Duisburg.. Bei ihrer Lesung im Rahmen der “Duisburger Akzente“ übte Renan Demirkan massive Gesellschaftskritik. Sie sagt: “Toleranz ist Ignoranz in Häppchen“.
Renan Demirkan nähert sich dem Hafen als diesjährigem „Akzente“-Thema symbolisch an: Der Hafen steht bei ihr für das Ankommen, für Heimat und vor allem Migration. Dieses Thema treibt die 60-Jährige, die im Alter von sechs Jahren mit ihren Eltern aus der Türkei nach Deutschland kam, bereits seit Jahrzehnten um. Bei der Lesung im „Kleinen Prinzen“ ging es jetzt – erwartungsgemäß – hochpolitisch zu. Ihr Sammelband „Migration, das unbekannte Leben“ vereint Prosa, Lyrik, Vorträge und Artikel aus den letzten 33 Jahren.
„In diesen Jahren ist so viel passiert: Solingen, Mölln, Rostock . . . Menschen sind verbrannt worden wie Papier, weil sie eine Haarfarbe hatten oder einen Namen, den andere nicht wollten.“ Renan Demirkan, die mit dem Schimanski-Tatort „Zahn um Zahn“ einer großen Öffentlichkeit als Schauspielerin bekannt wurde, spricht deutlich aus, wie beängstigend sie die rassistischen Ausschreitungen seit den 90er Jahren empfindet: „Der Rassismus, präziser die Islamophobie, ist hoffähig geworden in Deutschland.“
Renan Demirkan hat anfangs unter Stigmatisierung gelitten
Trotz ihrer Bühnen- und Fernseherfolge habe auch sie anfangs unter der Stigmatisierung gelitten: „Egal was ich spielte: Die Presse umschrieb es immer mit der Ornamentik meiner Herkunft: ,Die Türkische’.“ In lyrischen Passagen ihrer selbst verfassten Theaterstücke zum Thema Migration thematisiert sie ausdrucksstark und mit klaren Worten Integration und Heimatlosigkeit. „Nur wenn ich arbeitete – wenn ich spielte oder schrieb – hatte ich das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein“, sagt sie.
Demirkan engagiert sich gegen Rechts, ist gefragte Rednerin bei politischen Veranstaltungen. Auch bei ihrer Lesung übt die 60-Jährige massive Gesellschaftskritik. „Wir müssen darüber reden, wie wir leben wollen – wir alle“, sagt sie und fordert: „Macht Schluss mit Toleranz!“ Denn: „Toleranz ist Ignoranz in Häppchen. Respekt hingegen ist das Ave Maria der Menschlichkeit.“