Duisburg. Eine Mutter musste am Montagvormittag mit ansehen, wie eine Bahn der Linie S 1 ihr Mädchen überfuhr: Die Dreijährige saß in einem Kinderwagen, der in Großenbaum über die Bahnsteigkante gerollt war. Das Kind überlebte, musste aber am Nachmittag auf die Intensivstation verlegt werden.
Für Ereignisse wie dieses müssen die chinesischen Philosophen sich den Satz vom "Glück im Unglück" ausgedacht haben: Am Montagvormittag ist ein Kinderwagen, in dem ein dreijähriges Mädchen saß, am S-Bahnhof Duisburg-Großenbaum vom Bahnsteig gerollt und auf das Gleis gefallen. Eine just in dieser Schrecksekunde einfahrende S-Bahn überrollte den Kinderwagen.
Das Kind überlebte. "Rettungssanitäter haben das Mädchen unter der Bahn hervorgeholt und es in eine Klinik gebracht", sagte Armin Rogon, Sprecher der Düsseldorfer Bundespolizei. Zunächst herrschte Erleichterung vor. Später der Dämpfer: "Die Annahme, das Kind sei nur leicht verletzt worden, musste im Laufe des Nachmittages revidiert werden", teilte die Bundespolizei am Abend mit. "Die im Krankenhaus diagnostizierten Verletzungen machten eine Verlegung auf die Intensivstation erforderlich."
Wie genau es zu dem Unglück kam, ist auch am Abend noch unklar. Nach Angaben der Polizisten vor Ort soll sich der Kinderwagen gegen 11.30 Uhr "selbständig in Bewegung gesetzt" haben. Möglicherweise habe ihn ein Windstoß angeschoben, vielleicht aber sei er auch ein Gefälle hinabgerollt. Die Mutter, 30 Jahre alt, und der Vater, 41, standen offenbar in unmittelbarer Nähe des Kinderwagens. Am späten Montagabend meldete die Bundespolizei: "Die aufnehmenden Bundespolizisten konnten anhand der ersten Befragung ermitteln, dass die Eltern ihren Kinderwagen und deren darin befindliche Tochter für einen kleinen Moment außer Acht ließen."
Bahn überrollte Kinderwagen trotz Vollbremsung
Hinweise auf ein Verschulden Dritter, so Rogon, lägen den Ermittlern zurzeit nicht vor – obwohl der Bahnsteig am Vormittag proppevoll war: Hunderte Duisburger wollten mit der S 1 nach Düsseldorf fahren, um den Rosenmontagszug in der Landeshauptstadt zu besuchen.
Ausgerechnet kurz nachdem der Kinderwagen über die Bahnsteigkante gerollt war, fuhr eine Bahn der Linie S 1 Richtung Düsseldorf ein: Der Fahrer konnte zwar noch eine Schnellbremsung einleiten, der Zug aber überrollte den Kinderwagen vor den Augen der Mutter. Als die S-Bahn stehen blieb, lag der Kinderwagen unter der ersten Achse des Triebwagens. Noch vor der Bundespolizei eilten Rettungsassistenten herbei: Sie konnten das Kind retten und in die Klinik bringen.
Die Bahnstrecke Richtung Düsseldorf war während der dramatischen Rettungsaktion bis 12.10 Uhr komplett gesperrt, auch Regionalzüge, -bahnen und Bahnen im Fernverkehr mussten warten. 28 Züge verspäteten sich in der Folge um insgesamt 534 Minuten, sechs fielen teilweise aus, zwei komplett.
Streckensperrung löst Chaos auf der Linie der U 79 aus
Indes nahmen hunderte Narren, die nach Düsseldorf fahren wollten, einen Umweg: Als die Streckensperrung am Duisburger Hauptbahnhof durchgesagt wurde, strömten die Karnevalisten in die Waggons der U 79: Die längste Stadtbahn im VRR verbindet Duisburg und Düsseldorf und hält auch am Duisburger Hauptbahnhof. Die dort alle 15 Minuten abfahrenden Stadtbahnen waren allerdings so voll, dass an den folgenden Haltestellen eine Stunde lang überhaupt keine Fahrgäste mehr zusteigen konnten.
Betroffen waren nach Angaben von DVG-Sprecher Helmut Schoofs die Haltestellen König-Heinrich-Platz, Steinsche Gasse und Platanenhof. Erst im weiteren Verlauf verließen Passagiere die U 79, so dass neue zusteigen konnten.