Duisburg. Viel Beifall für ein rundum ausgereiftes und vorzüglich ausgearbeitetes Programm beim 8. Philharmonischen Konzert ohne Sensationen und Allüren.
Ein nobles Programm, nobel ausgeführt: Spektakuläre Töne suchte man im 8. Philharmonischen Konzert im voll besetzten Theater am Marientor vergebens. Dafür durfte man sich an einer klug zusammengestellten Werkfolge und erfreulich sensibel agierenden Interpreten erfreuen. Das betrifft sowohl die Duisburger Philharmoniker und ihren Chefdirigenten Giordano Bellincampi als auch in besonderem Maße die englische Pianistin Imogen Cooper, die mit der Aura einer Grande Dame eine spieltechnisch wie musikalisch ausgereifte Interpretation von Beethovens 2. Klavierkonzert in B-Dur präsentierte.
Mit souveräner Gelassenheit, gleichwohl hellwacher Aufmerksamkeit bot sie mit ihrem silbrig feinen Anschlag einen bis in den letzten Ton ausgefeilten Vortrag, der den Charme des „kleinsten“ Klavierkonzerts des Meisters hörbar werden ließ. Hätte man sich bei ihrem Auftritt mit Beethovens etwas robusterem 1. Klavierkonzert einige stärkere Impulse wünschen können, trifft sie mit ihrer feinen Ästhetik den Nerv des B-Dur-Konzerts nahezu ideal.
Bellincampi vermied allzu schroffe Kontraste
Die Kopplung dieses Werks mit der Ouvertüre zu der von Beethoven hochgeschätzten Oper „Die Wasserträger“ von Luigi Cherubini macht Sinn, auch wenn die Bedeutung des Bühnenwerks als Revolutions-Oper weder in den Stücken noch in der eher zart besaiteten Gestaltung durch Bellincampi spürbar wurde. Auch hier bestimmte das Motto „Noblesse oblige“ den Abend.
Mit Weberns Instrumentation des Ricercars aus dem „Musikalischen Opfer“ des Protestanten Bach und der „Reformations“-Symphonie des Bach-„Entdeckers“ Felix Mendelssohn Bartholdy ergaben sich auch nach der Pause interessante Berührungspunkte. Allerdings gehört das „Musikalische Opfer“ zu den abstraktesten Werken Bachs, das einen denkbar großen Gegensatz zur religiösen Inbrunst der Mendelssohn-Symphonie liefert. Erst recht in der asketisch analytischen Orchestrierung durch Anton Webern. Klanglich suchte Bellincampi freilich eher nach Brückenschlägen zwischen den Stücken und vermied allzu schroffe Kontraste.
Weiches Klangbild
Das schlug sich in der Bach-Webern-Bearbeitung durch ein weiches Klangbild nieder und bei Mendelssohn durch große Zurückhaltung bei den zahlreichen, erfreulich unpathetisch angestimmten Choral-Zitaten. Auch hier vermied Bellincampi die große Geste und zog die innere Spannkraft aus dem melodischen Gehalt und der vitalen Bewegungsenergie der Musik. Für große Posen blieb da kein Platz. Trotz des weichen, romantisierten Klangbilds rückte Bellincampi Mendelssohn zu Recht in die Nähe Mozarts und nicht etwa Wagners.