Duisburg/Meiderich.. Wer an den Landschaftspark denkt, sieht folgende Bilder vor dem geistigen Auge: Alte Hochöfen, tolle Partylocation. Aber es gibt auch Natur pur.
Wenn vom Landschaftspark Nord die Rede ist, dann denken 99,9 Prozent der Besucher an die Hochofenlandschaft an der Emscherstraße. Deutlich weniger sind es, die beim Stichwort Landschaftspark an das Kletterareal und den Tauchgasometer denken. Dass es abseits dieser Highlights auch ein völlig abgeschiedenes Areal gibt, das man meist ganz für sich allein hat, ist weithin unbekannt.
Es handelt sich um den westlich der Hamborner Straße gelegenen Teil, der früher zur Zeche Friedrich-Thyssen 4/8 gehörte, die 1959 geschlossen wurde. Zugang bekommt man am einfachsten von der Hamborner Straße aus. Dort befindet sich noch die alte, einstmals parkähnlich angelegte Zufahrt.
Kleine Wäldchen links und rechts des Weges
Unter uralten Platanen geht es etwa 100 bis 150 Meter leicht bergan. Dann steht man plötzlich auf einer weiten, offenen Fläche, die derzeit einem vor allem gelb blühenden Wildblumenmeer ähnelt. Die hochgewachsenen Kräuter sind ideal für Bienen und Schmetterlinge. Auch Mücken schwirren umher – ein gefundenes Fressen für die hübschen Libellen, die hin und her sausen.
Auf den Schotterflächen links und rechts des Weges haben sich Wäldchen aus Birken und Flieder gebildet. Birken sind, neben dem ebenfalls anzutreffenden Echtem Johanniskraut und der geruchslosen Kamille, Pflanzen, die sich von allein auf Brachen ansiedeln – und deshalb Pionierpflanzen heißen.
Ein Raubvogel schwebt davon
Unser Ziel: Einmal die große Runde über dieses abgeschiedene Areal drehen. Es geht vorbei an ausgetrockneten Laichgewässern, in denen jetzt viele violette Blumen blühen. Der Sommerflieder gedeiht prächtig, Zwergholunder reckt seine Fruchtdolden der Sonne entgegen. Königskerzen stehen wie Wegbegrenzungen an der Schotterpiste, über die wir gemütlich spazieren. Nach ein paar hundert Metern biegen wir links ab in Richtung Teersee. Vom „See“ selbst ist nichts zu sehen – die Altlasten der Kokerei, die dort achtlos entsorgt wurden, sind unter einem begrünten Deckel verborgen. Hier treffen wir die einzigen Menschen an diesem Morgen – eine Gruppe Syrer, die die Grünpflege des „Seedeckels“ übernommen hat – und in der Sonne schwitzt.
Nach einer Runde um den unsichtbaren See tauchen wir ein in eine völlig andere Landschaft: Unter einem dichten Blätterdach, vorbei an moosbewachsenen Baumstämmen und Mauerresten, die langsam überwuchern, machen wir uns auf den Rückweg – und schrecken kurz auf: Vor uns erhebt sich ein riesiger Vogel vom Erdboden und schwebt lautlos davon. In der nächsten Baumkrone setzt er sich, leider zu weit weg für den Fotografen. Könnte ein Bussard gewesen sein. Zum Schluss erleben wir noch ein Gelände, das an Lappland erinnert: Durch einen niedrigen Birkenwald, durch den die Sonne blinzelt und tolles Licht zaubert, geht es zurück zum Ausgangspunkt mit dem Versprechen: Wir kommen wieder!