Duisburg. Ein MSV-Fan aus Hessen erkrankt an Krebs und gerät in eine finanzielle Notlage. In der Ausnahmesituation packen Anhänger der „Zebras“ an.

Damit hatte selbst Mathias Langnickel nicht gerechnet. Der Vorsitzende der Fanorganisation „Zebraherde“ hatte vor wenigen Wochen zu einer Spendensammlung aufgerufen, um einen langjährigen MSV-Fan aus Hessen, der durch eine schwere Krebs-Erkrankung in finanzielle Not geraten ist, zu unterstützen. Bereits nach nur drei Wochen waren auf diesem Weg 15.000 Euro zusammengekommen.

„Auf die Zebra-Familie kann man sich halt verlassen, aber dass wir das Ziel bereits nach so kurzer Zeit erreichen konnten, ist schon unglaublich“, berichtet Langnickel nicht ohne Stolz. Der 41-Jährige, einer der Gründungsmitglieder der „Zebraherde“, schildert die Leidensgeschichte des als „Hessenzebra“ in der Fanszene bekannten Peter. Der heute 66-Jährige ist leidenschaftliche MSV-Anhänger, der trotz seines Wohnortes im hessischen Landkreis Offenbach gemeinsam mit seiner Ehefrau Angie seit vielen Jahren den Zebras die Treue hält und bis zu seiner Erkrankung kein Heim- oder Auswärtsspiel ausgelassen hat. Seit „Jahrzehnten“ gehört er fest zur weiß-blauen Fanszene.

Duisburg: Zustand von MSV-Fan verschlechterter sich drastisch

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Dass in dem Zusammenhang auch manches Sommertrainingslager besucht wurde, versteht sich fast von selbst. „Irgendwann war Peter seltener bei den Spielen anzutreffen“, erinnert sich Matthias Langnickel. Wie es um den Gesundheitszustand des Hessen wirklich stand (“Wir haben uns zuerst keine Gedanken gemacht, Peter war ein Kerl wie ein Baum“), wurde dann im Jahr 2018 während eines Trainingslagers des MSV im österreichischen St. Johann mit aller Macht deutlich.

Während des Aufenthalts verschlechterte sich seine Verfassung so gravierend, dass ein Aufenthalt im dortigen Krankenhaus per Nottransport erforderlich wurde. Während des Krankenhausaufenthalts stellte sich heraus, dass für Röder keine Krankenversicherung bestand. „Das war ja eigentlich nicht möglich, seit 2009 besteht doch in Deutschland eine Krankenversicherungspflicht“, wundert sich Langnickel auch heute noch.

„Hessenzebra“ fiel bei Krankenversicherung durch das Raster

Aber das „Hessenzebra“ muss aufgrund unglücklicher Verkettungen „durchs Raster gefallen“ sein, vermutet der Vorsitzende der „Zebraherde“. Der MSV-Anhänger war bei der Post beschäftigt, wegen seiner gesundheitlichen Probleme konnte er nicht mehr weiter seinen Beruf ausüben. Das fiel genau in die Zeit, als die betriebliche Krankenkasse aufgelöst wurde und die Mitglieder in eine neue Versicherung überführt wurden.

Später stellte sich heraus, dass Peter Röder in den Unterlagen der Nachfolgeorganisation nicht mehr zu finden war, eine lange Auseinandersetzung mit der Versicherung und den Behörden folgte, „bei der Peter und Angie irgendwann die Kraft ausging“.

Frau ging nachts arbeiten, um finanziell über die Runden zu kommen

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Die scheinbar ausweglose Situation war inzwischen auch der „Zebraherde“ bekannt geworden. Die sprach ihren hessischen Freunden nicht nur immer wieder Mut zu, sondern suchte auch nach Auswegen aus der misslichen Lage. „Ein Anwalt aus unseren Reihen beriet uns in Rechtsfragen, unsere 2. Vorsitzende Marion Schübel und unser Mitglied Nikki Beaujean nutzten ihren beruflichen Background und verhandelten mit den Versicherungsunternehmen“, erläuterte Langnickel. Am Ende mit Erfolg, aber die Bedingungen für die Aufnahme in die Krankenversicherung waren der nächste Tiefschlag für das hessische Fan-Paar. 15.000 Euro mussten rückwirkend für Versicherungsbeiträge und Behandlungskosten eingezahlt werden, ein Betrag, der von beiden nicht zu schultern war.

Peters Ehefrau nahm einen Kredit in der erforderlichen Höhe auf, pflegte tagsüber ihren Mann und ging nachts arbeiten, um finanziell über die Runden zu kommen. Durch die spontane Hilfsaktion der Zebraherde ist das nun nicht mehr erforderlich. Der Kredit kann vorzeitig zurückbezahlt werden. Klar, das Peter und Angie den MSV-Fans überaus dankbar sind, durch die Hilfsaktion der MSV-Fans konnte ihnen wenigstens die finanziellen Sorgen genommen werden.

>>DAS IST DIE ZEBRAHERDE

  • Der „Zebraherde“ e.V. ist eine gemeinsame Plattform von organisierten und nichtorganisierten Fans des MSV Duisburg. Die Fanorganisation wurde im Jahr 2009 gegründet und zählt derzeit rund 200 Mitglieder. Ziel ist der Einsatz für die Fanszene und die damit verbundene Unterstützung des MSV Duisburg.
  • Die „Zebraherde“ führt diverse eigene Veranstaltungen (“Kneipenquiz“) durch und fördert mit dem Erlös zahlreiche soziale Projekte. In Daressalam (Tansania) wird in einem Armenvorort der Aufbau eines Fußballteams (“Tanzebras“) unterstützt und parallel dazu für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort gesorgt.