Duissern.. Simone Klinner und Harald Höbusch bringen Erwachsenen in Duisburg das Fahrradfahren bei. Die Gründe der Teilnehmer sind ganz unterschiedlich.


Simone Klinner nimmt die Pedalen ab und macht den Sattel tiefer. Im Laufschritt bewegt sie kurz darauf ihr Fahrrad durch einen Slalomparcours. Eine leichte Übung für die 47-Jährige. Die Teilnehmer jener Volkshochschulkurse, die sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten Harald Höbusch gibt, haben da mitunter größere Probleme. Die beiden ADFC-Mitglieder sind ehrenamtliche Fahrrad-Fahrlehrer für Erwachsene. „Die einzigen derzeit in Duisburg“, sagt das Paar aus Duissern nicht ohne Stolz.

Dass jeder Radfahren kann, ist ein gängiges Vorurteil. Deshalb fällt es vielen Erwachsenen nicht leicht, ihr Manko zuzugeben – vor allem den Männern. So sind es oft nur Frauen, die die Hilfe von Simone Klinner und Harald Höbusch annehmen. „Es gibt jene, die einfach noch nie gefahren sind, weil die Körpergröße für das erste Rad noch nicht ausreichte. Oder weil die Eltern das Radfahren zu gefährlich fanden“, so die hauptberufliche Arzthelferin. „Manchmal fehlte auch schlichtweg das Geld.“ Und dann gibt es noch die Gruppe der Gestürzten, die es nach einer längeren Auszeit doch noch mal versuchen wollen.

Den Sattel tiefer, die Beine hoch und dann langsam mit dem Rad rollen.
Den Sattel tiefer, die Beine hoch und dann langsam mit dem Rad rollen. © Unbekannt | Fabian Strauch / FUNKE Foto Services






„Wir fangen deshalb immer ganz behutsam an, schieben erst mal nur die Räder. Im Stand die Beine hoch, das Rad vorsichtig nach links und rechts kippen“, sagt Harald Höbusch. „Es ist wichtig, dass die Teilnehmer langsam Vertrauen und Sicherheit gewinnen.“

Die Kurse – oft auf sichtgeschützten Schulhöfen – gibt er schon seit 20 Jahren. Die VHS hatte aufgrund der steigenden Nachfrage den ADFC kontaktiert. „Und dann habe ich einfach losgelegt – damals noch mit Torsten Seithe, seit zehn Jahren nur noch mit Sabine“, so der gelernte Zweiradmechaniker. „Eine Ausbildung zum Fahrrad-Fahrlehrer gibt es nämlich bis heute nicht. Die Übungen denken wir uns selbst aus, richten sie aber ständig an den individuellen Problemen aus und ergänzen sie. Und dann kommt natürlich die Erfahrung über die vielen Jahre hinzu.“

Wenn die Teilnehmer im Alter von 18 bis 75 Jahren erst einmal ins Rollen gekommen sind oder gezielt gebremst haben, sind die größten Hürden abgeräumt. „Natürlich kommt es immer mal vor, dass es jemand nicht schafft“, sagt Simone Klinner. „Aber das sind Ausnahmen. Die meisten fahren anschließend ganz normal Rad. Die kindliche Freude darüber zu sehen, ist für mich das Schönste.“

Die 47-Jährige tritt übrigens seit der frühesten Kindheit in die Pedale – dank der Hilfe des Vaters. Harald Höbusch war es irgendwann leid, mit Stützrädern unterwegs zu sein. „Bei einer Tour mit den Nachbarjungs bin ich erst vier Mal in den Zaun gekracht und dann funktionierte es“, so der 59-Jährige und muss schmunzeln. „Diese Methode wende ich in den Kursen natürlich nicht an...