Duisburg. Jahrelang ließ die Deutsche Bahn in Duisburg-Wedau Gift zur Unkrautbekämpfung umfüllen. Jetzt soll das Gelände endlich saniert werden.
Größere Mengen Pestizide haben im Grundwasser nichts verloren, werden dort aber trotzdem gefunden. Denn in der Vergangenheit gingen die Menschen sehr sorglos mit dem Gift um, das entweder Unkraut oder Insekten vernichten sollte. So auch die Deutsche Bahn in Duisburg. Jahrelang füllte sie auf dem ehemaligen Rangierbahnhof Wedau Herbizide, eine Unterform der Pestizide, in Spritzzüge, um Unkraut auf den Gleisen zu bekämpfen. Dabei ging eine Menge daneben. So viel, dass die Stadt von der Bahn eine Sanierung forderte. Die soll nun endgültig ihren Vollbetrieb aufnehmen.
Bei dem verunreinigten Areal handelt es sich um eine etwa 180.000 Quadratmeter große Fläche nördlich der Fußgängerbrücke zum Ententeich. Betroffen von der Grundwasserverunreinigung sind nach Angaben der Stadt zwei Haushalte, die aber schon lange über die Problematik informiert worden seien. „Wir hatten einmal im Zentrum der Verunreinigung einen Spitzenwert von 1000 Mikrogramm pro Liter“, erinnert sich Sven Westerkofsky vom Amt für Umwelt und Grün, „den haben wir aber nie wieder erreicht.“ Auch die anderen Werte lagen heftig über dem Grenzwert von 0,5 Mikrogramm pro Liter.
Verunreinigter Boden
Bereits 2007 wurde der verunreinigte Boden ausgehoben, entsorgt und durch sauberen Füllboden ersetzt. Die Konzentration im Grundwasser sank, aber der Grenzwert von 0,5 Mikrogramm pro Liter wurde immer noch beileibe nicht erreicht. Eine Brunnengalerie sollte helfen. Der Plan: Acht Brunnen pumpen das Grundwasser ab, das sich dort in einer etwa 12 Meter dicken Sand-Kies-Schicht befindet, schicken es durch eine Sanierungsanlage mit drei Aktivkohlefiltern. Die Herbizide bleiben dabei an der Aktivkohle „kleben“ und das saubere Wasser wird in den Wambach geleitet. So sah es ein Sanierungsvertrag zwischen der Deutschen Bahn und der Stadt vor. Doch die Experten hatten die Rechnung ohne einen natürlichen Inhaltsstoff im Grundwasser gemacht, der in diesem Bereich massiv auftritt: Eisen. Denn sobald das Eisen beim Pumpen auf Sauerstoff traf, verwandelte es sich in Eisenoxid. Und Eisenoxid wird flockig, verstopft die Filter. Deshalb wurde die Sanierungsanlage nach einem Monat wieder außer Betrieb genommen.
Stattdessen gab es einen provisorischen Teilbetrieb. „Wir wollten sehen, mit welchen Techniken aus der Trinkwasseraufbereitung wir das Eisenoxid aus dem Wasser bekommen“, erklärt Sven Westerkofsky das weitere Vorgehen. Der erste Versuch war direkt ein Treffer. Mit Flockungsmitteln pappte das Eisenoxid in dem Wedauer Grundwasser zu so großen Teilchen zusammen, dass es „ausgesiebt“ werden konnte, bevor das verunreinigte Wasser in die Aktivkohlefilter eingeleitet wurde.
Umsetzung lässt auf sich warten
Die Lösung war da, aber die Umsetzung lässt auf sich waren. Zwar lief die Testanlage während der letzten drei Jahre, um zumindest einen Brunnen weiter zu betreiben. Doch den Vollbetrieb wird die Bahn erst Ende 2015 aufnehmen und dann fünf Jahre laufen lassen. Zur Zeit, so Sven Westerkofsky, liegt der Herbizidwert im Durchschnitt bei 100 Mikrogramm pro Liter. Immer noch eine Überschreitung um das Zweihundertfache. Nach fünf Jahren soll der Grenzwert dann eingehalten werden. Um das zu prüfen, wird das Grundwasser nach Ende der Reinigung noch zehn Jahre getestet.