Duisburg-Rumeln. Um sein Kulturspielhaus den Corona-Verordnungen entsprechend belüften zu können, muss Tim Pügner viel Geld investieren.

Es bleibt verwirrend in der Veranstaltungslandschaft: nicht nur, dass bei bestimmten Fußballspielen bis zu 10 000 Zuschauer erlaubt sind, während andere Stadien leer bleiben, gibt dem neutralen Betrachter zu denken. Auch Hygienekonzepte für kulturelle Veranstaltungen wirken in diesen Zeiten schwer durchschaubar. Das merkt gerade Tim Pügner, Veranstalter vom Kulturspielhaus an der Rumelner Dorfstraße.

Tim Pügner hofft auf einen HIlfsfonds, um sein Kulturspielhaus durch die Corona-Pandemie zu bringen.
Tim Pügner hofft auf einen HIlfsfonds, um sein Kulturspielhaus durch die Corona-Pandemie zu bringen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

„Es hieß ja erst, dass für Veranstaltungen bis 300 Zuschauer kein spezielles Hygienekonzept bestehen müsse“, so der 30-Jährige, „wenn man nur den 1,5 Meter Mindestabstand einhalten könne und Hygienemaßnahmen mit ausreichender Belüftung und die Nachvollziehbarkeit von Infektionsketten gegeben sind.“

Doch wie will man das Kulturspielhaus, in welches maximal 130 Personen hineinpassen, effektiv bespielen, wenn man so quasi nur ein Drittel der maximalen Menge hineinlassen darf – eben über die Abstandsbeschränkung bei feststehender Bestuhlung. Tim Pügner war ja einer der ersten, der sein Kulturspielhaus im Sommer ideenreich mit einem Notprogramm über den Juni bis Anfang Juli betrieben hatte (wir berichteten).

Allerdings mit maximal 30 Gästen, die zu zweit an Bistrotischen sitzen durften und mit einem Rotationsprogramm der auftretenden Künstler über 40 Minuten unterhalten wurden. „Die Rotation hat sich aber erst bei dem dritten Programm, das die Künstler dann hintereinander aufführten, für die Auftretenden und uns wirklich gerechnet“, sagt der Veranstaltungstechniker. Und das sei gerade ein Mal, nämlich bei La Signora alias Carmela de Feo, der Fall gewesen, die wirklich alle drei Auftritte vor 30 Gästen spielte.

„Wir haben nun mal Räumlichkeiten, die schwer zu belüften sind, weil auch die Fenster fehlen“, so der unermüdliche Kulturverfechter. Genau gesagt, zwei Türen und ein Fenster, die einfach zu wenig sind, um einen regelmäßigen, umfangreichen Luftaustausch des Raumes zu gewährleisten.

Kosten zwischen 40 000 und 50 000 Euro für eine neue Lüftungsanlage

So überlegt man gerade, eine Lüftungsanlage in den Räumlichkeiten einbauen zu lassen, die einen kompletten Luftaustausch regelmäßig gewährleisten würde. „Das sind allerdings Kosten zwischen 40.000 und 50.000 Euro, die dann auf uns zukommen“, sagt Tim Pügner ernüchtert. Allerdings würde so mindestens zwischen vier bis sechs Mal in einer Stunde die Raumluft komplett ausgetauscht werden können.

Er vertraut dabei auf einen neueingerichteten Hilfsfonds mit dem Namen „Neustart.Kultur“. „Der scheint effektiv zu sein, wird er doch von der Deutschen Technischen Theater-Gesellschaft (DTHG) gestemmt“, meint Pügner. „Wenn wir da reinkommen, bräuchten wir nur einen Bruchteil der Kosten für die Anlage selbst zu stemmen.“ Allerdings müsse man drei Angebote dazu einholen, das günstigste bekäme dann den Zuschlag.

„Das Ganze wird noch eine Weile dauern: auch wenn wir Hilfsgelder erhalten, müssen wir erstmal eine Firma finden, die den Einbau zeitnah abwickeln kann“, sagt der engagierte Jungunternehmer.Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen

Am Anfang der Corona-Krise hatte er noch mit dem Weiterbetrieb der Spielzeit ab etwa September gerechnet. Jetzt sagt er: „Unter diesen Bedingungen werden wir wohl dieses Jahr noch nicht öffnen können, hoffen aber auf das Frühjahr 2021.“ Keine rosigen Aussichten also für die Kultur in Rumeln…

>>> EIN KULTURELLER FAMILIENBETRIEB

Der Kulturtreff Alte Dorfschule ist ein Familienbetrieb, organisiert als Trägerverein und unterstützt von örtlichen Geschäftsleuten und dem Runden Tisch Rumeln-Kaldenhausen als Paten.

Die aus Hessen stammende Delia Rosenberger-Pügner
und ihr Mann Ingo Pügner, gebürtiger Bremer, haben sich als Musikstudenten an der Folkwang-Hochschule kennengelernt und 1976 eine Musikschule in Rheinhausen gegründet.


Vor über 20 Jahren haben sie den Raum in der historischen Dorfschule von 1856 für ihren Unterricht hergerichtet. Inzwischen wird der Kulturtreff von ihrem Sohn Tim Pügner geleitet.