Duisburg-Ruhrort. Ein Hauch von Nostalgie auf der Mühlenweide: Der Stammtisch Käfer & Co Rhein-Ruhr lädt am Wochenende zum Oldtimer-Treffen nach Duisburg-Ruhrort.
Schon am Donnerstag herrscht reges Treiben. Gut 20 historische Käfer aus der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders reihen sich zu einem Kreis. Da kommt es auf Millimeterarbeit ab. Kratzer an den top-gepflegten alten Schätzchen müssen um jeden Preis vermieden werden. Am Wochenende wird sich der Kreis füllen. Margit Daum, Vorsitzende des Käfer-Stammtischs, rechnet mit über 200 Käfern auf vier Rädern, die am Samstag und Sonntag ihre Leidenschaft öffentlich zur Schau stellen werden.
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Mindestens ebenso viele Campinggäste werden mit ihren historischen „Urlaubs-Domizilen“ anreisen, die meisten davon auf VW-Basis. „Der Käfer eint alle Schichten“, sagt die Vorsitzende lachend. Da gibt es keine Standesdünkel oder hochgetragene Nasen.
„Wir sind halt eine große Familie“, ergänzt Horst Zyber. Den 75-jährigen Mit-Organisator hat die Käfer-Euphorie schon früh gepackt. „Einmal Käfer, immer Käfer“, drückt er es aus. Früher kam er beruflich gut an Ersatzteile ran, davon hat er noch heute etliche auf Lager. Die braucht er auch, denn in und an den Käfern, die einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben, geht immer mal was kaputt, und wenn es nur ein Blinker oder die Scheibenwischer sind.
Zyber, ein Kind des Duisburger Nordens, war lange bei den Fußballern von Post Siegried engagiert. Inzwischen bewohnt er einen alten Hof im niederrheinischen Alpen. Wo früher Heu lag, warten drei Käfer auf gelegentlich Ausfahrten. Zyber lacht: „Auch ein Käfer muss mal Gassi gehen.“
Käferstammtisch in Ruhrort: Der Käfer ist kein Auto, sondern ein Lebensgefühl
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Das trifft auch auf die Oldtimer der anderen Stammtisch-Mitglieder zu. Und die Fahrt zur Mühlenweide ist alljährlich ein ganz besonderes Gassi-Gehen. Jenny Gerritzen ist aus Geldern angereist. Die Käfer-Gene hat sie von ihrem Vater geerbt, einschließlich der Schrauber-Mentalität. „Der Käfer ist kein Auto, der ist ein Lebensgefühl“, sagt sie voller Überzeugung.
Ein bisschen Stolz über das Auto aus der Zeit von Petticoat und Elvis-Tolle schwingt da auch mit. Gerhard Möhlendick aus Homberg und seine Lebensgefährtin Monika Schönke haben allen Grund dazu. Ihr Käfer mit der legendären geteilten Hinterscheibe ist mehr als 70 Jahre alt. Nachlackiert hat Möhlendick ihn mit Schiffslack, damit er noch ein paar Jahrzehnte rostfrei durchhält. Dadurch glänzt das Kultauto zwar nicht mehr außen, aber, so schwärmt er, „seine inneren Werte strahlen tief in unsere Seelen.“
1970 hat er den Führerschein gemacht. Sein erstes Auto war ein VW Käfer, Baujahr 1968. „Der war noch fast neu, und die Jungs haben mich beneidet.“ Beneidet wird er heute für seinen Oldie aus dem Jahr 1950.
Gründe, einen historischen Käfer zu besitzen, und vor allem, ihn im wahren Sinn des Wortes am Laufen zu halten, gibt es viele, weiß Margit Daum. Die frühere Krankenschwester nennt ihren ganz persönlichen Grund, der Jahrzehnte zurückliegt. „Mein Verlobter und späterer Mann war Motorradfahrer. Und ich habe im Krankenhaus oft genug schwerverletzte, verunglückte Motorradfahrer betreut, die teilweise die tragischen Unfälle auch nicht überlebt haben. Da hab ich meinem Zukünftigen gesagt, dass er sich entscheiden müsse. Motorrad oder ich.“
Stammtisch Käfer & Co. Rhein Ruhr wurde vor 20 Jahren gegründet
Die Entscheidung war klar. Als erstes Auto gab’s einen Käfer. Und dann trat die Lebensweisheit „Einmal Käfer, immer Käfer“ zutage. Sie und ihr Mann Hans schlossen sich Jahre später Käfer-Clubs an, die sich alle früher oder später auflösten. Da kam den beiden Käfer-Fans die Idee, selber einen Stammtisch ins Leben zu rufen. Vor genau 20 Jahren haben sie die Idee in die Tat umgesetzt. Seit fünf Jahren ist man auch eingetragener Verein.
Klar, dass am Wochenende auf der Mühlenweide entsprechend gefeiert wird. Neben Benzingesprächen gibt es auch Gegrilltes und Gezapftes. Die mehr als 200 Camper wollen wieder den längsten Campingtisch des Ruhrgebiets bilden und zugleich versuchen, die 75 Meter vom vergangenen Mal zu toppen.
>> KÄFERTREFFEN: SPASS FÜR KINDER HILFT FLUTOPFERN
- Für die Kinder gibt es an beiden Tagen mit Pommis Puppentheater eine unterhaltsame Bespaßung mit nachhaltigem Hintergrund: Theaterdirektor Gebhard Cherubim nimmt die Einnahmen mit an seinen heutigen Wohnsitz an der Ahr.
- Der frühere Rheinhauser ist selbst Flutopfer gewesen, kam aber mit einem blauem Auge davon. Jetzt stellt er das Geld denjenigen zur Verfügung, die in arge finanzielle Not geraten sind. „Die Käfer-Familie hat auch immer eine soziale Komponente“, sagt Margit Daum und freut sich auf ein tolles Mühlenweide-Wochenende.