nicht in einem statisch kritischen Zustand befinde, bleiben Stadt und Wirtschaftsbetriebe (WBD) bei ihrem Standpunkt: Es sei eine umfassende Untersuchung nötig, bevor wieder Fußgänger und Radfahrer das Hafenbecken überqueren dürfen.

Mit Zweifeln an der Standsicherheit begründet die Stadt die seit Februar bestehende Totalsperrung. Sie berief sich dabei zunächst auf ein Gutachten, das im Sommer 2021 im Auftrag der Steag, damals noch Eigentümerin der Brücke, vorgelegt worden war.

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Hubbrücke: Stadt Duisburg hat Gutachten schon im Sommer 2021 erhalten

Der Energiekonzern erklärte dann jedoch, die Warnung zur Standsicherheit der Brücke beziehe sich auf ihren ursprünglichen Zustand, als sie auch von Autos befahren wurde: „Der Sachverständige ist nicht zu dem Ergebnis gekommen, dass sie über die bestehenden Beschränkungen hinaus vollständig gesperrt werden muss.“

Zudem habe das Unternehmen im Laufe der Jahre alle Gutachten sofort auch der Stadt vorgelegt. Der Redaktion liegt eine E-Mail vor, die das zumindest für die Hauptprüfung vom Sommer 2021 belegt – am 1. September erhielten mehrere Personen aus der Verwaltung das Gutachten, mit dem sechs Monate später die Sperrung begründet wurde. Alle Prüfberichte, betont die Steag, dienten auch als Grundlage für die Kaufverhandlungen mit der Stadt.

Die sagt jetzt, auf erneute Nachfrage, durch Sprecher Maximilian Böttner: „Nach Einschätzung der WBD kann der statische Zustand der Brückenkonstruktion aus den vorliegenden Unterlagen nicht vollends beurteilt werden.“

Endquerträger der Hubbrücke sorgt für statische Bedenken

Nach dem Kauf des Bauwerks, und dem damit verbundenen Übergang der Verkehrssicherungspflicht auf die Stadt, hätten die Wirtschaftsbetriebe die von der Steag erhaltenen Gutachten selbst geprüft und bewertet. Daraus habe sich die Notwendigkeit ergeben, das Bauwerk vor Ort zu inspizieren. Insbesondere der sich dort offenbarende Zustand des südlichen Endquerträgers habe dann zu den Zweifeln an der Standsicherheit geführt.

Für den Walsumer Ratsherrn Elmar Klein (CDU), der die E-Mail-Korrespondenz zwischen Steag und Stadt in die Hände bekam, ist das nicht mehr nachvollziehbar: „Es ist, als würde man ein Haus kaufen, es sich aber samt Gutachten erst hinterher selbst ansehen.“ Klein befürchtet jetzt weitere Kosten beim Projekt Brückensanierung, und einen Zeitverlust.

Das Ratsmitglied ist ratlos, erwägt nach eigener Auskunft, Akteneinsicht zu beantragen. Ihm und anderen Politikern in Walsum bleibt aktuell nur der Weg, sich über die Bezirksvertretung durch regelmäßige Anfragen zum Stand der Untersuchungen zu informieren.