Duisburg.

Die letzte Runde in der altehrwürdigen Gaststätte Noy in Wanheimerort gab es am Samstag in den frühen Morgenstunden. Nach fast 100 Jahren durchgängigen Betriebs ist nun die letzte Wirtin des Ladenlokals in Rente gegangen.

„Das war jahrzehntelang eine ganz wichtige Kneipe im Stadtteil und sozialer Treffpunkt“, erinnert sich Hausbesitzerin Birgit Hennig-Friebe, deren Großmutter bereits als Wirtin in der Kneipe gearbeitet hatte. Das 1866 erbaute Haus ist seit 1931 im Familienbesitz. Ursprünglich diente das Ladenlokal als Geschäft für Rauch- und Tabakwaren, unter der Leitung von Helene Noy und ihrem Mann. Anschließend wurde es zur Kneipe umfunktioniert und dies ist es bis heute fast durchgängig geblieben. „Nur nach dem Krieg, musste das Geschäft erst wieder aufgebaut werden. Es war durch Bombenangriffe zerstört worden“, sagt Hennig-Friebe.

1953 als Tanzlokal eröffnet

Im Jahr 1953 eröffnete Hennig-Friebes Großvater den Laden wieder als Tanzlokal. Seine Enkelin erinnert sich noch sehr gut an seinen Brathähnchen-Automat im Schaufenster. „Die Kneipe war damals so angesagt, wie es heute beispielsweise das Pulp ist“, sagt sie, während sie stolz auf ihre Fotochronologie deutet, die zur Abschiedsfeier in der Gaststätte Noy hängt.

In den letzten 34 Jahren wurde die Kneipe von der Familie Mentges geführt. Jetzt geht die letzte Wirtin, Nicolina Mentges, mit 63 Jahren in Rente. „Irgendwann muss man einen Punkt machen. Ich hatte wunderbare Gäste und betrachte das als positiven Abschnitt in meinem Leben“, so die rüstige Kellnerin, die viele nur „Nico“ nennen.

Besitzerin Hennig-Friebe versteht das nur allzu gut. Es sei nicht häufig, dass man für so eine lange Zeit dieselben Pächter hätte. „Seit 2000 führt Nicolina die Kneipe als verantwortliche Frau alleine, das ist eine hammerharte Leistung“, sagt die Hauseigentümerin.

Die Stammgäste sind traurig

In der mehr als 30-jährigen Pacht, musste die Familie Mentges einige Schicksalsschläge hinnehmen. Nicos Mann und Schwiegervater starben bereits früh, so dass sie die Kneipe alleine mit ihrer Schwiegermutter leitete. Rückhalt gab es in den schweren Zeiten immer von Seiten der Gäste. „Das ist keine Gaststätte, sondern eine Gemeinschaft“, findet die Wirtin.

Die Stammgäste werden die familiäre Atmosphäre vermissen: „Wir sind seit der Eröffnung fast jeden Abend hier und fühlen uns wie zuhause“, sagt Ingrid Grote (66), die mit ihrem Partner zur Abschiedsfeier gekommen ist. Auch Renate Kärgel ist traurig: „Das ist schon schade, wir sind seit 15 Jahren fast jedes Wochenende hier und die Wirtin und die Menschen sind sehr nett“. Wirtin Nico blickt jedoch positiv in die Zukunft und freut sich auf ihre Rente. „Ich bin in den letzten Jahrzehnten fast jede Nacht zwischen ein und fünf Uhr ins Bett gekommen. Jetzt freue ich mich auf Fernsehabende und aufs Lesen“, verrät sie.