Duisburg. Die Bühne Cipolla bringt die Kurzgeschichte nach Edgar Allan Poe mit bedrückender Intensität auf die Bühne des Duisburger Stadttheaters.
Große Literatur im kleinen Foyer III im Stadttheater: Mit ihrem Theater Cipolla, in dem Mensch und Figuren gleichberechtigt miteinander spielen, setzen Schauspieler Sebastian Kautz und Musiker Gero John seit 2011 berühmte Lesestoffe in berührende Theaterstücke um. Ihre neue Inszenierung „Der Untergang des Hauses Usher“ nach Edgar Allan Poe lässt nicht nur Roderick, den letzten Spross des heruntergekommenen Adelshauses, schlaflos zurück.
Auch sein Studienfreund, der in den schauerlich verfallenden Wohnsitz der Ushers eingeladen wurde, quält sich, kaum angekommen, mit Alpträumen. Das Bühnenbild aus mobilen Bauzäunen, Filzdecken und Papier erschafft die schimmelnden Mauern des alten Adelssitzes und lässt sie doch durchsichtig für die trüben Gedanken, Träume und düsteren Ahnungen, die sich dahinter abspielen.
Livemusik trägt viel zur düsteren Atmosphäre bei
Der lebensgroßen „Roderick“-Puppe mit den aufgerissenen Augen sind all die Empfindungen zwischen Schlafmangel, Entsetzen und langem Leiden ins Gesicht geschrieben. Sein Freund erkennt den Dahinsiechenden kaum und muss schon bald nicht nur im übertragenen Sinn die Geier von ihm fern halten. Nur die Klänge von Saiteninstrumenten verträgt der überempfindsame Kranke, das ist schon in Poes Vorlage so. Deshalb ist Gero John in dieser Inszenierung nur mit der Loop-Station zur schnellen Aufnahme und Wiedergabe und dem Violoncello beziehungsweise dem E-Cello zu hören. Seine Livemusik trägt viel zu der düsteren Atmosphäre bei, in der nicht nur den Puppen auf der Bühne die Haare zu Berge stehen.
Es stellt sich heraus, dass weder Musik noch Malerei den Kranken dauerhaft aufheitern können. Wenn er malt, dann bildet er den schwarzen Tunnel ab, in dem er steckt. Nur wenn er an vergangene Zeiten des Glanzes und der Pracht zurückdenkt, verliert die Gegenwart in einem Lied kurz ihren Schrecken.
Kleine Erholungspausen
Auch fürs Publikum gibt es zwischendurch klug gesetzte kleine Erholungspausen. Wenn der höfliche Gast dem Sterbenden als Mitbringsel ausgerechnet Nelken unter die bleiche Nase hält und Roderick, der Todgeweihte, daraufhin ein überraschend kräftiges Niesen loslässt, dann löst sich die Anspannung der Zuschauer in einem befreienden Gelächter. Das man besonders genießt, weil man ja weiß, dass es einem schon im nächsten Moment im Halse stecken bleiben könnte. Bis am Ende der Tat- und Spielort von vermummten Gestalten desinfiziert wird. Und der anhaltende, begeisterte Premieren-Applaus die letzten Schrecken verscheucht.
>>>> Weitere Vorstellungen im nächsten Jahr
Die Koproduktion mit dem Duisburger Schauspiel ist das sechste Stück, das die zwei Bremer Künstler mit der Requisiteurin und Puppenbauerin Melanie Kuhl und dem Beleuchter Frank Barufke realisiert haben.
Die erste Vorstellung 2019 ist am 31. Januar (Karten: 12 Euro).