Duisburg.

„Rotbäckchen“ hat ihn vor zwei Monaten in die Karte eingetragen, den Apfelbaum mit den kleinen Früchten, der an der Karl-Lehr-Straße, kurz vor Beginn des Tunnels auf einem Erdwall steht und bei dessen Ernte man auf eine Leiter angewiesen ist.

„Visitor“ schwärmt von den Massen an Brombeeren, die an der Haltestelle der Linie 903 „Marienhospital“ stehen und auf erntewillige Duisburger warten. Diese und andere Gratis-Quellen für Obst, Beeren, Nüsse und Kräuter gibt es auf der Internet-Plattform „Mundraub“.

Karte für herrenlose Bäume

Getreu dem Motto „Freies Obst für freie Bürger“ haben die Mundräuber und ihre Sympathisanten „herrenlose“ Bäume und Sträucher am Straßenrand und in Parks auf einer Karte im Internet unter „www.mundraub.org“ eingetragen. So wie eben den Apfelbaum an der Karl-Lehr-Straße, die Schlehenbüsche zwischen A 3 und den Ruhrauen oder den Kirschbaum an der Kardinal-Gahlen-Straße. Denn bevor das Obst, die Beeren oder die Nüsse vergammeln, kann man sie doch besser selbst pflücken. Natürlich gilt das nicht für Pflanzen auf Privatgrundstücken, denn die „Mundräuber“ wollen auf keinen Fall zum Räubern auffordern. Aber zum sinnvollen Verwerten, zum Natur entdecken und - natürlich - zum Genießen.

Dabei rufen die Mundräuber auf, Regeln zu beachten, die eigentlich selbstverständlich sein sollten: „Stellt vor dem Eintragen bzw. Ernten sicher, dass keine Eigentumsrechte verletzt werden“ oder „Geht behutsam mit den Bäumen, der umgebenden Natur und den dort lebenden Tieren um“ oder „Teilt die Früchte eurer Entdeckungen und gebt etwas zurück“ und, als Anregung: „Engagiert euch bei der Pflege und Nachpflanzung von Obstbäumen.“

Pfleglich mit der Natur umgehen

Regeln, die auch Volker Heimann, Leiter des Amtes für Umwelt und Grün, jederzeit unterschreiben würde: „Wenn in der Landschaft gelegentlich etwas Wildobst wächst und jemand das erntet, haben wir noch nie was gesagt.“ Ärgerlich sei es nur, wenn die Leute beim Ernten Äste abbrechen. Das müsse ja nun nicht sein.

Aber ansonsten sieht er den Mundraub ähnlich wie das Pilze sammeln im Wald. Das gelte - analog zu den Pilzen - auch für das Erkennen der Früchte: Was man nicht kennt, nimmt man nicht mit. Für den eigenen Bedarf und mit Rücksicht auf die Natur sei das alles vollkommen in Ordnung, so Heimann: „Wir wollen da jetzt nichts organisatorisches Aufbauen.“