Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. Der zweite harte Lockdown trifft eine Duisburger Kosmetikerin hart: Kosmetikstudios müssen schließen. Ob sie Corona-Geld bekommt, ist fraglich.

„Manche denken, dass Kosmetik nur Fassadenwischerei ist. Es steckt aber viel mehr dahinter.“ Das sagt Claudia Liedtke-Buchta, die an der Dorfstraße ein Kosmetikstudio führt. Der zweite Lockdown erwischte die Selbstständige hart: Ausschließlich Fußpflege darf die Fachfrau seitdem anbieten. Und auch damit wird es Mittwoch vorbei sein, wenn der Lockdown verschärft wird.

Claudia Liedtke-Buchta kann die politischen Entscheidungen nicht mehr nachvollziehen und spricht für ihre Kolleginnen: „Wir sind kein Hotspot. In den Kosmetikstudios ist nie etwas passiert.“ Die angeordnete Einschränkung und Schließung sei vor allem für Kunden mit Hautproblemen schwierig, sie benötigten gerade in dieser Jahreszeit eine kontinuierliche Behandlung.

Corona: Markenpflicht für die Kundinnen, Kosmetikerinnen tragen FFP2-Masken

Hohe Hygienestandards hätten schon vor Corona gegolten, seitdem umso mehr. Sie zählt die derzeitigen Maßnahmen auf: Ständig werde im Studio desinfiziert, die Hände vor und nach jeder Behandlung gewaschen, die Behandlungen nur mit Handschuhen ausgeführt, bei der Fußpflege keine Handtücher mehr auf die Stühle gelegt. Für die Kunden gilt Maskenpflicht, die Kosmetikerinnen tragen FFP2-Masken und Visier.

Nur noch Fußpflege darf Claudia Liedtke-Buchta derzeit noch anbieten. Das hat Folgen: Die angestellte Mitarbeiterin befindet sich in Kurzarbeit, die Chefin bedient die Kunden ausschließlich allein. Sie ist skeptisch, ob sie die Corona-Hilfe in Höhe von 75 Prozent des Novemberumsatzes vom Vorjahr bekommt. Aus einem Gespräch mit ihrem Steuerberater weiß sie: „Es sind viele Klauseln in der Regelung, sie ist schwammig. Da ich Fußpflege anbieten darf, bekomme ich offenbar nichts. Ich weiß nicht, was daraus wird.“

Auch Ehemann und Tochter der Kosmetikerin sind in Kurzarbeit

Claudia Liedtke-Buchta lebt inzwischen genauso wie im Frühjahr vom Eingemachten. Mit der Fußpflege kann sie ein paar laufende Kosten decken. Ihr Ehemann ist als Maschinenschlosser in Kurzarbeit. „Wenn ich bis Ende Februar/Anfang März schließen muss, wird es problematisch. Die Kosten laufen schließlich weiter. Mein Vermieter war im Frühjahr kulant. Mir ist es peinlich, ihn erneut anzurufen“, sagt die Kosmetikerin.

Unter veränderten Bedingungen müssen auch die Kinder von Claudia Liedtke-Buchta arbeiten: Der 31-jährige Sohn befindet sich als Softwareentwickler im Homeoffice, die 28-jährige Tochter hat als Industriekauffrau noch eine Art Minimalkurzarbeit.

Das Weihnachtsgeschäft der Kosmetikerin ist eingebrochen

Gerührt ist die Kosmetikerin über das Verhalten ihrer Kundinnen, die anrufen und mehr kaufen als sie eigentlich wollen. Die Geschäftsfrau hatte eigentlich vor, sogenannte Stöbertermine anzubieten, damit nicht soviel Publikumsverkehr im Geschäft herrscht. Daraus wird jetzt nichts. Und schon vor dem Beschluss zum zweiten harten Lockdown stand fest: Das Weihnachtsgeschäft war eingebrochen. Liedtke-Buchta: „Ich habe die Schränke voll.“

Die Fachfrau weiß, dass sie mit ihrer Situation nicht allein da steht. Viele Kolleginnen treffe es noch härter. Sie denkt dabei an eine Frau, mit der sie regelmäßig telefoniert. Sie ist alleinstehend und fix und fertig. Als Problem sieht Claudia Liedtke-Buchta an, dass „Kosmetiker keine Lobby haben. Wir tauchen nirgendwo auf, wir haben keine Stimme.“ Deshalb ist sie froh, dass sich im Sommer ein Bundesberufsverband gegründet hat, dem sie sich anschließen möchte.

Denn für Kunden bedeute Kosmetik sehr viel. Sie helfe, Hautprobleme wie etwa Akne zu lindern. Eine Behandlung sei für manchen ein kleiner Urlaub. Auch ihr selber bedeute der Beruf viel: „Ich kann nicht zu Hause sitzen. Meine Kunden sind meine zweite Familie.“