Duisburg. Auch für Wolfgang Wiechert hat Corona den Alltag an der Rheinoper auf den Kopf gestellt. Diesmal mussten die Sänger ganz schnell lernen.

Opernarien in Corona-Zeiten – das hat auch die Arbeit von Studienleiter Wolfgang Wiechert und den Repetitoren an der Deutschen Oper am Rhein auf den Kopf gestellt. Das Team ist dafür zuständig, dass die Solisten ihre Partie bereits zu Beginn der Proben mit dem Regisseur auswendig singen können. Normalerweise ist das ein langer Prozess, diesmal musste alles ganz schnell gehen.

Im Februar war Wolfgang Wiechert noch in einer Phase des Hochgefühls, denn er konnte in Düsseldorf zwei Aufführungen von Händels „Alcina“ dirigieren, an deren Einstudierung er eng beteiligt war. Dann im März die Schließung der Häuser in Düsseldorf und Duisburg. „Wir hatten anfangs die Hoffnung, vor der Sommerpause doch noch spielen zu können und die neue Saison so zu beginnen, wie sie schon lange geplant war“, so Wiechert. „Doch schon bald begann die Intendanz mit alternativen Planungen.“

Eine Hygieneregel: Sechs Meter Abstand zwischen Sänger und Pianist


https://www.waz.de/kultur/haendels-alcina-an-duesseldorfs-rheinoper-als-arienkonzert-id228439123.htmlAnfang Juni lag der neue Spielplan als Arbeitsgrundlage vor. Für Wiechert und sein Pianisten-Team ging es nun darum, die Sängerinnen und Sänger kurzfristig auf ihre Rollen vorzubereiten – mit den neuen Hygieneregeln: Sechs Meter Abstand zwischen Pianist und Solist, zum Teil zusätzliche Kunststoffscheiben, Lüften nach jeder Sitzung, Flügel desinfizieren. „Unser Ziel war, dass jeder Solist seine Partie mindestens einmal am Klavier durchsingen kann. Wer wollte, konnte diese Sitzung aufnehmen, damit er in den Theaterferien zwischen Ende Juni und Mitte August eigenständig seine Rolle lernen kann.“

Musikalische Aktionen sollten Kontakt zum Publikum halten

Wiechert und seine Pianisten haben die Corona-Zeit für musikalische Aktionen genutzt, um den Kontakt zum Publikum zu halten: Für den Video-Clip von Beethovens „Ode an die Freude“ zum Europa-Tag nahm Wiechert gemeinsam mit Jesse Wong die Klavierspur auf. Mehrere Solisten filmten ihren Gesangsbeitrag zu Hause und vereinten sich dann im Zusammenschnitt zu einem Chor. Der Abendsegen aus Humperdincks „Hänsel und Gretel“ wurde als Mitsingaktion fürs Publikum angeboten. Und die Sängerinnen und Sänger traten mit einem Pianisten in Innenhöfen von Pflegeeinrichtungen auf.


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Der neue Spielplan für September bis Dezember begeistert Wiechert total: „Eine Oper wie Boris Blachers ,Romeo und Julia’ ist eine große Entdeckung. Dass wir sie jetzt direkt nach Gounods ,Roméo et Juliette’ spielen, macht sie besonders spannend. Ich würde mir wünschen, dass solche Formate auch in den Zeiten nach Corona den Spielplan bereichern.“

„Tristan und Isolde“ in Duisburg: pro Akt ein Abend

Als Dirigent wird Wiechert in der nächsten Saison die Produktion „Vissi d´Arte – Eine Liebeserklärung an die Opernbühne“ leiten, die ab 26. November in Duisburg gespielt wird. In der Collage mit Szenen aus Opern von Puccini, Verdi, Wagner, Strauss und Offenbach geht es unter anderem um Spielarten der Nähe, die in Zeiten von Corona nicht in der üblichen Form erlaubt sind.


https://www.waz.de/staedte/duisburg/wagners-siegfried-live-aus-der-duisburger-mercatorhalle-id229456994.htmlAls zentrales Werk der nächsten Saison sieht Wiechert Richard Wagners „Tristan und Isolde“ in einer Bearbeitung von Eberhard Kloke für die Rheinoper. Weil es keine Pausen geben darf, wird an drei Abenden (17. bis 19. Dezember) hintereinander jeweils ein Akt gespielt. „Bei Generalmusikdirektor Axel Kober, der ja über eine große Wagner- und Bayreuth-Erfahrung verfügt, ist das Stück natürlich bestens aufgehoben!“