Schwerte..

Die Kleinsten legen Steinchen auf die Schienen. Jugendliche erklettern Waggons . In Lebensgefahr bringen sich alle, die den Schienenstrang für einen Spielplatz halten. Am Wochenende hätte in Schwerte ein 16-Jähriger beinahe mit dem Leben dafür bezahlt, dass er die Gefahren unterschätzte, die von einer Oberleitung ausgehen.

Toni der Bahnbär ist tapsig. Kindergarten- und Grundschulkinder lieben ihn. Doch wenn die Bundespolizei ihren Vorbeugungsbären zu den Kleinsten schickt, dann geht es um Leben und Tod. „Natürlich schauen wir, ob es irgendwo einen Unfallschwerpunkt gibt. Ob zum Beispiel eine Schule in der Nähe von Gleisen liegt und besonders gefährdet ist“, sagt Michaela Heine von der Bundespolizei NRW. In solche Schulen tapst dann der Bär und erzählt, wie schnell ein Zug heranrast. Und dass man ihn, wenn der Wind falsch steht, gar nicht rechtzeitig hören kann.

Kinder im Bahngleis. Kaum eine andere Meldung bereitet den Verantwortlichen größere Sorge. Der Bahnverkehr wird sofort unterbrochen, wenn so ein Hinweis eingeht. Kein Zug fährt mehr, bis das gesamte Gelände durchkämmt ist. Oft geht es um Mutproben, wenn Kinder an die Gleise gehen. Wie bei Daniel, der auf dem Infoblatt der Bundespolizei seine Geschichte erzählt: „Ich wollte kein Angsthase sein. Also ging ich mit den anderen Kindern. Wir legten Steine auf die Gleise. Dann kam ein Zug. Ein Steinsplitter traf mich am Kopf.“ Daniel erlitt schwerste Verletzungen. Er lernt gerade erst wieder sprechen.

Mut wollte auch der 16-Jährige beweisen, der am Samstag auf dem Bahnhofsgelände in Schwerte einen Waggon bestieg. Er näherte sich der Oberleitung. Vielleicht dachte er noch, er dürfe sie auf keinen Fall berühren. Doch schon im Abstand von 1,50 Metern kann sich ein Lichtbogen zwischen der Leitung und dem menschlichen Körper bilden. Ein Schlag mit 15 000 Volt Spannung durchfuhr den Jungen.

Werden die Gefahren unterschätzt? Sind sie vielen Kindern und Jugendlichen gar nicht bekannt? Peter Blaschke, der in Schwerte als sogenannter „Quarterback“ Jugendarbeit ganz dicht dran an der Zielgruppe leistet, sieht es so: Die Warnschilder würden nicht weiter wahrgenommen, es gebe keine klaren Anzeichen, wie gefährlich die Oberleitung wirklich ist. Man müsse zudem davon ausgehen, dass den jungen Menschen das physikalische Wissen fehle, um die Situation einzuordnen.

Viel Arbeit also noch für Toni, den Bahnbären.